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Influenza-A-Virus H5N1
 
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Evolution
Gast





BeitragVerfasst am: 28. Jan 2013 17:25    Titel: Influenza-A-Virus H5N1 Antworten mit Zitat

Meine Frage:
Ich habe mir heute Nano angeschaut (war eine Wiederholung) und habe da beunruhigendes gehört.

Niederländische Wissenschaftler haben das Vogelgrippe-Virus (das normalerweise nur von Vögeln übertragen wird) so verändert, dass es über die Luft von Säugetier zu Säugetier übertragen werden kann.

Was haltet ihr von solchen Forschungen. Nützt es der Menschheit überhaupt bzw. nützt es mehr, als es vielleicht schaden kann?

Meine Ideen:
Ich bin dieser Forschung gegenüber relativ skeptisch eingestellt.
jörg



Anmeldungsdatum: 12.12.2010
Beiträge: 2107
Wohnort: Bückeburg

BeitragVerfasst am: 28. Jan 2013 20:13    Titel: Re: Influenza-A-Virus H5N1 Antworten mit Zitat

Evolution hat Folgendes geschrieben:

Niederländische Wissenschaftler haben das Vogelgrippe-Virus (das normalerweise nur von Vögeln übertragen wird) so verändert, dass es über die Luft von Säugetier zu Säugetier übertragen werden kann.


Das klang in den Medien so, als hätte jemand am Reissbrett ein Virus entsprechend verändert, das ist aber nicht so. Die Arbeitsgruppe hat zwar ziemlich auf den Putz gehauen und masslos übertrieben - was ja letztlich auch zu einem Publikationsverbot geführt hat, das mittlerweile aber auch aufgehoben wurde - aber es war nicht so, dass jemand ein Virus "designt" hat. Man hat unter bestimmten Bedingungen bestimmte Viren mit bestimmten Eigenschaften selektioniert. Es ist also davon auszugehen, dass Influenza-Viren mit diesen Eigenschaften "da draussen" mehrfach entstehen. Somit wird die Frage aufgeworfen, warum sie nicht unter natürlichen Bedingungen positiv selektioniert wurden. Es kann darauf nur eine Antwort geben, nämlich, dass sie unter natürlichen Bedingungen eben keinen Selektionsvorteil haben, sondern eher das Gegenteil. Ich habe das damals verfolgt und es konnte auch gezeigt werden, dass sie zwar aerogen übertragbar sind, aber aus einem Grund, den ich vergessen habe, sind sie nicht sehr virulent.

Beunruhigend finde ich dabei nicht, dass wir solche Viren selektionieren, sondern eher das Gebaren einiger Wissenschaftler.

Also keine Bange: Es ist nicht so, dass nun plötzlich jeder mit bioterroristischen Ambitionen sich sein eigenes kleines "Super-Virus" herstellen kann.


Evolution hat Folgendes geschrieben:
Ich bin dieser Forschung gegenüber relativ skeptisch eingestellt.


Nur dieser???

_________________
RNA?- just another nucleic acid?
Evolution
Gast





BeitragVerfasst am: 28. Jan 2013 20:28    Titel: Antworten mit Zitat

Vielen Dank für deine Antwort.

Ich hätte noch zwei Fragen.

1. Was bedeutet denn, dass die Viren unter bestimmten Bedingungen selektioniert wurden?

2. Was meinst du mit: "Somit wird die Frage aufgeworfen, warum sie nicht unter natürlichen Bedingungen positiv selektioniert wurden."?
jörg



Anmeldungsdatum: 12.12.2010
Beiträge: 2107
Wohnort: Bückeburg

BeitragVerfasst am: 28. Jan 2013 20:45    Titel: Antworten mit Zitat

Na ja, Viren unterliegen wie Lebewesen auch Selektionsprozessen. Das Darwinsche Stichwort wäre hier das "survival of the fittest". So kommt es, dass sich in der Natur gewisse Typen und Subtypen von Viren durchgesetzt haben, die aufgrund ihrer Eigenschaften begünstigt wurden/werden. So wird ständig aussortiert, was nicht genügend angepasst ist. Auch im Labor findet eine solche Selektion statt, da hier Viren, bevor sie analysiert werden können, mehrere Replikationszyklen durchlaufen. Diese Bedingungen entsprechen aber nun mal nicht denen in der Natur. Im Labor wurden also gewisse Influenza-Viren gefunden, die nun sehr leicht aerogen zwischen Frettchen übertragbar sind und sie wurden analysiert. Dabei hat man z.B. nach Mutationen geschaut, die diese schnelle Übertragbarkeit begünstigen. Man hat sich aber auch angeschaut, wie sie sich im respiratorischen Epithel (also in den "Oberflächenzellen" des Atemtraktes verhalten, wie gut sie replizieren und viele andere Eigenschaften. Dabei fand man z.B., dass sich einige dieser leicht übertragbaren Viren gar nicht so supergut vermehren oder dass sie eben nur diese "Oberflächenzellen" infizieren können und gar nicht so schlimm krank machen oder sie waren in anderen Eigenschaften eingeschränkt, die aber eben für Influenza einen Vorteil bedeuten. Dazu mussten diese Stämme aber weiter angezüchtet werden. Man nimmt also diese Stämme und infiziert damit Tiere. Das allein spiegelt schon die natürliche Situation nicht wieder, da man sich in der Natur mit einem viel umfangreicheren Potpourie verschiedener Stämme infiziert. Diese Stämme können sich nun ungehindert so gut sie es halt können, vermehren, ohne dass da auch noch Stämme sind, die sich besser vermehren und somit das Gros der Viren ausmachen, die in dem Lebewesen vorkommen.

Die Eigenschaft der rasanten Übertragbarkeit steht also auf der einen Seite, auf der anderen stehen dafür gewisse Nachteile, die eben diese Viren mitbringen. Nun könnte man annehmen, dass sich das doch irgendwie kombinieren liesse: Die Übertragbarkeit dieser Stämme und die Pathogenität anderer Stämme. Da diese Stämme aber mit Sicherheit in der Natur schon vorgekommen sind, bleibt die Frage, warum zum einen der Vorteil der schnellen Übertragbarkeit eben diese Stämme nicht begünstigt hat und warum zum Zweiten eine Kombination der Eigenschaften nicht stattgefunden hat. Immerhin ist die Natur in der Lage, Experimente in einem viel grösseren Umfang anzulegen, als wir es sind. Wir sehen ja nur ausschnittsweise Artefakte dessen, was wirklich passiert. Was also ist die Grundlage dafür, dass diese Stämme unter natürlichen Umständen bisher nicht begünstigt wurden? Vorgekommen müssen sie schon sein, denn sonst hätten wir sie nicht gesehen.

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