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Das menschliche Haupthaar
 
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Fexx



Anmeldungsdatum: 05.11.2011
Beiträge: 279

BeitragVerfasst am: 06. Dez 2011 21:41    Titel: Das menschliche Haupthaar Antworten mit Zitat

Guten Tag!

Warum hat der Mensch eine so seltsame natürliche Kopfbedeckung?
Auf den ersten Blick scheint sie nötig, da sie sowohl wärmt, als auch vor Sonneneinstrahlung schützen kann. So weit, so gut.

Dann ist da aber noch die Tatsache, dass man als Normalsterblicher ständig zum Friseur laufen muss, da einem das Haar sonst bis auf den Boden reichte und wohl ziemlich unpraktisch würde. Zudem gibt es unheimlich viele verschiedene Haartypen (leicht/stark gelockt, filzig, glatt, dicht oder dünn). Und dies alles sieht man einem Menschen sofort an - die Farbe der Haare ist natürlich auch nicht zu vergessen.

Warum aber haben wir nicht einfach ein Fell auf dem Kopf, wie es der Hund am gesamten Körper trägt? Der Isolationseffekt wäre gegeben. Offenbar reicht das aber nicht, offenbar hat unser Haupthaar noch eine weitere Funktion.

Fest steht ja, dass eine ansehnliche Frisur attraktiv macht. Es mag also sein, dass die Haare eine zentrale Funktion bei der Partnervermittlung inne haben. Vielleicht repräsentieren die Kopfhaare - so wie auch der Geruch - bestimmte genetische Eigenschaften und machen dem potentiellen Partner damit deutlich, wie fit die gemeinsamen Nachkommen wären.
Dem würde allerdings widersprechen, dass viele Menschen dazu neigen, ihre naturgegebene Haarpracht zu verfälschen. Und zwar komplett: Von Lockenwicklern über Haarasprays bis hin zu Haarfärbung und Toupets ist schließlich alles dabei.

Was also könnte die Funktion unseres speziellen Haupthaares sein?
Oder ist es womöglich gar nicht so besonders wie ich denke?

Gruß
jörg



Anmeldungsdatum: 12.12.2010
Beiträge: 2107
Wohnort: Bückeburg

BeitragVerfasst am: 06. Dez 2011 22:36    Titel: Antworten mit Zitat

Diese Frage ist nach meiner Auffassung gar nicht konkret zu beantworten und ist auf Spekulationen angewiesen.
Zum einen kann man mit natürlichen Varietäten argumentieren, wenn es um die Haartypen geht.
Betrachtet man die Orte der Anlage, so ist zumindest der Kopf nicht komplett einzukleiden und der Schutz vor Witterungseinflüssen war hier nicht egal. An eigentlich allen anderen Stellen war es mit zunbehmender Bekleidung egal, ob dort Haare wachsen.
Die sexuelle Attraktivität könnte dazu beigetragen haben, dass sich weniger behaarte häufiger fortgepflanzt haben, es kämen aber auch hygienische Gründe in Betracht (Parasitenbefall, Infektionsgefahr usw.).
Parasiten z.B. sterben in vielen Tierfellen im Winter weitestgehend ab, weswegen sie in den Breitengraden, die Jahreszeiten aufweisen, wesentlich langsamer evolvieren. In Breitengraden, in denen das aber nicht so ist, stellt der Parasiten befall ein echtes Problem dar. Ähnlich wurde es in diesen Breiten, als der Mensch häuslich wurde und mit seinen Tieren unter demselben Dach zusammenlebte.
Da erst wurden die Parasiten "schlimmer" als die Gefahr, im Winter zu erfrieren und im Sommer einen Hitzeschlag zu erleiden.

Wir sind ja auch nicht die einzige Art, die keine oder kaum Haare hat, siehe z.B. Elefanten.

