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PaGe
Moderator


Anmeldungsdatum: 19.03.2007
Beiträge: 3549
Wohnort: Hannover

BeitragVerfasst am: 14. März 2010 20:55    Titel: ökologisches Begriffswirrwarr Antworten mit Zitat

Hi Leute,

ausnahmsweise mal wieder eine Frage von mir:

Wie würdet ihr die Begriffe
- physiologische Potenz
- ökologische Potenz
- ökologische Nische
definieren?


Man findet beim Unterschied zwischen physiologischer und ökologischer Potenz immer den Aspekt des Konkurrenten. Und die ökologische Potenz aller Faktoren wird dann der ökologischen Nische gleichgesetzt.

Meine Versuche/Fragen:
1.) Die physiologische Potenz gibt den Bereich bei einem Faktor an, in dem das Lebewesen leben kann.
Gehört das Pessimum der Toleranzkurven auch dazu? Ich habe bisher beides gefunden. Das Problem ist nur, dass ich keine verünftige Quelle finde/habe, die das klarstellt.
Die Nahrung gehört mE auch dazu, denn ohne Futter kein Überleben. Allerdings findet man auch Definitionen nicht ganz so verlässlicher Quellen, die die physiologische Potenz auf abiotische Faktoren beschränken. Bei Pflanzen kein Problem, bei Tieren schon.
Wie sieht es mit Fressfeinde aus? Einen Einfluss auf die Physiologie haben sie eigentlich nicht, sofern der Organismus nicht irgendwelche Gegenmaßnahmen einleitet.

2.) Die ökologische Potenz gibt den Bereich bei einem Faktor an, in dem das Lebewesen in einem bestimmten Ökosystem leben kann.
Problem: Das verändert sich ständig. Tier 1 kann als Konkurrent Tier 2 aus einem Ökosystem verdrängen. Gibt es dann überhaupt die ökologische Potenz eines Tieres. mE nicht. Sie verändert sich ständig.
Wie sieht es nun mit Fressfeinden aus? Häufig werden nur die Konkurrenten bei den Definitionen angeführt. Sie sind doch aber auch ein zentraler Bestandteil des Ökosystems.
Hat ein Tier mit einer großen (physiologischen) Toleranzbereich, das aber durch eine stenöke Art aus dem Optimumsbereich verdrängt wird, eine große oder kleine ökologische Potenz. Eine große ökologische Potenz könnte man damit begründen, dass das Tier noch einen breiten Toleranzbereich aufweist. Allerdings weicht das Tier doch in einen Bereich aus, in dem es selber nicht gut leben kann. Dann von einer großen ökologischen Potenz zu sprechen, ist da etwas befremdlich.
Die Höhe der Toleranzkurve könnte auch die ökologische Potenz wiedergeben. Dann würde sich halt das Tier durchsetzen, das die höhere Potenz hat. Käme dem Fitnessbegriff sehr nahe. Allerdings habe ich erst eine Internetquelle, die nicht unbedingt vertrauenswürdig ist, gefunden, die das macht. Viel häufiger sieht man aber die erste Beschreibung. Wenn ich mir die Texte im Schulbuch durchlese passt die zweite Definition aber leider nicht, wobei das kein Kriterium sein muss, da da viele Sachen "vereinfacht" werden.

3) Die ökologische Nische. Von allen gehasst, und von den wenigsten vollständig verstanden. Die Definition mit den Präferenden aller abiotischer und biotischer Faktoren einschließlich ihrer zeitlichen Veränderung ist mE die Beste.
Nun aber das Problem: Ist es das ökologische oder das physiologische Präferendum? Wenn es die ökologische Sichtweise ist, müsste sich die ökologische Nische eines Tieres ständig verändern, da sich auch die ökologische Potenz verändert (vgl. 2.: 1.Beispiel). Dann fällt es mir schwer zu sagen, dass eine Art die ökologische Nische einnimmt.
Die andere Variante baut wieder auf der physiologischen Potenz auf. Die verändert sich nicht. Dann könnte man von der ökologische Nische sprechen. Wenn man dann wieder auf das obige Beispiel mit der euryöken und stenöken Art zurückkommt. Überschneiden sich die ökologischen Nischen zwar, aber die Regeln besagt ja, dass keine identischen Nischen besetzt werden können. Identisch sind sie nicht, sodass es richtig bleibt.


