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Ist Stress lebensgefährtlich?
 
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Jasmin



Anmeldungsdatum: 29.11.2010
Beiträge: 77
Wohnort: Bayern

BeitragVerfasst am: 26. Feb 2011 13:18    Titel: Ist Stress lebensgefährtlich? Antworten mit Zitat

Hallo.

Ich weiß, das das hier die falsche Rubrik ist, aber ich finde "Verhaltensbiologie" passt nochimmer am besten von all den Titeln.

Meine Frage ist, ob man durch Stress (wenn er wirklich "heftig" ein bis zwei Stunden anhält) lebensgefährtlich sein kann. Ich meine, kann man dadurch einen Herzinfakt bekommen, weil der Körper einfach nicht mit all den Umwelteinflüssen fertig wird, oder kann sonst etwas passieren?
Und ich meine jetzt auch nicht Stress, weil man mit der Arbeit nicht fertig wird und deswege wochenlang unherhetzt, sondern eher den Stress, den Tiere bekommen, wenn man sie plötzlich ihrer natürlichen Umgebung entreißt, einsperrt und sonst wie verwirrt. Also Sachen, die recht schnell passieren.

Viele Grüße,
Jasmin

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von Edward Estlin Cummings (1894 - 1962)
jörg



Anmeldungsdatum: 12.12.2010
Beiträge: 2107
Wohnort: Bückeburg

BeitragVerfasst am: 26. Feb 2011 14:38    Titel: Antworten mit Zitat

Kurze Antwort: Ja, kann er.

Lange Antwort:
Stress bedeutet wörtlich übersetzt soviel wie "Druck, Anspannung" und man kann verschiedene Dimensionen unterscheiden:
zellulären Stress, physischen Stress und psychischen Stress.

Stress beeinflusst natürlich vegetative Prozesse. Abhängig von der Art des Stresses können verschiedene Ebenen dabei betroffen sein.

Mache dir nur klar, dass Stress "extreme Belastungssituationen", die auch eine einzelne Zelle betreffen können, darstellt.

Es gibt Einzeller, die z.B. bei "Überbevölkerungsstress" bestimmte "Gifte" in ihre Umgebung sezernieren, die dann tödlich wirken oder schalten sogar ein "Selbstzerstörungsprogramm" ein. Sie nehmen dabei also den "Selbstmord" in Kauf.
Jedes Lebewesen kennt Stress, bei Pflanzen kämen als Auslöser z.B. Dürre, Schädlingsbefall oder "Smog" u.v.a. in Frage.
Bei Menschen (und anderen Säugetieren) wird die Intensität des Stresses mit z.B. Alterungsprozessen in Verbindung gebracht, wobei die wohl am besten untersuchte Stressform auf zellulärer Ebene der sog. "oxidative Stress" ist. Dieser beschreibt eine Stoffwechsellage, bei der über das physiologische Mass hinaus reaktive Sauerstoffradikale anfallen, die dann im schlimmsten Fall den Zelltod einleiten (interessanterweise schalten die Zellen dann ein "Selbstmordprogramm" an) oder auch Krebsentstehung begünstigen können.

Weitere stressauslösende Faktoren können Krankheiten, wie z.B. Viren- oder Bakterienbefall, Medikamente oder Gifte, Unterernährung oder Flüssigkeitsmangel sein.
Auf zellulärer Ebene kann Stress also selbstverständlich zum Tode führen, wenn die Kompensationsmechanismen erschöpft sind. Jedoch versucht die Zelle zuerst, damit umzugehen und die anfallenden Radikale in dem Beispiel zu entsorgen.

Es gibt Theorien, nach denen jede Stressform auf zellulärer Ebene in einem oxidativen Stress mündet.


Auch z.B. ein Sprung in allzu kaltes Wasser wäre eine Form allerdings des physischen Stresses, der weiterhin durch grosse Druck- oder Temparaturschwankungen, Schockzustände (wieder z.B. im Zuge einer Infektion oder auch durch einen Herzinfarkt oder eine nervale Dysregulation) usw. ausgelöst werden kann und durchaus zu einem Versagen lebenswichtiger Funktionen und damit zum Tode führen kann.