Beachte dazu auch, dass das individuelle Haarwachstum auch an Witterung gekoppelt ist. Haare wachsen schneller, wenn sie Wind und Wetter ausgesetzt sind, da die damit einhergehende tangentiale Abscherung einen Wachstumsreiz bedeutet. Eine ganz nette Geschichte einer Patientin, die ich mal betreute dazu ist, dass diese sich durch Unwillen und partielle Unfähigkeit zur Bewegung eine Hinterhauptsglatze gelegen hat und die Haare da auch nach einem Zeitraum von 3 Monaten noch nicht einmal ansatzweise wieder gewachsen waren.
Das ist kein entwicklungsgeschichtliches Argument, dennoch unterdrücken wir unseren natürlichen Haarwachstum zusätzlich durch z.B. Tragen von Kleidung.

Aber wie gesagt, der Spekulation sind hier kaum Grenzen gesetzt.

_________________
RNA?- just another nucleic acid?
Fexx



Anmeldungsdatum: 05.11.2011
Beiträge: 279

BeitragVerfasst am: 06. Dez 2011 23:09    Titel: Antworten mit Zitat

jörg hat Folgendes geschrieben:
Die sexuelle Attraktivität könnte dazu beigetragen haben, dass sich weniger behaarte häufiger fortgepflanzt haben, es kämen aber auch hygienische Gründe in Betracht (Parasitenbefall, Infektionsgefahr usw.).


Ja, das mit dem Parasitenbefall leuchtet ein. Aber warum das nicht auch den verlust des haupthaares nach sich zog, ist mir ein Rätsel. genauso wie der Grund, warum das Kopfhaar ein Attraktivitätsmerkmal ist.


Zitat:
Wir sind ja auch nicht die einzige Art, die keine oder kaum Haare hat, siehe z.B. Elefanten.


Es gibt zweifellos einige Tiere, die ähnlich nackt sind. Aber trotzdem kenne ich keines, was eine vergleichbare Kopfbehaarung besitzt - ich lasse mich hier aber gerne belehren.

Die Färbung der Mähne eines männlichen Löwen ist meines Wissens nach variabel, je nach Testosterongehalt. Demnach ist die Mähne für das Weibchen der Anzeiger für die Fruchtbarkeit des Männchens.
Zudem beweist das Männchen Stärke, wenn es trotz einer fülligen und sehr dunklen Mähne in der heißen Savanne gut klar kommt.
Doch so gern ich es wollte, kann ich hier kaum eine Parallele zur menschlichen Kopfbehaarung sehen.



Zitat:
Beachte dazu auch, dass das individuelle Haarwachstum auch an Witterung gekoppelt ist. Haare wachsen schneller, wenn sie Wind und Wetter ausgesetzt sind, da die damit einhergehende tangentiale Abscherung einen Wachstumsreiz bedeutet.


Doch das Wachstum des menschlichen Kopfhaares ist trotzdem außergeöhnlich und nicht hauptsächlich durch Witterungsverhältnisse bestimmt. Oder sehe ich das falsch?


Zitat:
Das ist kein entwicklungsgeschichtliches Argument, dennoch unterdrücken wir unseren natürlichen Haarwachstum zusätzlich durch z.B. Tragen von Kleidung.


Und trotzdem verhüllen wir unsere Haapracht selten komplett mit Mützen und Kaputzen, sondern stellen sielieber zur Schau. Warum?

Spekulationen sind dochnicht verboten, oder? Zwinkern
jörg



Anmeldungsdatum: 12.12.2010
Beiträge: 2107
Wohnort: Bückeburg

BeitragVerfasst am: 06. Dez 2011 23:25    Titel: Antworten mit Zitat

Fexx hat Folgendes geschrieben:

Aber warum das nicht auch den verlust des haupthaares nach sich zog, ist mir ein Rätsel. genauso wie der Grund, warum das Kopfhaar ein Attraktivitätsmerkmal ist.


Dies wäre eines der Beispiele, wo eine kategorische Kausalität dich nicht weiterführt.
Hier musst du nach Entwicklung fragen, also wie entwickelte sich das und nicht warum wurde es so.
Na ja und dann steckst du in einer Wechselbeziehung und die Frage nach dem Anfang wäre die nach der Henne und dem Ei...