Es wäre schön, wenn ihr eure Meinung ebenfalls schreibt und nach Möglichkeit Fachliteratur angeben könntet. Ich befürchte nur, dass in der Literatur die Begriffe immer nur verwendet, aber selten eindeutig definiert werden. Das klassische Problem der Ökologie.

_________________
Die deutsche Rechtschreibung ist Freeware, du darfst sie kostenlos nutzen. Aber sie ist nicht Open Source, d. h., du darfst sie nicht verändern oder in veränderter Form veröffentlichen.
Guest
Gast





BeitragVerfasst am: 22. März 2010 18:54    Titel: ökologisches Begriffswirrwarr Antworten mit Zitat

Ich würde die Begriffe folgendermaßen definieren:

physiologische Potenz: Die Sicherheit von potenziellen Umwelt-oder ökologischen Potenz beschreibt die Fähigkeit einer Art oder Population Schwankungen der biotischen und abiotischen Umwelt in der gleichzeitigen Wirkung des Wettbewerbs im Bereich der Toleranz zu tragen, und mehr zu wachsen und zu reproduzieren.

ökologische Potenz: Umweltrelevante Tätigkeiten von verschiedenen äußeren Faktoren sind von einer Art verschieden.

ökologische Nische: Der Begriff ökologische Nische bezieht sich auf die Rolle einer Art in einem Ökosystem.
PaGe
Moderator


Anmeldungsdatum: 19.03.2007
Beiträge: 3549
Wohnort: Hannover

BeitragVerfasst am: 22. März 2010 20:35    Titel: Re: ökologisches Begriffswirrwarr Antworten mit Zitat

Danke erst einmal für die Antwort.

Guest hat Folgendes geschrieben:
Ich würde die Begriffe folgendermaßen definieren:

physiologische Potenz: Die Sicherheit von potenziellen Umwelt-oder ökologischen Potenz beschreibt die Fähigkeit einer Art oder Population Schwankungen der biotischen und abiotischen Umwelt in der gleichzeitigen Wirkung des Wettbewerbs im Bereich der Toleranz zu tragen, und mehr zu wachsen und zu reproduzieren.

ökologische Potenz: Umweltrelevante Tätigkeiten von verschiedenen äußeren Faktoren sind von einer Art verschieden.

ökologische Nische: Der Begriff ökologische Nische bezieht sich auf die Rolle einer Art in einem Ökosystem.


Die erste Definition ist irgendwie durcheinander geraten. Ökologische Potenz darf da eigentlich nicht drin auftauchen.

So ganz verstehe ich deine Definitionen auch nicht.
Potenz mit Tätigkeiten zu umschreiben?

Die Definition der ökologischen Nische mit der Rolle/Beruf habe ich auch schon häufig gelesen. Allerdings kann ich damit ehrlich gesagt nichts mit anfangen. Sicherlich erfüllen die Lebewesen eine bestimmte Funktion im Ökosystem. Aber mir geht dabei die Biologie (abioische und biotische Faktoren) zu sehr unter. Außerdem ist die Biologie nicht wirklich funktions-/rollenorientiert.
Es gibt einfach bestimmte Rahmenbedingungen, die den Lebewesen ein Überleben ermöglichen. Dazu gehört das Zusammenspiel der verschiedenen Lebewesen und abiotischen Faktoren.
Neozoon wandern in ein Ökosystem ein und "zerstören" es eher. Denen eine Funktion/Rolle im Ökosystem zuzuordnen ist etwas befremdlich auf mich, da vorher auch alle Funktionen/Rollen des Ökosystems besetzt waren. Sie durch eine bessere/potentere Art zu ersetzen, ist sicherlich möglich, aber da stellt sich dann automatisch die FRage, weshalb die Rolle anders besetzt werden soll. Und das führt unweigerlich zu den physiologischen bzw. ökologischen Potenzen. Daher sollte man mE die ökologische Nische auch dadurch definieren.

_________________
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Dom
Gast





BeitragVerfasst am: 26. März 2010 13:13    Titel: Antworten mit Zitat

ökologische Potenz:

Fähigkeit eines Lebewesen/Art/Population, Schwankungen von biotischen und abiotischen Umweltfaktoren bei gleichzeitiger Einwirkung von Konkurrenz innerhalb eines Toleranzbereiches zu ertragen, darüber hinaus zu gedeihen und sich fortzupflanzen. Die ökologische Potenz bezogen auf verschiedene Umweltfaktoren ist von Art zu Art verschieden.

