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Unterschiedliche Toxizitäten in verschiedenen Zelllinien
 
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cajo



Anmeldungsdatum: 26.10.2008
Beiträge: 162

BeitragVerfasst am: 25. Aug 2014 16:33    Titel: Unterschiedliche Toxizitäten in verschiedenen Zelllinien Antworten mit Zitat

Hallo Zusammen,
was könnte - ganz allgemein - der Grund dafür sein, dass bestimmte Zellen unterschiedlich sensibel auf einen chemischen Reiz (z.B. ein Medikament) reagieren? Ich meine nicht unterschiedliche Zelltypen (Nerven-/Hautzelle), sondern den gleichen Zelltyp, aber von verschiedenen Individuen.

Vielleicht wird es mit einem Gedankenexperiment etwas deutlicher: Angenommen ich hätte Zelllinien aus 5 verschiedenen Ratten isoliert und im Anschluss in der Zellkultur die IC50-Werte gegenüber einer Substanz X bestimmt. Die IC50-Werte der einzelnen Zelllinien liegen dann meinetwegen bei 10, 20, 30, 40 und 50 µM.
Wie kann man diesen Unterschied begründen? Also was läuft in Zelllinie 1 (10µM) anders ab als in Zelllinie 5 (50µM)? Was könnte diesen Unterschiede hervorrufen? Was macht eine Zelle auf molekularer Ebene sensitiver bzw. resistenter als andere?

Vielen Dank!!!
Firelion



Anmeldungsdatum: 27.08.2009
Beiträge: 1878

BeitragVerfasst am: 25. Aug 2014 16:51    Titel: Antworten mit Zitat

Hi,

ich würde den Grund in der Pharmakogenetik/Pharmakokinetik suchen: also interindividuelle Unterschiede in der Expression und Aktivität bestimmter Enzyme und Transporter.

Vielleicht fehlt Individuum 1 ein bestimmtes Cyp Enzym/ beziehungsweise Transporter so dass die Zelle den Wirkstoff nicht mehr rauswerfen kann bzw. nicht mehr entschärfen, während Individuum 5 besonders viel von diesem Transporter/ Enzym hat und daher der Wirkstoff praktisch nicht wirkt.

Je nach Transporter/Enzym gibts da interindividuell beim Menschen große Unterschiede. Diese Erklärung fände ich für Leber/Nieren/ Darm/Lunge (das sind die Organe die besonders am Stoffwechsel von Xenobiotika beteiligt sind und besonders viele Transport haben) bzw. bei Tumorzellen (die haben viele von den Transportern, die die Wirkstoffe aus der Zelle rausshmeißen (die meisten wurden in Tumoren entdeckt) wahrscheinlich.


Eine zweite denkbare Möglichkeit wäre das Target selbst. Je nachderrm wie stark das Individuum das Target exprimiert braucht es eine unteraschiedliche Dosis um einen Effekt zu erzielen. Ich kann mir gut vorstellen, dass unterschiedlixche Ratten unterschiedlich viel von einem Target exprimieren bzw das Target eine unterschiedliche Aktivität hat. Wenn Ratte 1 jetzt sagen wir 100 U Aktivität vom Enzym X hat und Ratte 5 500, ist die Dosisdes Medikaments die ausreicht um die Aktivität soweit zu senken, dass es tödlich für die Zellen ist bei Ratte 1 eher erreicht als bei Ratte 5.

LG Firelion

_________________
It is well known that a vital ingredient of success is not knowing that what you’re attempting can’t be done - Terry Pratchett
cajo



Anmeldungsdatum: 26.10.2008
Beiträge: 162

BeitragVerfasst am: 26. Aug 2014 16:35    Titel: Antworten mit Zitat

Danke für deine ausführliche Antwort!

Firelion hat Folgendes geschrieben:
Vielleicht fehlt Individuum 1 ein bestimmtes Cyp Enzym/ beziehungsweise Transporter so dass die Zelle den Wirkstoff nicht mehr rauswerfen kann bzw. nicht mehr entschärfen, während Individuum 5 besonders viel von diesem Transporter/ Enzym hat und daher der Wirkstoff praktisch nicht wirkt.

Und woran kann es liegen, dass es so starke Unterschiede in der Genexpression dieser Transporter/Enzym zwischen den einzelnen Zelllinien gibt?