Fexx hat Folgendes geschrieben:
Die Färbung der Mähne eines männlichen Löwen ist meines Wissens nach variabel, je nach Testosterongehalt. Demnach ist die Mähne für das Weibchen der Anzeiger für die Fruchtbarkeit des Männchens.


Auch beim Menschen hängen Haarwachstum und Testosterongehalt zusammen...



Fexx hat Folgendes geschrieben:
Oder sehe ich das falsch?


Nein, ich sehe das genauso...



Fexx hat Folgendes geschrieben:
Und trotzdem verhüllen wir unsere Haapracht selten komplett mit Mützen und Kaputzen, sondern stellen sielieber zur Schau. Warum?


Wieder ist hier die Frage nach dem Warum der Versuch einer Einordnung in ein Kausalitätsprinzip, welches wiederum Bestandteil des kategorischen Denkens ist und oft nichts mit der Wirklichkeit zu tun hat.
Entschuldige, dass die mein Antwortstil hier ausweichend erscheint, aber auf ein "Warum" im kausalen Sinne wird dir niemand antworten können. Es hat sich so entwickelt.
Wir können versuchen, begünstigende Faktoren für eine solche Entwicklung zu formulieren, werden uns damit aber niemals einem Grund nähern, denn das setzte eine Allgemeingültigkeit voraus, die hier, wie du ja auch dargestellt hast, nicht gewährleistet ist.
Versuche, einige Spekulationen über die Modalitäten anzustellen, habe ich unternommen. Natürlich kann man das bis in endlose Weiten weiterführen, doch das Resultat wird sich stets ähnlich gestalten.
Ob dabei die vermehrte Attraktivität einer vollen Haarpracht und die daran gebundene Wahl der Sexualpartner die "Henne" oder das "Ei" ist, werden wir aber nie erörtern können, schliesslich war niemand von uns dabei.

Fexx hat Folgendes geschrieben:
Spekulationen sind dochnicht verboten, oder? Zwinkern


Selbstverständlich nicht, sie führen dazu, Perspektiven zu einer Sache mehrfach zu wechseln und sind ein Beginn von Verständnis.
Zu Beginn jeder Erkenntnis steht die Spekulation...

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JonomcFlono



Anmeldungsdatum: 28.01.2011
Beiträge: 99

BeitragVerfasst am: 06. Dez 2011 23:38    Titel: Antworten mit Zitat

Zitat:
Na ja und dann steckst du in einer Wechselbeziehung und die Frage nach dem Anfang wäre die nach der Henne und dem Ei...


Sry dass ich jetzt Off-Topic gehe, aber ist es nicht logisch, dass das Ei zuerst da war?
Es ist doch so, dass das "moderne" Huhn ,auf das wir die Frage beziehen, aus dem "Uhrhuhn" gezüchtet worden ist.
Also muss es ja eine Kreuzung aus 2 Hühnern sein, die möglicherweise noch etwas unterschiedlich von dem heutigen Huhn waren, also erst das Ei hatte das Erbgut des heutigen Huhns, war also vor dem Huhn da.
Auch wenn man natürlich nicht von einem einheitlichen Erbgut aller modernen Hühner ausgehen kann, aber trotzdem muss das Ei doch vorher da gewesen sein.
jörg



Anmeldungsdatum: 12.12.2010
Beiträge: 2107
Wohnort: Bückeburg

BeitragVerfasst am: 07. Dez 2011 00:15    Titel: Antworten mit Zitat

Damit verschiebst du die Frage vom rezenten Huhn auf das Urhuhn, mehr nicht....
Du kannst sie von dort natürlich bis zu dem gemeinsamen Vorfahr aller Vögel verschieben und noch weiter, doch sag selbst: stösst du da nicht irgendwann an die Grenzen dieser "Logik"?

