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Firelion
Anmeldungsdatum: 27.08.2009 Beiträge: 1878
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Verfasst am: 09. Jan 2013 20:52 Titel: Kapsel von pathogenen Bakterien- Immunantwort von Kindern |
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Hi,
bei vielen fakultativ intrazellulären oder extrazellulären Bakterien findet man eine Kapsel. Diese schützt zum einen vor Phagozytose und hemmt zum anderen die Markierung durch C3b und damit die zytotoxische Wirkung von Komplement.
Jetzt gibt es dafür spezialisierte B- Lymphozyten die Marginalzonen B-zellen in der Milz, die Antikörper gegen die Kapselbestandteile bilden können. Diese Zellen sind bei jungen Kindern noch nicht vorhanden, weswegen diese ein höheres Risiko haben an durch Bakterien wie S.pneumoniae oder H. influenzae verursachten Erkrankungen zu erkranken.
Jetzt sind aber viele pathogene Bakterien bekapselt, da dies einer der wichtigsten Pathogenitätsfaktoren ist. Gilt das mit den Marginalzonen B- Zellen für alle Kapseltypern uind alle bekapselte Bakterien?
LG und Danke
Firelion _________________ It is well known that a vital ingredient of success is not knowing that what you’re attempting can’t be done - Terry Pratchett |
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jörg
Anmeldungsdatum: 12.12.2010 Beiträge: 2107 Wohnort: Bückeburg
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Verfasst am: 09. Jan 2013 21:29 Titel: |
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Prinzipiell gilt das für alle Kapseltype, ja. Doch ist die Abwehr mancher Bakterien (Neisserien, H. influenzae u.a.) scheinbar auf diesen immunolgischen Mechanismus stärker angewiesen als die anderer. Das erklärt man sich -soviel ich weiss- mit der T-Zellfunktion. Die Marginalzonen-B-Zellen arbeiten ja relativ unabhängig von T-Zellen (nicht jedoch unabhängig von T-Zellfaktoren). Die Abwehr von Bakterien, die keine oder eine schwache T-Zellantwort auslösen, sind somit stärker darauf angewiesen.
Das sind jedoch schon etwas ältere Hypothesen und da sich auf dem Gebiet viel tut, weiss ich nicht genau, inwieweit die noch aktuell sind.
Aber Splenektomie-Patienten zeigen ja auch eine Infektionsgefährdung durch v.a. S. pneumoniae und seltener durch H. influenzae und N. meningitidis.
Somit scheint unter diesen auch die S. pneumoniae-Abwehr mehr auf diesem Mechanismus zu beruhen als die der anderen beiden. Insofern könnte ich mir auch vorstellen, dass der Kapseltyp einen Einfluss darauf hat, wie sehr dieser Mechanismus Einfluss auf die Abwehr hat. Aber auch das liesse sich von immunologischer Seite mit der T-Zellreaktion erklären. Auch die Makrophagenfunktion wird hier eine Rolle spielen und andere Kriterien der Anfälligkeit der Erreger gegen Mechanismen der unspezifischen Immunantwort (Wie gut lässt sich die Kapsel durch z.B. Neutrophilen-sezernierte Faktoren verdauen?). Aber wie gesagt, damals war das noch hypothetisch und eigentlich nur für S. pneumoniae konnte die Bedeutung der MZ-B-Zellen auch mechanistisch gut gezeigt werden. Es war gerade die Erkenntnis gemacht, dass dieser Abwehrmechanismus relativ T-Zellunabhängig funktioniert.
Aber die Milz ist noch für manche Überraschung gut.... _________________ RNA?- just another nucleic acid? |
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Firelion
Anmeldungsdatum: 27.08.2009 Beiträge: 1878
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Verfasst am: 09. Jan 2013 21:35 Titel: |
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Ah danke
Mich hätte gewundert, wenn Kinder gegen ein dermaßen breites Erreger- Spektrum (praktisch)schutzlos wären. Marginalzonen- B- Zellen können aber nur IgM und IgD, oder?
Ähnlich wie die B1- Zellen im Peritoneum, die die "natürlichen" Antikörper, machen oder? _________________ It is well known that a vital ingredient of success is not knowing that what you’re attempting can’t be done - Terry Pratchett |
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jörg
Anmeldungsdatum: 12.12.2010 Beiträge: 2107 Wohnort: Bückeburg
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Verfasst am: 11. Jan 2013 21:07 Titel: |
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Marginalzonen B-Zellen sind für IgD zunächst negativ, können es aber stark exprimieren. Ein Marker Ig wäre IgM.
Sie gehören aber nicht zu den B1-Zellen wie die in der Peritonealhöhle, sondern zu den B2-Zellen wie die follikulären B-Zellen, obwohl sie CD23 negativ sind. _________________ RNA?- just another nucleic acid? |
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Firelion
Anmeldungsdatum: 27.08.2009 Beiträge: 1878
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Verfasst am: 12. Jan 2013 00:25 Titel: |
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Ah danke
Um nochmal sicher zu gehen:
Follikuläre B- Zellen brauchen entweder T- Zellen zur Aktiverung oder Erreger mit repetitiven Sequenzen bzw Substanzen auf die TLR reagieren (Ersatz des T- Zell- Signals), können aber alle Klassen von Igs machen. Ohne T- Zellhilfe wird normalerweise auch kein sIgM produziert.
B1 Zellen sind im Peritoneum und der Pleura und machen Antikörper gegen bestimmte Antigene ohne diese je gebundebn zu haben und benötigen auch keine T- Helferzellen. Sind die Anti ABO Antikörper beispiele für diese natürlichen Antikörper?