Als krasses und historisch prägendes Beispiel seien hier auch die vielen "Stressversuche" der Nazis angeführt, die Menschen durch das Aussetzen in verschiedenste physische Extremsituationen in den unmittelbaren Tod getrieben haben.

Beim "psychologischen Stress" ist ein unmittelbares Todesereignis nach meinem Wissen nicht beschrieben (ausser dem aus der als unerträglich empfundenen Belastung gewählten Freitod), jedoch kommt es auch hier zu hormonellen Dysbalancen, die dann wiederum das Auftreten von physischen Faktoren begünstigen. Das Immunsystem wird z.B. unterdrückt, wodurch das Auftreten von Krankheiten oder die Krebsentstehung begünstigt werden können, die dann im Extremfall auch tödlich sein können. Durch einen während des Stresses bedingten Bluthochdruck kann es zu Organschäden kommen usw. usf...
Damit wäre die Folge eines anhaltenden psychischen Stresses womöglich ein physischer Stress, der wiederum einen zellulären Stress zur Folge haben kann.

Für alle Stressformen gilt ähnliches, ein Individuum hat bestimmte Kompensationsmechanismen zur "Stressbewältigung". Sind diese erschöpft, kommt es zu spürbaren Auswirkungen des Stresses.
Der "Stressresistenz" eines Individuums liegen sowohl genetische als auch erworbene Faktoren zugrunde.
Bei dem psychischen Stress scheint dabei v.a. eine Erziehungskomponente (intellektuelle Ressourcen zur Stressbewältigung?) zu dominieren.
Auch der physische Stress verfügt neben einer genetischen über eine trainierte Komponente.
Ein Sportler wird bei dem o.g. Sprung ins kalte Wasser mit Sicherheit mit einer geringeren Wahrscheinlichkeit einen Herzinfarkt erleiden als beispielsweise ein übergewichtiger Alkoholiker.
Bei der zellulären Stressantwort überwiegt die genetische Komponente, durch Training lässt sich hier nur ein äusserst geringer Einfluss nehmen (Der Alkoholiker "gewöhnt" sich zwar mit der Zeit an den Alkohol, jedoch bleibt dieser genauso giftig, wie immer).

Abschliessend ein Beispiel aus der Tierwelt: Kommt ein Fuchs in einen Hühnerstall, sterben die meisten Hühner nicht durch das Gebiss des Fuchses, sondern durch einen stressbedingten Herz- Kreislaufstillstand, da sie der Möglichkeit davonzulaufen beraubt sind. Tiere in Gefangenschaft sind meist stressanfälliger als solche in freier Wildbahn.

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Jasmin



Anmeldungsdatum: 29.11.2010
Beiträge: 77
Wohnort: Bayern

BeitragVerfasst am: 27. Feb 2011 08:51    Titel: Antworten mit Zitat

Oh wow, danke für diese ausführliche Antwort!

Zitat:
Stress beeinflusst natürlich vegetative Prozesse

Was meinst du mit vegitativ? Ich kenn nur das vegitative und automone Nervensysthem. Aber ich denk mal, damit hat es recht wenig zu tun, oder?

Viele Grüße,
Jasmin

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jörg



Anmeldungsdatum: 12.12.2010
Beiträge: 2107
Wohnort: Bückeburg

BeitragVerfasst am: 27. Feb 2011 11:18    Titel: Antworten mit Zitat

Doch, hat es durchaus.

Der Begriff "vegetativ" leitet sich von dem lateinischen Wort "vegare" ab, das soviel wie "beleben" oder "anreizen" bedeutet (Davon leiten sich übrigens auch die Begriffe Vegetarier und Veganer ab).
Vegetativ heisst demnach soviel wie "belebend, anreizend" und beschreibt bei Säugetieren die "autonomen Lebensleistungen", also diejenigen Lebensleistungen, die unwillkürlich ablaufen.
Dazu gehören: Regulation des Stoffwechsels, Blutdruckes, Wasserhaushaltes, Elektrolyt- (also "Salz") Haushaltes, Säure- Base- Status, Herzfunktion, Atmung, Verdauung usw....