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JonomcFlono



Anmeldungsdatum: 28.01.2011
Beiträge: 99

BeitragVerfasst am: 07. Dez 2011 00:30    Titel: Antworten mit Zitat

Naja, die Frage bezieht sich aber auf Huhn und Henne. Da gibts meiner Meinung nach nunmal ne klare Antwort drauf. Wieso sollte ich es mir dann komplizierter machen als es ist?
Fexx



Anmeldungsdatum: 05.11.2011
Beiträge: 279

BeitragVerfasst am: 07. Dez 2011 21:22    Titel: Antworten mit Zitat

jörg hat Folgendes geschrieben:

Dies wäre eines der Beispiele, wo eine kategorische Kausalität dich nicht weiterführt.
Hier musst du nach Entwicklung fragen, also wie entwickelte sich das und nicht warum wurde es so.
Na ja und dann steckst du in einer Wechselbeziehung und die Frage nach dem Anfang wäre die nach der Henne und dem Ei...



Meinst du damit die Frage, ob zuerst das Haar quasi als Fell vorhanden war und erst dann zu einem Attraktivitätsmermal wurde, oder ob es schon bei seiner Entastehung ausschlagegebend fpr die Attraktivität einer Person war?

Falls es das ist, was du meints, würde ich mal annehmen, dass das Kopfhaar als Attraktivitätsmerkmal erst später entstand. Schließlich ist diese Individualität des Haares ja (vermutlich) erst bei den jüngeren Hominiden vorhanden, wenn nicht gar erst beim homo sapiens - so genau weiß ich das ehrlich gesagt nicht.

Was die Frage nach dem "Wie" und dem "Warum" angeht, so glaube ich, dass diese beiden ziemlich dicht zusammenhängen. Wenn wir wüssten, unter welchen Umständen unser Haar so "speziell" wurde, so wüsste man auch, warum es sich schließlich bewährte und auf diese Weise bis heute fortbesteht.


Zitat:
Auch beim Menschen hängen Haarwachstum und Testosterongehalt zusammen...


Und trotzdem finden Frauen Männer mit den unterschiedlichsten Haarfarben oder -typen attraktiv. Somit müsseen eiegentlich noch andere Faktoren im Spiel sein, und zwar solche, die offenbar eine wichtigere Rolle spielen als das Testosteron (zumindest aus Sicht der Frauen, vermutlich).


-------------------------------------------------------------

JonomcFlono hat Folgendes geschrieben:
Naja, die Frage bezieht sich aber auf Huhn und Henne. Da gibts meiner Meinung nach nunmal ne klare Antwort drauf. Wieso sollte ich es mir dann komplizierter machen als es ist?


Es ist eine Redewendung und hat somit eine allgemein bekannte Bedeutung. Der Inhalt - ob logisch oder nicht - spielt eigentlich keine Rolle, sondern nur das, was der Sprechende aussagen möchte.

"Den Löffel abgeben" ist noch immer ein allgemein verstandenen Umschreibung fürs Sterben, obwohl die Redewendung selbst längst keinen direkten Bezug zu Wirklichkeit mehr hat. Sie ist, wie auch "das Huhn und das Ei" ein rhetorisches Mittel und hat damit zweifellos einen Sinn.
jörg



Anmeldungsdatum: 12.12.2010
Beiträge: 2107
Wohnort: Bückeburg

BeitragVerfasst am: 07. Dez 2011 22:51    Titel: Antworten mit Zitat

Fexx hat Folgendes geschrieben:
Meinst du damit die Frage, ob zuerst das Haar quasi als Fell vorhanden war und erst dann zu einem Attraktivitätsmermal wurde, oder ob es schon bei seiner Entastehung ausschlagegebend fpr die Attraktivität einer Person war?


Das wäre eine verfälschende Vereinfachung dessen, was ich meinte, denn an welchem Zeitpunkt möchtest du interpunktieren?
Wir befinden uns diesbezüglich in einer Wechselbeziehung, bei der man nach meiner Auffassung die Aussage "A folgert auf B" nicht treffen kann.


Fexx hat Folgendes geschrieben:
Was die Frage nach dem "Wie" und dem "Warum" angeht, so glaube ich, dass diese beiden ziemlich dicht zusammenhängen.


