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Firelion
Anmeldungsdatum: 27.08.2009 Beiträge: 1878
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Verfasst am: 19. Nov 2012 15:32 Titel: Mediainfarkt- warum Blickparese? |
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Hi,
die Okulomotorik wird ja durch die Hirnnervenkerne III, IV und VI vermittelt deren Kerngebiete im Mesencephalon (III, IV) oder in der Pons (VI) liegen.
Der Hirnstamm wird von der Arteriae vertebrales bzw der Arteria basilaris versorgt, oder?
Wieso führen dann Infarkte der Arteria media, die den lateralen Anteil des Großhirns versorgt, zu Blickparesen? Werden die Kerngebiete auch von der A. media versorgt? Oder liegt das Problembei der Minderversorgung des motorischen Cortex? Aber warum sind denn nicht alle Augenmuskeln beeinträchtigt?
LG und Danke
Firelion _________________ It is well known that a vital ingredient of success is not knowing that what you’re attempting can’t be done - Terry Pratchett |
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Firelion
Anmeldungsdatum: 27.08.2009 Beiträge: 1878
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Verfasst am: 19. Nov 2012 18:50 Titel: |
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Ergänzung:
Ah ok, wenn ich es richtig verstanden hab, liegt das vordere Augenfeld (BA 6 oder 8) im Versorgungsgebiet der A. media.
Ein Ausfall diees Versorgungsgebiet zerstört die zentrale Kontrolle über die Augenbewegung weswegen Sakkaden oder Folgebewegungen nicht möglich sind. Das Auge bleibt zur geschädigten Seite gedreht, dass heißt die Parese zeigt den Herd an. Da dies eine Bewegung nach lateral ist, gehe ich davon aus, dass der Musculus abduceens (VI) dafür verantwortlich ist. Warum überwiegt hier ohne corticale Kontrolle dessen Aktivität?
Weil die Hirnnnervenkerne an sich nicht im Versorgungsgebiet der A. cerebri media sondern im Stromgebiet der A. vertebralis bzw basilaris liegen, gehe ich davon aus, dass diese intakt sind. Das heißt die Pupillen müssten auch beidseits auf Licht reagieren, oder?
Wenn es jetzt aber zu einem malignen Mediainfarkt also Erhöhung des Hirndrucks aufgrund des sich entwickelnden Ödems kommt, kann auch der Hirnstamm in Mitleidenschaft gezogen werden (zu geringer intracranieller Perfusionsdruck ; Herniation). Dann müssten aber zusätzlich Hirndruckzeichen oder auch Erlöschen der Hirnstammreflexe auftreten, oder? _________________ It is well known that a vital ingredient of success is not knowing that what you’re attempting can’t be done - Terry Pratchett
Zuletzt bearbeitet von Firelion am 20. Nov 2012 12:13, insgesamt einmal bearbeitet |
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jörg
Anmeldungsdatum: 12.12.2010 Beiträge: 2107 Wohnort: Bückeburg
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Verfasst am: 20. Nov 2012 12:02 Titel: |
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Blickparesen bei Hemisphärenläsionen (treten eigentlich nur bei Mediainfarkten auf) entstehen nicht durch selektive Störungen des "frontalen Augenfeldes", also nicht durch unmittelbare Beeinträchtigung der okkulomotorischen Kerngebiete, sondern durch kortikale/subkortikale und thalamische Läsionen und unterscheiden sich von den Blickparesen bei Stammhirnläsionen. Prognostisch ist das Auftreten einer Blickparese eher ungünstig und spricht für einen ausgedehnten Infarkt. Dass es sich um keine selektive Störung handelt, wird klar, wenn man berücksichtigt, dass eine Blickparese häufiger bei rehtsseitigem Insult auftritt und mit räumlichen Wahrnehmungsstörungen einhergehen kann. Bei linksseitigen Insulten entsteht häufiger eine Aphasie. Das hängt mit der unterschiedlichen Verteilung der tertiären Assoziationskortizes in den temporo-parietalen Feldern zusammen. Welche Muskeln da genau wie gelähmz sind, kann ich allerdings nicht sagen, da es wie gesagt unselektiv ist.
Du hast recht bezüglich deiner Überlegungen zur Hirndrucksymptomatik und das ist keine Erklärung für die Blickparese bei Hemisphärenläsionen. _________________ RNA?- just another nucleic acid? |
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Firelion
Anmeldungsdatum: 27.08.2009 Beiträge: 1878
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Verfasst am: 20. Nov 2012 12:10 Titel: |
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Ah danke
Im Neurologiebuch stand nur "konjugierte horizontale Blickparese" ohne Erklärung. Also spielen da dann auch die von der Media mit versorgten Basalganglien etc mit rein?
Dann führt der Mediainfarkt eher zu Schäden, die die Bewegungsplanung/Bahnung betreffen, was sich so auch auf die Augenmuskeluatur auswirkt (müssen diese Bewegungen auch erst über die Basalganglien "freigegeben werden" wie bei der sonstigen Willkürmotorik ? )?
Bei einem Infarkt im Basilarisstromgebiet kann man den z.B. Ausfall der Kerngeniete und damit je nach Ausdehnung nur einen Ausfall das III. , IV. oder VI Hirnnerven haben?
Der Mediainfarkt ist dann nach dem Infarkt der Basilaris, der zweit ungünstigte (wenn man jetzt mal die vier großen Gefäße außen vorlässt), oder? Basilaris ist gefährlich wegen dem Hirnstamm und Media wegen dem Großen Versorgungsgebiet? _________________ It is well known that a vital ingredient of success is not knowing that what you’re attempting can’t be done - Terry Pratchett |
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jörg
Anmeldungsdatum: 12.12.2010 Beiträge: 2107 Wohnort: Bückeburg
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Verfasst am: 20. Nov 2012 19:28 Titel: |
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Firelion hat Folgendes geschrieben: | Im Neurologiebuch stand nur "konjugierte horizontale Blickparese" ohne Erklärung. Also spielen da dann auch die von der Media mit versorgten Basalganglien etc mit rein? |
Nee, es geht da v.a um die parietalen Augenfelder.
