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Seehund
Anmeldungsdatum: 10.09.2013 Beiträge: 10
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Verfasst am: 21. Nov 2014 16:42 Titel: Warum sieht man nach längerer Zeit im Dunkeln besser? |
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Hey, hab mal ne Frage zur Dunkeladaption.
Wenn man sich längere Zeit in der Dunkelheit befindet, kann man ja recht gut weniger starke Lichtreize wahrnehmen. Befindet man sich aber nur kurz in der Dunkelheit, müssen die Reize stärker sein, damit man sie wahrnehmen kann.
Meine Frage ist: Woran liegt das?
Im Internet habe ich dazu folgendes gefunden:
In der Dunkelheit liegt das Retinal ja in der 11cis-Form vor und kann besser Licht absorbieren, nach längerer Zeit liegt dann mehr 11cis-Retinal vor, und somit kann noch mehr Licht absorbiert werden.
Aber ich dachte, dass nur, wenn das Retinal in der trans-Form vorliegt, man auch etwas als "Hell" erkennt. Verstehe nicht, was die 11cis-Form bei Dunkelheit dann bringt, auch wenn sie mehr Licht absorbieren kann.
Lieben Gruß |
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Daniel35
Anmeldungsdatum: 10.09.2012 Beiträge: 511
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Verfasst am: 21. Nov 2014 20:01 Titel: |
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cis-Retinal wird durch Lichtabsorption in trans-Retinal überführt. Das führt zur Reizbildung. |
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Seehund
Anmeldungsdatum: 10.09.2013 Beiträge: 10
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Verfasst am: 22. Nov 2014 17:06 Titel: |
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Aber dann müsste man doch nach längerer Zeit im Dunkeln viel schlechter sehen, da ja viel cis-Retinal vorliegt, das dann erst wieder in trans-Retinal umgewandelt werden muss, damit man den Lichtreiz wahrnehmen kann und nach kürzerer Zeit im Dunkeln müsste man besser sehen, da bei kürzerer Zeit im Dunkeln noch mehr trans-Retinal vorliegt.
Aber es ist ja in Wirklichkeit umgekehrt und ich kann mir einfach nicht erklären, warum. |
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Daniel35
Anmeldungsdatum: 10.09.2012 Beiträge: 511
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Verfasst am: 23. Nov 2014 10:45 Titel: |
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Seehund hat Folgendes geschrieben: | Aber dann müsste man doch nach längerer Zeit im Dunkeln viel schlechter sehen,
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Im Dunkeln sieht man sowieso schlecht.
Zitat: |
da ja viel cis-Retinal vorliegt, das dann erst wieder in trans-Retinal umgewandelt werden muss, damit man den Lichtreiz wahrnehmen kann
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Genau das passiert ja, sobald Licht die Rezeptoren erreicht.
Zitat: |
und nach kürzerer Zeit im Dunkeln müsste man besser sehen, da bei kürzerer Zeit im Dunkeln noch mehr trans-Retinal vorliegt.
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trans-Retinal reagiert aber nicht auf weiteres Licht.
Wann kannst du besser Mäuse fangen? Wenn die Mäusefallen zugeschnappt sind (trans) oder wenn sie gespannt sind (cis)?
Was du beschreibst ist der Fall, dass man stark durch Licht geblendet wurde und dann einen dunklen Raum betritt. Dann "sieht" man vielleicht Sterne oder Flecken, aber bestimmt nicht, was sich im Raum befindet. |
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PaGe Moderator
Anmeldungsdatum: 19.03.2007 Beiträge: 3549 Wohnort: Hannover
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Verfasst am: 23. Nov 2014 12:04 Titel: |
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Die Frage geht er in die Richtung der Dunkel-Adaption.