Sehe ich anders. Modalitäten sind deskriptiv, also beschreiben lediglich einen Prozess, während Kausalitäten eine Ursache fordern.
Das Kausalitätsprinzip ist nach meiner Meinung niemals Bestandteil der Wirklichkeit, sondern lediglich eine Kategorie unseres Denkens. Alle Objektivität hat einen modalen Charakter.



Fexx hat Folgendes geschrieben:
Und trotzdem finden Frauen Männer mit den unterschiedlichsten Haarfarben oder -typen attraktiv.


Richtig, wir sind ja auch bestrebt, die genetische Vielfalt zu erhalten.
Damit finden wir stets etwas attraktiv, was uns zwar in gewisser Weise ähnelt, aber Gleichen darf es uns nicht allzusehr, sonst empfinden wir es als abstossend. Ganz gut untersucht ist das bezüglich des Geruches und der sexuellen Attraktivität. Wenn Männer zuviele Gemeinsamkeiten riechen, empfinden sie Rivalität. Frauen wählen ihren Sexualpartner nach dem Geruch ihres Vaters, der ein Beispiel für eine erfolgreiche Reproduktion ist. Männer wollen einen möglichst "fremden" Geruch, der aber nicht so fremd sein darf, dass er "befremdend" wirkt.

Dass verschiedene Farben und Typen von verschiedenen Menschen angenehm empfunden werden, könnte also -so trivial das klingt- daran liegen, dass diese Menschen halt verschieden sind und andere Eigenschaften das "Muster komplettieren".
Nichts desto trotz wird eine volle Haarpracht mit Attraktivität in Verbindung gebracht und das wiederum hat u.a. etwas mit Testosteron zu tun.

_________________
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Fexx



Anmeldungsdatum: 05.11.2011
Beiträge: 279

BeitragVerfasst am: 08. Dez 2011 19:34    Titel: Antworten mit Zitat

jörg hat Folgendes geschrieben:
Das wäre eine verfälschende Vereinfachung dessen, was ich meinte, denn an welchem Zeitpunkt möchtest du interpunktieren?
Wir befinden uns diesbezüglich in einer Wechselbeziehung, bei der man nach meiner Auffassung die Aussage "A folgert auf B" nicht treffen kann.


Vermutlich kann man das wirklich nicht, nein. Aber die Frage danach kann man stellen.
Das muss man allerdings gar nicht, denn schließlich ist es doch auch denkbar, die Funktion eines körperlichen Mermales herauszufinden, ohne seine Entwicklungsgeschichte in allen Einzelheiten zu begreifen.


Zitat:
Modalitäten sind deskriptiv, also beschreiben lediglich einen Prozess, während Kausalitäten eine Ursache fordern.
Das Kausalitätsprinzip ist nach meiner Meinung niemals Bestandteil der Wirklichkeit, sondern lediglich eine Kategorie unseres Denkens. Alle Objektivität hat einen modalen Charakter.


Da stimme ich dir zu. Objektivität ist meist nicht mehr als der Durchschnitt subjektiver Meinungen - wenn überhaupt. Die Vorstellung kausaler Prinzipien basiert nur auf der Logik, die sich jeder Mensch anhand von Erfahrungen selbst zusammenbaut.
Natürlich ist diese Logik nicht immer zutreffend und momentan niemals auf alle Geschehnisse anwendbar. Wie viele Modelle es allein in der Physik gibt, welche die Sachverhalte nur bis zu einem bestimmten Punkt erklären können, zeigt das ja schon. Desweiteren gab es wohl öfters eine Art kopernikanische Wende in der allgemeinen Vorstellung der Menschen.
Modelle von Kausalbeziehungen (Logik) sind eben nur so lange anwendbar, wie sie nicht widerlegt werden. Wenn dies geschieht (z.B. "Die Welt ist rund"), dann ändern sich die Vorstellungen der Menschen und damit auch deren Ansicht, was logisch ist und was nicht.