Firelion hat Folgendes geschrieben:
Eine zweite denkbare Möglichkeit wäre das Target selbst. Je nachderrm wie stark das Individuum das Target exprimiert braucht es eine unterschiedliche Dosis um einen Effekt zu erzielen.

Was ist wenn das Target unbekannt ist? Welche Möglichkeiten gibt es, um das Target einer neuartigen Substanz zu identifizieren?

Firelion hat Folgendes geschrieben:
Ich kann mir gut vorstellen, dass unterschiedliche Ratten unterschiedlich viel von einem Target exprimieren bzw das Target eine unterschiedliche Aktivität hat. Wenn Ratte 1 jetzt sagen wir 100 U Aktivität vom Enzym X hat und Ratte 5 500, ist die Dosisdes Medikaments die ausreicht um die Aktivität soweit zu senken, dass es tödlich für die Zellen ist bei Ratte 1 eher erreicht als bei Ratte 5.

Auch hier nochmal die Frage: Wie kommt dieser Unterschied zu Stande? Durch einfache Mutation im Gen, das für Enzym X kodiert? Oder gibt es da noch weitere mögliche Mechanismen?


Gibt es noch weitere Möglichkeiten außer CYP/Transporter und die Targetexpression?

Besten Dank!
cajo
Firelion



Anmeldungsdatum: 27.08.2009
Beiträge: 1878

BeitragVerfasst am: 26. Aug 2014 18:09    Titel: Antworten mit Zitat

zu den Transportern:
Durch Polymorphismen. Die entsprechenden Gene zeichnen sich durch SNPs aus so, dass mehrere unterschiedliche Allele vorhanden sind. Zusätzlich zu den SNPs kann es auch noch zu copy Number Variations kommen. Die Kombination hieraus führt zu unterschiedlichen Phänotypen für das selbe Enzym/Transporter.

Während also die Dosis X vom Wirkstoff von den meisten mit akzeptablen Nebenwirkungen eine akzeptable Wirkung erzielt, gibt es auch einen kleinenA nteil von Patienten bei denen die Wirkung geringer isat, einen Teil von Patienten bei den Nebenwirkungen heftiger sind, einen Teil bei dem der Wirkstoff gar nicht wirkt zu schnell abgebaut wird) und einen Teil von Patienten die echte Probleme kriegen, weil sie den Wirkstoff gar nicht abbauen können.

Es gibt auchein paar Medikamente bei denen vor Einsatz der Phänotyp
bestimmt werden sollte.

Zu den Targets:

Das iast etwas komplizierter da Wirkstoffe mit allem oder nichts interagieren können: Rezeptoren, Kanäle, Transporter, Enzyme, Strukturproteine, DNA, RNA, Lipide, Ionen...

Also an Methoden, die einem einen ungefähren Hinweis geben könnten würden mir qPCR, Westernblot, SILAC einfallen. Damit wüsste man zumindest, ob sich was auf RNA oder Proteineebene tut und was für Gene bzw. Proteine betroffen sind, beziehungsweise kann auch etwas zur Phosphorylierung bestimmter Proteine sagen.

CHIP und CO- IP können hilfreich sein, um eine direkte Wechselwirkung mit DNA oder Proteinen zu zeigen.

Dann gibts noch epigenetische Screens mit denenman auch Methylierung Acetylierung von Promotern testen könnte.

Ansonsten könnte man versuchen die Wirkung aufgrund der Struktur vorherzusagen also, ob es z.B. bestimmte Ionen binden könnte da es ausieht wie ein Chelator. Wie man das allerdings überzeugend beweist weiß ich nicht.

Wie man direkte Interaktion mit Lipiden beweisen könnte weiß ich auch nicht.


Unterschiede in der Enzymaktivität können durch SNPs, CNV und epigenetuische Faktoren zu stande kommern (z.B. Inhibitoion/ induktion durch Nahrungsmittel, Alkohol, Medikamente....)