Bei Pflanzen und Einzellern versteht man darunter zusätzlich die ungeschlechtliche (vegetative) Fortpflanzung (z.B. durch "Ableger") im Gegensatz zu der geschlechtlichen (generative Fortpflanzung).

Der Zusammenhang zum vegetativen Nervensystem besteht insofern, dass diese Funktionen u.a. darüber reguliert werden, gemeint sind hier aber nicht nur die Aktivitäten des vegetativen Nervensystems, sondern ebenso die vegetativen Funktionen (s.o.) an sich. Neben dem vegetativen Nervensystem trägt auch die hormonabhängige Kommunikation zwischen den Zellen zum Erhalt dieser Funktionen bei.

Während nun der zelluläre Stress unmittelbar Einfluss auf den Zellstoffwechsel nimmt (und erst in der Folge ein physischer Stress auftritt, wenn genügend Zellen betroffen sind, z.B. beim Leberversagen durch z.B. bestimmte Gifte), geraten beim physischen Stress in erster Linie Funktionen wie Herz- Kreislaufsystem, Nierenfunktion, Atmung usw. und damit z.B. der Säurestatus oder das "Salz"- oder Zuckergleichgewicht durcheinander. In der Folge (also nach Erschöpfung der "Bewältigungsmöglichkeiten") gerät dann auch der Zellstoffwechsel "durcheinander", was zum zellulären Stress führt. Durch z.B. Herz- Kreislaufversagen kann jedoch schon vorher der Tod eintreten. Hier spielt auch das vegetative Nervensystem eine entscheidende Rolle.

Psychischer Stress wirkt auf das Vegetativum über das vegetative Nervensystem (auch insofern ist das mitgemeint). Der Unterschied zum physischen Stress besteht vor allem darin, dass kein unmittelbar auf dieses System wirkender Einfluss besteht wie z.B. bei dem o.g. Temparaturwechsel, sondern eine "Anregung" durch das zentrale Nervensystem.
Beim physischen Stress löst also das vegetative Nervensystem den Stress (eher reflektorisch) aus, den man dann auch psychisch empfindet, während beim psychischen Stress ein "seelisches" Ungleichgewicht das vegetative Nervensystem "aktiviert".

Das vegetative Nervensystem und die Hormonregulation spielen also eine Schlüsselrolle in der "Stressantwort" eines Körpers.

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Jasmin



Anmeldungsdatum: 29.11.2010
Beiträge: 77
Wohnort: Bayern

BeitragVerfasst am: 04. März 2011 15:20    Titel: Antworten mit Zitat

Danke für diese sehr ausführliche Antwort!
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SiKlaus
Gast





BeitragVerfasst am: 07. Dez 2020 09:18    Titel: Antworten mit Zitat

Meiner Meinung nach kann Stress lebensgefährlich sein, da der Blutdruck ständig ganz weit oben ist. Hier kann aber CBD Abhilfe schaffen. Dazu einfach folgendes CBD Öl nutzen, bzw. den folgenden Artikel ganz genau lesen smile -> https://mycannaby.com/blogs/magazin/cbd-gegen-bluthochdruck-naturliche-alternative
Kertane



Anmeldungsdatum: 09.05.2017
Beiträge: 50

BeitragVerfasst am: 11. Dez 2020 17:00    Titel: Antworten mit Zitat

Oha das klingt ja wirklich nicht gut. Ich versuche auch meinen Stress zu reduzieren, aber in vielen Berufen ist das einfach nicht möglich.
Valentin01



Anmeldungsdatum: 29.12.2020
Beiträge: 2

BeitragVerfasst am: 29. Dez 2020 23:29    Titel: Antworten mit Zitat

tack
SiKlaus
Gast





BeitragVerfasst am: 23. Jan 2021 07:44    Titel: Antworten mit Zitat

Auch Wasser trinken kann helfen. Dazu kannst du dir einen solchen Wassersprudler kaufen!
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