Autor |
Nachricht |
Franzi2112
Anmeldungsdatum: 11.12.2010 Beiträge: 1
|
Verfasst am: 11. Dez 2010 14:44 Titel: Rhesus negativ |
|
|
Meine Frage:
Die meisten Menschen in Mitteleuropa sind Rhesus positiv (85%), da Rhesus positiv dominiert gegenüber Rhesus negativ. Wieso gibt es dann in Asien so viele Rhesus negative Menschen, wenn eigentlich Rhesus positiv dominant ist?
Meine Ideen:
Eigentlich ist das gar nicht möglich, weil es unwahrscheinlich ist dass sich ein Erbgang durchsetzt, der nicht dominant ist. |
|
|
chefin Organisator
Anmeldungsdatum: 28.04.2004 Beiträge: 1549 Wohnort: Oberhausen
|
Verfasst am: 11. Dez 2010 21:31 Titel: |
|
|
Na, du schreibst ja selbst, das eine ist in Europa, das andere in Asien. Der Rhesusfaktor ist entweder vorhanden, oder nicht. Klar dominant, denn wenn er auf einem Allel vorhanden ist, ist die Wahrscheinlichkeit 50 %. Offensichtlich ist die Allelfrequenz auf den Kontinenten verschieden.
Die Verteilung der Blutgruppen ist ja auch sehr unterschiedlich auf den verschiedenen Kontinenten. _________________ Wissen ist Macht, Nichtwissen macht machtlos |
|
|
scheng
Anmeldungsdatum: 16.06.2006 Beiträge: 209
|
Verfasst am: 12. Dez 2010 14:25 Titel: |
|
|
Wenn die Mutation, die zu Rhesus positiv führt, in Europa entstanden ist, muß sie erst nach Asien zurückwandern, um sich durchzusetzen. Soviele Europäer sind aber nicht in den letzten fünfz igtausend Jahren nach Asien gezogen, um sich dort fortzupflanzen. Außerdem ist Rhesus positiv nicht gerade ein Fortpflanzungsvorteil.
Warum sollte Rhesus positiv also in Asien häufig sein?
Scehng |
|
|
jörg
Anmeldungsdatum: 12.12.2010 Beiträge: 2107 Wohnort: Bückeburg
|
Verfasst am: 12. Dez 2010 15:13 Titel: |
|
|
Guten Tag,
also das mit den Rhesus- Faktoren ist ein wenig eigentümlich, im AB0- System liegt in jedem Falle eine der Informationen auf jedem Allel, so dass die Kombinationen A0, AA, B0, BB, AB, und 00 möglich sind. Hier sind die Proteine stets dieselben, allein die Anzahl der daran "angehängten" Galactosereste variiert, was dann zur Bildung unterschiedlicher Antikörper führt. Da ähnliche Proteine mit einem gleichen Glykosylierungsmuster auch bei einigen Darmbakterien vorkommt, hat man die Antikörper seit der Geburt (bzw. erhält sie mit der Besiedelung des Darmes), man braucht also nicht erst mit einer anderen Blutgruppe in Kontakt zu kommen.
Anders ist es bei den Rhesusfaktoren. Hier liegen auf den verschiedenen Allelen wirklich andere Proteine und kein Darmbakterium ist im Besitz derselben. Wenn wir von Rhesus pos. oder neg. reden, so betrifft dies ausschließlich den Rhesusfaktor D. Es gibt im Rhesusblutgruppensystem noch andere Faktoren (z.B. E,e, C,c), bei denen der Großbuchstabe für das dominante Gen steht, der Kleinbuchstabe für ein rezessives Gen, beide kodieren jedoch für ein Protein.
Anders bei Rhesus D, hier gibt es entweder D oder gar nichts, d.h. es besteht eine Deletion des D- Gens, bzw. das D- Gen selbst ist eine Insertion. Wir berücksichtigen nur D (nicht C, c, E, e), weil dieses als einziges Gen aus der Rhesus- Familie eine immunologische Relevanz besitzt, d.h. es führt bei Fehltransfusionen zu einer u.U. lebensbedrohlichen Immunreaktion. Antikörper erwerben wir jedoch erst mit dem Kontakt mit Rhesus D+- Blut wenn wir D negativ sind (beachte hierzu den Morbus hämolyticus neonatorum, der erst bei der zweiten Geburt eines D+- Kindes einer D-- Mutter eintritt).
Für die Verteilung eines Gens in einer Population kann man sich die Hardy- Weinberg- Überlegungen hinzuziehen, mit denen man berechnen kann, wie sich ein bestimmtes Gen über eine Bevölkerung von einer bestimmten "Ur- Verteilung" ausgehend, verbreitet. Doch dazu muss dieses Gen in der Population vorhanden sein.
Die Dominanz des Rhesus D- Gens liegt darin, dass jedes Allel gelesen wird und eines reicht, um das Protein auf der Oberfläche der Erythrozyten zu exprimieren, wenn auch weniger davon, als wenn beide Allele D+ sind.
Wenn in einer Population die D- Insertion nicht stattgefunden hat und diese Population sich relativ Reproduktionsisoliert entwickelt hat, so bleibt es eine vorwiegend D-- Population. Anders wäre dies bei den anderen Rhesusfaktoren, wo z.B. von E zu e nur wenige Punktmutationen ausreichen. |
|
|
|
|