EDIT:

Fallsed dich interessiert ein wenig mehr zur Pharmakogenetik :
http://www.google.de/imgres?imgurl=http%3A%2F%2Fimg.medscape.com%2Ffullsize%2Fmigrated%2F444%2F804%2Fajhp444804.tab1.gif&imgrefurl=http%3A%2F%2Fwww.medscape.com%2Fviewarticle%2F444804_5&h=478&w=550&tbnid=fPb2who9ib4YtM%3A&zoom=1&docid=qrYgAtLLJ55-4M&ei=3qz8U96OE6Lm4QSDuoHADA&tbm=isch&client=firefox-a&iact=rc&uact=3&dur=792&page=1&start=0&ndsp=20&ved=0CCAQrQMwAA

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jörg



Anmeldungsdatum: 12.12.2010
Beiträge: 2107
Wohnort: Bückeburg

BeitragVerfasst am: 29. Aug 2014 10:06    Titel: Antworten mit Zitat

cajo hat Folgendes geschrieben:
Was ist wenn das Target unbekannt ist? Welche Möglichkeiten gibt es, um das Target einer neuartigen Substanz zu identifizieren?


Das ist heutzutage eher unüblich. Normalerweise kennt man das Target (durch Grundlagenwissenschaftliche Arbeiten) und sucht nach einer Substanz, die (1) daran bindet und (2) dann auch noch den gewünschten Effekt erzielt (Inhibition oder Aktivierung). Dazu durchsucht man riesige Stoffbibliotheken. Vorher kann man noch versuchen, aufgrund ähnlicher, bekannter Targets, chemische oder biochmische Ähnlichkeiten zu untersuchen. Hat man dann Substanzen gefunden, die beide Kriterien erfüllen, durchläuft man einen langwierigen, mehrstufigen Prozess und testet die Substanz in Zellkultur, Tiermodellen usw., bis man damit in die Klinik darf.

Aber früher hat man tatsächlich Substanzen verabreicht, von denen man die Targets nicht kannte, die einfach aufgrund einer beobachtbaren Wirkung am Patienten Einzug in die Medizin erhielten. Populäre Beispiele sind z.B. viele Psychopharmaka. Erst in den letzten Jahren wird die Wirkungsweise mehr und mehr bekannt. Aber einst gehörten auch viele Blockbuster zu dieser Kategorie, da man echte, empirische Wissenschaftskriterien erst vor ca. 40-50 Jahren festgelegt hat. Auch Antibiotika z.B. gehörten dazu: Man beobachtete, dass in der Umgebung gewisser Schimmelpilze keine Bakterien mehr wuchsen und zeigte, dass ein bestimmter Stoff von diesen sezerniert wird, der Bakterienwachstum in der nächsten Umgebung verhindert. Die eigentliche bakterielle Targetstruktur wurde erst viel später identifiziert.

Es gibt also zwei Möglichkeiten: (1) eine spezielle Struktur wird als Krankheitsverursachend identifiziert und man sucht nach Stoffen, die die Arbeit dieser Struktur beeinflussen oder (2) man beobachtet eine Wirkung und erst viel später kann die Wirkungsweise benannt werden.

Ein großer Fortschritt war dabei die Etablierung immunologischer Nachweisverfahren, also der analytische Einsatz von Antikörpern (Immunoblot, IP, ChIP, CLIP, Immunfluoreszenz uva.). Auch therapeutisch werden Antikörper zunehmend eingesetzt. Ergänzt und erweitert wird das Ganze seit neuerer Zeit durch molekulargenetische Nachweisverfahren. Auch diese erhalten nach und nach Eingang in die Therapie (Gentherapie, Antisense-Öligonukleotide usw.).

_________________
RNA?- just another nucleic acid?
InCelligence



Anmeldungsdatum: 08.09.2014
Beiträge: 5
Wohnort: Bremen

BeitragVerfasst am: 16. Sep 2014 15:37    Titel: Epigenetik und Alter Antworten mit Zitat

Hi,

ein weiterer Grund für solche Unterschiede kann auch die Epigentik und das "Alter" des Spenders sein. Viele Gene werden im Verlauf des Lebens auch epigenetisch durch Methylierung und Acetylierung reguliert. DAs bekannteste Beispiel ist wohl die Lactose-Intoleranz, die bei Erwachsenen durch das Abschalten eines Gens entsteht.

Außerdem "altern" Zellen im Körper und in der Kultur. Bei Primärzellen nennt sich das Seneszenz. Diese wird hauptsächlich durch die Verkürzung der Telomere bei den Teilungen bedingt. Dadurch werden viele Prozesse verändert und am Ende teilen sich die Zellen nicht mehr. Interessanterweise ist es so, dass die Isolation der Zellen die Entwicklung solcher Anzeichen beeinflussen kann. Zellen von unterschiedlichen Spendern können also oft sehr unterschiedlich reagieren.
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