Hier mal ein Zitat aus einem Neurologie-script dazu:
Zitat: | Läsionen der parietalen oder frontalen Augenfelder oder ihrer Afferenzen im Großhirn entstehen meist durch größere Mediainfarkte und verursachen eine initiale horizontale Blickparese nach kontralateral mit konjungierter Blickdeviation nach ipsilateral (Patient schaut den Herd an). Im Unterschied zur PPRF (paramediane pontine Formatio reticularis) sind hier nicht die Generatorneurone für Sakkaden betroffen, sondern die Neurone, die Sakkaden triggern bzw. initiieren. Dementsprechend ist vorwiegend die willkürliche Initiierung kontralateraler Sakkaden gestört, während Reflex-Sakkaden noch möglich sind. Das Syndrom bildet sich in der Regel nach 1 - 3 Tagen zurück. Die Funktion wird von den kontralateralen Augenfeldern kompensiert. Oft verbleibt lediglich eine Latenzverzögerung kontralateraler Sakkaden bei normaler Geschwindigkeit. |
Firelion hat Folgendes geschrieben: | Dann führt der Mediainfarkt eher zu Schäden, die die Bewegungsplanung/Bahnung betreffen, was sich so auch auf die Augenmuskeluatur auswirkt (müssen diese Bewegungen auch erst über die Basalganglien "freigegeben werden" wie bei der sonstigen Willkürmotorik ? )? |
Das stimmt soweit, ausser dass die Basalganglien da primär nichts mit zu tun haben, sondern eher die Assoziationskortices.
Firelion hat Folgendes geschrieben: | Bei einem Infarkt im Basilarisstromgebiet kann man den z.B. Ausfall der Kerngeniete und damit je nach Ausdehnung nur einen Ausfall das III. , IV. oder VI Hirnnerven haben? |
Ja, das ist möglich.
Firelion hat Folgendes geschrieben: | Basilaris ist gefährlich wegen dem Hirnstamm und Media wegen dem Großen Versorgungsgebiet? |
Auch das kann man so sagen, wobei ich ein vollständiges "locked-in-Syndrom" extrem gruselig finde... _________________ RNA?- just another nucleic acid? |
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Firelion
Anmeldungsdatum: 27.08.2009 Beiträge: 1878
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Verfasst am: 20. Nov 2012 19:36 Titel: |
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Ah danke.
ich bin mir immer noch nicht ganz sicher, ob ich das "konjugiert" verstehe. Ist damit gemeint, dass eine Schaden links das rechte Auge betrifft, welches in der Folge nach links schaut? Also gilt das Prinzip der kreuzende bahnen auch für die Augenbewegungen? _________________ It is well known that a vital ingredient of success is not knowing that what you’re attempting can’t be done - Terry Pratchett |
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jörg
Anmeldungsdatum: 12.12.2010 Beiträge: 2107 Wohnort: Bückeburg
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Verfasst am: 20. Nov 2012 19:57 Titel: |
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Eine konjugierte Blickdeviation bezeichnet eine gleichsinnige Bewegung beider Augen in dieselbe Richtung (also ohne Schielen). Sie tritt unwillkürlich und anfallsartig auf, kann aber durch Auslösen des vestibulookkulären Reflexes (z.B. passive Kopfdrehung) überwunden werden, weil die Reflexe ja unbeeinflusst bleiben. Beim Infarkt besteht sie in die Richtung der Läsion (also meistens Blick nach rechts, weil ein rechtsseitiger Infarkt häufiger damit vergesellschaftet ist).
Sie kann auch bei fokalen epileptoiden Anfällen auftreten, erfolgt dann jedoch zur gesunden Seite. Bei pontinen Läsionen ist sie auch zur Seite der Läsion gerichtet, kann jedoch reflektorisch nicht überwunden werden.
Soweit dieser kleine Ausflug in die Differentialdiagnose der konjugierten Blickdeviation... _________________ RNA?- just another nucleic acid? |
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Firelion
Anmeldungsdatum: 27.08.2009 Beiträge: 1878
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Verfasst am: 20. Nov 2012 22:06 Titel: |
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Ah:
also, wenn jetzt jemand einen Mediainfarkt rechts hat, dann kann es zu
1: Hemiparese linkls je nach Ausedehnung mit brachiofaszialer Betonung (wegen der Somatopie auf M1) oder komplett
2: Sensibilitätsstörungen links analog zu 1.
3: falls rechts nicht dominant ist (bei den meisten) zu Neglect links (uni- oder multimodal)
4: Aphasien falls rechts dominant ist (selten)
5: Wenn es sehr auasgedehnt ist zu Sehstörungen links (wegen Beteiligung am Okzipitallappen)
und 6: Wenn es ausgdehnt iost zur Blickparese nach rechts.
Falls dies der Fall ist wird bei passiver Bewegung des Kopfes nach rechts eine Bewegung der Augen nach links mit Nystagmus nach rechts ausgelöst, oder?
Der VOR ist physiologisch aber, wenn dies bei aktiver Bewegung des Kopfes auftritt ist es pathologisch (wenn nicht ein Objekt fixiert wurde)?
Warum steht in einigen Büchern der VOR sei stets pathologisch?
Damit ist dann aktive Bewegung gemeint, oder? _________________ It is well known that a vital ingredient of success is not knowing that what you’re attempting can’t be done - Terry Pratchett |
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