Nichtsdestotrotz können wir nur dann neue Verständnisse erlangen, wenn wir den Dingen auf den Grund zu gehen versuchen. Und dies ist prinzipiell möglich, da eben alles (kausal) zusammenhängt. Davon bin ich überzeugt. Und deshalb glaube ich auch, dass die Fragen nach dem "Wie" und dem "Warum" unmittelbar zusammenhängen. Es sind lediglich verschiedene Sichtweisen auf den gleichen Sachverhalt. In diesem Fall die besonderheiten des Kopfhaares:
Es ist so geworden, wie es heute ist, weil es sich aufgrund gegebener Bedingungen so entwickelt hat.
Zum anderen ist es so geworden, weil es sich bewährt hat.

Das eine ist die Sicht im Sinne eines kausalen Zusammenhangs - den können wir aber nur schwer rekonstruieren. Das andere ist die Frage nach einem von vielen Ergebnissen dieser Kausalkette. Dies ist entsprechend die Frage nach dem "Warum", die man durch Hypothesen und deren experimenteller Überprüfung wenigstens in Teilen beantworten kann.
Deshalb frage ich nach dem "warum".



Zitat:
wir sind ja auch bestrebt, die genetische Vielfalt zu erhalten.


Naja, ich als Individuum möchte zunächst einmal überleben und das auf angenehme Art und Weise. Der Grund, warum sich Menschen vielleicht eher mögen, wenn sie unterschiedliche Gene besitzen, ist wohl eher der übergeordnete Mechanismus, der den Einzelnen dann "belohnt", wenn er einem dementsprechend passenden Partner gegenübersteht.


Zitat:
Frauen wählen ihren Sexualpartner nach dem Geruch ihres Vaters, der ein Beispiel für eine erfolgreiche Reproduktion ist.


Spräche das nicht eher gegen das Bestreben, die genetische Vielfalt zu erhalten?
Desweiteren gibt es die Vermutung, dass Frauen einen Partner bevorzugen, der ihren MHC gut ergänzen würde und damit die Nachkommen überlebensfähiger machen würde.
Hier eine kurze Zusammenfassung: http://www.pbs.org/wgbh/evolution/library/01/6/l_016_08.html



Zitat:
Dass verschiedene Farben und Typen von verschiedenen Menschen angenehm empfunden werden, könnte also -so trivial das klingt- daran liegen, dass diese Menschen halt verschieden sind und andere Eigenschaften das "Muster komplettieren".


Vielleicht eher "das Muster optimieren", aber ich denke mal, so könnte man das nennen. Attraktivität fasst dabei wohl die Merkmale zusammen, an denen der Mensch erkennt, ob der potentielle Partner das optimale Genmaterial besitzt. Welche merkmale das sind, und welche Gene sie im einzelnen repräsentieren ist so weit ich weiß noch lange nicht geklärt.
Die Haare könnten ein solches Merkmal sein.
jörg



Anmeldungsdatum: 12.12.2010
Beiträge: 2107
Wohnort: Bückeburg

BeitragVerfasst am: 09. Dez 2011 18:34    Titel: Antworten mit Zitat

Dem kann ich eigentlich nichts mehr hinzufügen, ich finde, das hast du bis auf die Sache mit dem Kausalitätsprinzip ganz schön zusammengefasst.
_________________
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Fexx



Anmeldungsdatum: 05.11.2011
Beiträge: 279

BeitragVerfasst am: 09. Dez 2011 23:01    Titel: Antworten mit Zitat

So, ich bin letztlich bei drei potentiellen Gründen hängen geblieben, warum der Mensch eine derart "spezielle" Kopfbehaarung haben könnte:

1. Das Haar ist ein Attraktivitätsmerkmal, soviel steht fest. Damit könnte es ein Anzeiger für bestimmte Teile des Erbmaterials sein, welche der potentielle Partner dann so interpretiert, dass ihm sein Gegenüber attraktiv erscheint.
Die Veränderung der Haare (Stichwort "Frisuren") wäre damit eine Verfälschung, deren Sinn mir nicht so recht einleuchtet. Es sei denn die "Frisuren" betonen die typischen Eigenschaften des Haares und damit die Räpresentation des für einen Partner interessanten Genabschitts. In Anbetracht der vielen äußerst exotischen und sehr markanten "Verfälschungen" des natürlichen Haares scheint dies aber unwarscheinlich - obwohl dies ja bei weitem nicht bei allen Menschen der Fall ist.