Also in welchem quantitativen Grad verkraftet ein Organismus Temperaturschwankungen, Trockenheit, Säureeinwirkungen.

-> Betrachtungsweise: Aus Sicht des Organismus auf verschiedene Faktoren


physiologischen Potenz:

entspricht der physiologischen unter Abstraktion von Konkurrenzeinflüssen

ökologische Valenz:

Der für einen Organismus wirksame Intensitätsbereich eines Umweltfaktors, innerhalb dessen er leben kann. Sie beschreibt die existenzielle Bedeutung eines Umweltfaktors für ein Lebewesen aus dessen Sicht.

Also in welchem Schwankungsbereich erlaubt die Temperatur die Existenz eines bestimmten Lebewesens.

-> Betrachtungsweise: Aus Sicht der Temperatur auf das Lebewesen.


ökologische Nische:

Funktioneller Begriff, der die ökologische Rolle einer Art in einem Ökosystem bezeichnet. Er beschreibt, welche biotischen und abiotischen Bedingungen für das Überleben dieser Art entscheiden sind. Die ökologische Nische wird durch die ökologische Potenz bestimmt.

Wenn ein Organismus in einem Ökosystem eine bestimmte ökologische Nische einnimmt, so bedeutet dies, dass einerseits die vorherrschenden biotischen und abiotischen Umweltfaktoren dem Organismus seine Existenz (Wachstum, Entwicklung, Vermehrung) ermöglichen, andererseits dieser Organismus auch einen spezifischen Einfluss auf diese Umweltfaktoren ausübt, was diese gegenüber dem Szenario der Nicht-Existenz des Lebewesens verändert und somit die Existenz anderer Organismen im betrachtete Ökosystem beeinflusst.


Der erste Teil gibt jeweils eine Definition (meist aus Wiki) wieder, der zweite dann meine Interpretation davon. Das schlimmste im Studium ist wohl das auswendiglernen unverstandener Definitionen....
PaGe
Moderator


Anmeldungsdatum: 19.03.2007
Beiträge: 3549
Wohnort: Hannover

BeitragVerfasst am: 26. März 2010 20:44    Titel: Antworten mit Zitat

Danke für deine Antwort. Sie bringt mich insofern nicht weiter, da das sicherlich Definitionen sind, die im Netz/Buch kursieren, aber mE einige Unzulänglichkeiten aufweisen.
Räuber haben eine ähnlich große Wirkung auf eine Art wie ein Konkurrent. Wenn dieser nur im Bereich des Optimums der Beute leben kann, kommt es zu ähnlichen Verschiebungen der Potenz, wie bei der Konkurrenz.
Wenn der Konkurrent kaum vorkommt, macht er zwar Konkurrenz, sie fällt aber kaum ins Gewicht, sodass die eigentlich konkurrenzschwächere Art gut leben kann.
=> Mit der ökologischen Potenz kann Phänomene kaum erklären, da sie sich beständig ändert und "zurechtgebogen" werden kann. (Ökologie halt Augenrollen)

Dom hat Folgendes geschrieben:
Der erste Teil gibt jeweils eine Definition (meist aus Wiki) wieder, der zweite dann meine Interpretation davon. Das schlimmste im Studium ist wohl das auswendiglernen unverstandener Definitionen....

Das Problem ist, dass die Ökologie ein Bereich der Biologie ist, in der schon sehr früh geforscht wurde und Hinz und Kunz sich einen Namen machen wollten, indem sie Begriffe einführen, ohne genau zu erklären, was sie darunter verstehen. Gerade die Deutschen beherrsch(t)en es perfekt, viel zu schreiben, ohne dass man es versteht. "Leider" waren die Deutschen damals sehr aktiv, sodass wir nun Ausbaden müssen, dass jeder Schreiber die Begriffe etwas anders verwendet. Außerdem ist es in der Ökologie immer schwierig die ganze Tragweite zu überblicken, da es mit der komplexeste Bereich der Biologie ist. :seufz:
Wenn ich es nicht unterrichten müsste, würde mich das ja nicht stören, aber ich muss darauf bestehen, dass meine Schüler die Begriffe verwenden, muss ihnen aber irgendwie auch mitteilen, dass die Fachwissenschaft die Begriffe kaum klar definieren können. Wie soll man sie aber verwenden, wenn man sie nicht einmal klar definieren kann.

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