Die Stäbchen sind sehr lichtempfindlich und können sich an die Lichtverhältnisse anpassen. Wie das genau geschieht, kann ich dir aber auch nicht sagen. _________________ Die deutsche Rechtschreibung ist Freeware, du darfst sie kostenlos nutzen. Aber sie ist nicht Open Source, d. h., du darfst sie nicht verändern oder in veränderter Form veröffentlichen. |
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Daniel35
Anmeldungsdatum: 10.09.2012 Beiträge: 511
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Verfasst am: 23. Nov 2014 15:26 Titel: |
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Durch Regulation des cis-Retinalgehaltes. Die Regeneration in den Pigmentzellen dauert einige Minuten. |
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PaGe Moderator
Anmeldungsdatum: 19.03.2007 Beiträge: 3549 Wohnort: Hannover
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Verfasst am: 23. Nov 2014 16:32 Titel: |
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Und wie wird das genau reguliert? _________________ Die deutsche Rechtschreibung ist Freeware, du darfst sie kostenlos nutzen. Aber sie ist nicht Open Source, d. h., du darfst sie nicht verändern oder in veränderter Form veröffentlichen. |
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jörg
Anmeldungsdatum: 12.12.2010 Beiträge: 2107 Wohnort: Bückeburg
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Verfasst am: 26. Nov 2014 18:29 Titel: |
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Womöglich sollte zunächst voran gestellt werden, dass das all-trans-Retinal, nachdem es durch ein Photon zu ebendiesem isomerisiert wurde, von dem Opsin "getrennt" wird, das Rhodopsin wird also quasi abgebaut und steht dann erst einmal nicht mehr zur Verfügung. Hieran sind einige Enzyme beteiligt.
Begibt man sich nun in die Dunkelheit, sieht man zunächst (fast) gar nichts. Das liegt daran, dass man noch im "Modus" des photopischen Sehens ist: Vorwiegend Zapfen-Sehen, da die Stäbchen eine so geringe Reizschwelle haben, dass ihr Rhodopsin bei Tageslicht quasi kontinuierlich in zerfallener Form vorliegt. Auch die Zapfen haben beim photopischen Sehen einen hohen Rhodopsin-Umsatz.
Wird es nun dunkel, haben die Stäbchen zunächst kein Rhodopsin zur Verfügung und die Reizschwelle der Zapfen ist zu hoch, um durch die geringe Photonendichte noch erregt zu werden: Man sieht zunächst nichts.
Nun können aber die Stäbchen ihr Rhodopsin regenerieren, da es aufgrund der geringeren Lichtintensität nicht sofort wieder abgebaut wird: Man adaptiert.
Auch in den Zapfen steht übrigens mehr Rhodopsin zur Verfügung.
Ferner ist der Rhodopsin-Umsatz im Dunkeln schneller, der Wirkungsgrad der Enzymkette, die den Rhodopsin-Umsatz katalysiert, steigt.
Weitere Mechanismen bei der Dunkeladaption:
Abnahme der lateralen Hemmung und damit Zunahme der rezeptiven Felder (deswegen ist es im Dunkeln unschärfer, sowieso haben die Ganglienzellen der Stäbchen größere rezeptive Felder als die der Zapfen), es konvergieren mehr primäre Sinneszellen auf eine nachgeschaltete Ganglienzelle, es reicht also pro primärer Sinneszelle eine geringere Reizintensität, um eine nachfolgende Ganglienzelle überschwellig zu erregen (Laterale Hemmung ist nämlich nicht nur für die Reizauflösung von Vorteil, sondern auch für Reizadaptation an unterschiedliche Reizstärken).
Nicht zu vernachlässigen ist auch die Pupillenweite, die sich im Dunkeln vergrößert, so dass mehr Licht einfällt. _________________ RNA?- just another nucleic acid? |
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PaGe Moderator
Anmeldungsdatum: 19.03.2007 Beiträge: 3549 Wohnort: Hannover
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Verfasst am: 27. Nov 2014 15:06 Titel: |
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_________________ Die deutsche Rechtschreibung ist Freeware, du darfst sie kostenlos nutzen. Aber sie ist nicht Open Source, d. h., du darfst sie nicht verändern oder in veränderter Form veröffentlichen. |
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