Marginalzonen entstehen wie die follikulären B- Zellen und kommen in der Milz vor. Sie können IgM gegen Zuckerketten bilden ohne T- Zellsignal liegen aber noch nicht bei der Geburt vor.
Stimmt das soweit? _________________ It is well known that a vital ingredient of success is not knowing that what you’re attempting can’t be done - Terry Pratchett |
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jörg
Anmeldungsdatum: 12.12.2010 Beiträge: 2107 Wohnort: Bückeburg
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Verfasst am: 12. Jan 2013 01:43 Titel: |
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Firelion hat Folgendes geschrieben: | Sind die Anti ABO Antikörper beispiele für diese natürlichen Antikörper? |
Nee, die entstehen durch Kontakt mit Darmbakterien, die ähnliche Oberflächenstrukturen aufweisen. Wäre auch sonst gefährlich, da die sich ja sonst auch gegen das eigene Blutgruppenantigen richten können.
Aber Polysachcharidstrukturen können auch Ziele der "natürlichen" AK sein. Daneben fallen mir als Beispiele noch Tumorantikörper und AK gegen Lipidstrukturen ein. _________________ RNA?- just another nucleic acid? |
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Firelion
Anmeldungsdatum: 27.08.2009 Beiträge: 1878
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Verfasst am: 12. Jan 2013 10:43 Titel: |
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Ah Was ich nict verstehe ist woher die B1- Zellen wissen was für Antikörper sie produzieren sollen. Die dürfen ja auch nicht autoreaktiv sein und da muss doch irgendwio eine Sicherung eingebaut sein, da es hier nicht die Aktivierung braucht.
Ist es so, dass sich in der Evolution irgandwann ein Set von Strukturen durchgesetzt hat, die absolut nicht bei uns vorkommen und immer pathogen sind, sodass im Genom schon für diese Antikörper codiert ist und der normale Ablauf bis zur Entwicklung des B- Zell- Rezeptors nicht mehr ablaufen muss?
Und diese Zellen sind dann auf Dauerproduktion eingestellt? _________________ It is well known that a vital ingredient of success is not knowing that what you’re attempting can’t be done - Terry Pratchett |
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jörg
Anmeldungsdatum: 12.12.2010 Beiträge: 2107 Wohnort: Bückeburg
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Verfasst am: 12. Jan 2013 11:26 Titel: |
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Auch Marginalzonen B-Zellen können autoreaktiv sein und sind vermutlich unter anderen B-Zelltypen mit verschiedenen Formen rheumatischer Erkrankungen assoziiert. Zum anderen sind ja auch Tumorantikörper im weiteren Sinne autoreaktiv, nur dass die Strukturen, gegen die sie sich richten, normalerweise nicht auf der Zelloberfläche präsentiert werden und somit auch kein Selektionskriterium sind (bedenke, dass auch MZ-B-Zellen einem Selektionsprozess unterliegen, der hilft, autoreaktivität zu vermindern/vermeiden)
Zur Entwicklung werden 2 Modelle diskutiert, das (1) Abstammungsmodell, das eine eigene Stammzellpopulation postuliert, da solche Stammzellen im fetalen Omentum und der Leber nachgewiesen werden konnten und das (2) Differenzierungsmodell, das die frühe Differenzierung durch BZR-Signale zugrunde legt. Auch hierfür gibt es Indizien: Fetale precursor-Zellen entwickeln sich eher zu B1-Zellen als adulte, obwohl auch adulte experimentell zur Differenzierung in B1-Zellen gebracht werden können.
Das evolutionär etablierte Set an Antikörpern scheint dabei einen Selektionsvorteil zu haben, da es eine schnelle Reaktion ermöglicht. Ausserdem sind B1-Zellen effektive antigenpräsentierende Zellen, die in die lymphatischen Gewebe migrieren können, um dort durch Ag-Präsentation eine effektive adaptive Immunantwort zu initialisieren. _________________ RNA?- just another nucleic acid? |
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Firelion
Anmeldungsdatum: 27.08.2009 Beiträge: 1878
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Verfasst am: 12. Jan 2013 17:46 Titel: |
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Ah also eine Art Schutzwall der auch funktioniert, wenn das adaptive Immunsystem noch nicht funktioniert. Dann haben wir in der ersten Zeit neben den Antikörpern der Mutter auch schon die natürlichen Antikörper als Schutzmechanismus. Dennoch sind kleine Kinder stärker von Infektionen auch durch oppurtunistische Erreger gefährdet, als Erwachsene, weil die Gedächtniszellen, eigene Follikülare und Marginalzonen B- Zellen noch fehlen, manche Erreger wie Toxoplasma gondii und GBS bei der Geburt übertragen werden können und das Immunsystem erst durch Infektionen lernen muss, wann eine TH1 und wann eine TH2 Antwort sinnvoll ist. Im Alter nimmt dann irgendwann die Anfälligkeit wieder zu. Liegt das daran, dass weniger hämotopoietische Stammzellen sich teilen? _________________ It is well known that a vital ingredient of success is not knowing that what you’re attempting can’t be done - Terry Pratchett |
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jörg
Anmeldungsdatum: 12.12.2010 Beiträge: 2107 Wohnort: Bückeburg
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Verfasst am: 14. Jan 2013 20:30 Titel: |
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obwohl ich nicht sicher bin, was GBS bedeuten soll, ist das in den wesentlichen Zügen richtig. _________________ RNA?- just another nucleic acid? |
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Firelion
Anmeldungsdatum: 27.08.2009 Beiträge: 1878
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Verfasst am: 14. Jan 2013 20:47 Titel: |
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Ich meinte, damit Gruppe B Streptokokken. _________________ It is well known that a vital ingredient of success is not knowing that what you’re attempting can’t be done - Terry Pratchett |
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