2. Das Haar in seiner speziellen Form ist kein Räpresentant für bestimmte genetische Eigenschaften, sondern verdeutlicht eher die allgemeine Fitness des Partners. Besonders auffällige (z.B. blonde) Haare sorgen dafür aus der Masse hevrorzustechen und vielleicht auch von potentiellen Fressfeinden eher entdeckt zu werden. Wenn man einer Person mit einem solchen Haar begegnet kann man annehmen, das dieser daher besonders "fit" sein muss. Erst recht solche mit zusätzlich auffälligen Frisuren.
Nur komisch, da ja Trends gesetzt werden, denen viele Menschen folgen und ihre Frisuren danach ausrichten. Das "Spezielle" wäre also nicht unbedingt so speziell.
Dies ist aber auch eine sehr schwammige Vermutung, da zum einen nicht alle Menschen blonde Haare attraktiver finden, als z.B. braune und zum andern, da ich nicht sicher bin, ob bei dem Kopfhaar dieser vermeindliche "Nachteil" überhaupt eine Rolle spielt.

3. Haare sind zwar ein Merkmal für Attraktivität, aber nicht ausschlaggebend. Solange die Haare nicht besonders dünn oder grau sind (Stichwort Testosteron?) und somit keine potentielle Krankheit der Person zu erkennen ist, kommt es weit mehr auf Gesicht, geruch und andere Eigenschaften der person an. Männer mit Glatze haben schließlich auch ihre Verehrerinnen.
Das wirft allerdings die Frage auf, warum Frauen mit Glatze allgemein als unattraktiv gelten (zumindest nehme ich das an). Wenn man jedoch diese Frage beantworten könnte, so hätte man wohl auch den Sinn der menschlichen Haare im allgemeinen geklärt.

jörg hat Folgendes geschrieben:
ich finde, das hast du bis auf die Sache mit dem Kausalitätsprinzip ganz schön zusammengefasst.


Entschuldige, dass ich frage, aber meinst du mit "bis auf", das du dem Kausalitätsprinzip nicht zustimmst?

Gruß
jörg



Anmeldungsdatum: 12.12.2010
Beiträge: 2107
Wohnort: Bückeburg

BeitragVerfasst am: 10. Dez 2011 09:11    Titel: Antworten mit Zitat

Fexx hat Folgendes geschrieben:

Die Veränderung der Haare (Stichwort "Frisuren") wäre damit eine Verfälschung, deren Sinn mir nicht so recht einleuchtet. Es sei denn die "Frisuren" betonen die typischen Eigenschaften des Haares und damit die Räpresentation des für einen Partner interessanten Genabschitts.


Verfälschung halte ich für richtiger, womöglich Attraktivität vortäuschen?
Böse ausgedrückt: eine abgeschwächte Form, empfundene (die müssen gar nicht mal real existieren) Unzulänglichkeiten bezüglich des "Konkurrenzdruckes" zu verbergen?

Zu 2.:
Da wäre ich etwas zurückhaltender, die Schlüsse sind so nicht zu ziehen. Wie du selbst gesagt hast: Schwammig.
Die angeführten Nachteile sehe ich nicht, sonder würde hier eher sagen, dass sich eben alles mögliche entwickeln konnte, da durch die beschaffenheit des "Felles" beim Menschen irgendwann gar kein Selektionsdruck mehr vorhanden war. Damit war es irgendwie egal. Wenn bestimmte Eigenschaften nur noch einem geringen oder gar keiner Selektion mehr unterliegen, können sie fleissig evolvieren.

So, ich muss jetzt los, den Rest später....

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jörg



Anmeldungsdatum: 12.12.2010
Beiträge: 2107
Wohnort: Bückeburg

BeitragVerfasst am: 10. Dez 2011 18:46    Titel: Antworten mit Zitat

Fexx hat Folgendes geschrieben:
Männer mit Glatze haben schließlich auch ihre Verehrerinnen.


Klingt vielleicht etwas seltsam, aber ein hoher Testosteronspiegel kann auch zu einer Glatze führen. Ich will das nicht auf das testosteron reduzieren, beileibe nicht, dazu hängt da vielzuviel mit Zusammen, aber bei Frauen deutet Haarausfall oder eine glatze doch zuverlässiger auf eine krankheitsähnliche oder sogar krankhafte Veränderung hin, bei Männern halt nicht unbedingt.
Ich habe auch noch nie eine Frau mit Glatze gesehen, die ansonsten gesund wirkt, lasse mich da aber gerne belehren.

Fexx hat Folgendes geschrieben:

Entschuldige, dass ich frage, aber meinst du mit "bis auf", das du dem Kausalitätsprinzip nicht zustimmst?


Ich hake an dieser Aussage und ihren Schlüssen:

Fexx hat Folgendes geschrieben:
Und dies ist prinzipiell möglich, da eben alles (kausal) zusammenhängt.


Wie erwähnt, halte ich Kausalität für eine "Erfindung" menschlich-kategorischen Denkens und nicht für einen Bestandteil der Wirklichkeit.
Und: Du brauchst dich doch nicht zu entschuldigen!!! Zwinkern

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Fexx



Anmeldungsdatum: 05.11.2011
Beiträge: 279

BeitragVerfasst am: 10. Dez 2011 20:40    Titel: Antworten mit Zitat

jörg hat Folgendes geschrieben:

Verfälschung halte ich für richtiger, womöglich Attraktivität vortäuschen?
Böse ausgedrückt: eine abgeschwächte Form, empfundene (die müssen gar nicht mal real existieren) Unzulänglichkeiten bezüglich des "Konkurrenzdruckes" zu verbergen?


Da könnte etwas drann sein, schließlich geht es ja wie bei allen Kosmetikprodukten auch bei Haarsprays und Ähnlichem immer um das "jünger aussehen", oder eben darum die eigenen vermeindlichen "Mängel" zu überspielen.
Warum insbesondere Angehörige weiblichen geschlechts schon in jungen Jahren mit ihren Frisuren herumexperimentieren, wäre dann allerdings etwas eigenartig. Es sei denn, das "herumexperimentieren" läuft irgendwann auf eine bevorzugte (optimale) Frisur hinaus.
Ich nehme eigentlich an, dass es meistens so ist und jemand mit 28 nicht noch immer alle zwei Tage mit einer anderen Haarfarbe herumläuft. Aber wie sich das nun in Wahrheit verhält... - naja, da müsste man wohl mal bei einem Experten um Rat fragen. Ich glaube die nennen sich "Friseure".


Zitat:
Wie erwähnt, halte ich Kausalität für eine "Erfindung" menschlich-kategorischen Denkens und nicht für einen Bestandteil der Wirklichkeit.


Dem kann ich nicht widersprechen, aber wie sollte ich auch? All unser Denken ist Teil menschlich (-kategorischen) Denkens, wie sollten wir als Menschen etwas anderes behaupten können?
Wir können also niemals sagen, ob unsere Wahrnehmung die Wirklichkeit widerspiegelt oder etwas völlig anderes. Nur kann man sich dann auch fragen, ob es überhaupt legitim wäre, das, was wir vielleicht nicht wahnehmen können, trotzdem als "Wirklichkeit" zu bezeichnen.

Jedenfalls bin ich aus meiner "menschlich-kategorischen" Denkweise heraus der Meinung, dass jedes Ereignis das nachfolgende bedingt, das kausalitätsprinzip also grundsätzlich anwendabr ist. Und ich kann auch ganz einfach sagen, warum ich dieser Meinung bin: Sie wurde bisher noch nicht widerlegt. Es gibt keine Zufälle, es gibt nur Dinge die wir nicht verstehen. Und das kann sich schließlich ändern. Wozu gibt es die Wissenschaft? Zwinkern
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