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Mordor
Anmeldungsdatum: 25.07.2013 Beiträge: 8
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Verfasst am: 25. Jul 2013 11:01 Titel: Monogamie aus Evolutionärer sicht |
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Hallo zusammen,
häufig liest man dass Monogamie ein Auslaufmodell wäre, unnatürlich sei und lediglich beim Menschen Kulturell aufgeprägt wurde. Da es aber auch Tiere wie Agaporniden und Gibbons gibt die Monogam leben (also einen Partner fürs Leben suchen) und diese sich wenig für den Glauben etc.. interessieren, stellte ich mir die Frage ob es denn in gewissen Lebensbereichen (Intelligenz, Sesshaftigkeit, Aufzucht (Intelligenz des Nachwuchses), Stressreduktion (Energieersparnis durch weniger Revier / Partnerkämpfe) Vorteile für eine Monogame lebensweise gibt. Also ob in gewissen Strukturen Monogamie einen Evolutionären Vorteil gegenüber anderen Paarunsverhalten zeigt.
Gibt es denn da Studien zu dem Thema? Was sagt ihr dazu?
Ich meine mal gelesen zu haben, dass Monogamie mit der Intelligenz im Zusammenhang steht da die Aufzucht des Nachwuchses "Aufwendiger" wird und ausserdem habe ich auch mal Stressreduktion durch weniger Machtkämpfe gelesen was sich positiv auf die Entwicklung niederschlägt. Ähnlich wie bei der Evolution der Sozialstrukturen anstatt jeder gegen jeden. Hier ist ja ebenfalls Teamwork von Evolutionärem Vorteil als wenn jeder jeden attackiert.
Irgend einen Sinn muss es ja haben denn die Natur selektiert ja sinnlose Entwicklungen recht gerne aus |
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Gotthelf
Anmeldungsdatum: 03.04.2013 Beiträge: 17
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Verfasst am: 16. Aug 2013 21:30 Titel: Der 'Mensch' (Homo sapiens) ist NICHT monogam. |
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Monogamie kommt in der Klasse 'Säugetiere' (Mammalia) nur bei 3 bis 5 % der Arten vor. Die Art 'Mensch' (Homo sapiens) gehört nicht dazu.
Zu den monogamen Säugetieren zählen u. a.:
– einige Arten der Unterordnung 'Fledermäuse' (Microchiroptera)
– wenige Arten der Gattung 'Mäuse' (Mus) und der Gattung 'Ratten' (Rattus)
– mehrere Arten der 'Nagetiere' (Rodentia) in Südamerika (z. B. die Arten Aguti, Paka, Acouchi und Pampashase)
– die Arten 'Seehund' (Phoca vitulina), Riesenotter (Pteronura brasiliensis), Kanadischer Biber (Castor canadensis)
– einige afrikanische Arten der Hornträger (Bovidae), so die Arten Ducker, Dikdiks und Klippspringer
– einige wenige Arten der Ordnung 'Primaten' (Primates), z. B. Marmosetten und Tamarinen
Nach jüngeren Untersuchungen findet sich monogames Verhalten nur bei 7 Arten der Primaten und ist dort mit 3 % der Arten mindestens ebenso wenig verbreitet wie unter anderen Arten der Säugetiere.
http://de.wikipedia.org/wiki/Monogamie#Monogamie_bei_S.C3.A4ugetieren |
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PaGe Moderator
Anmeldungsdatum: 19.03.2007 Beiträge: 3549 Wohnort: Hannover
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Verfasst am: 16. Aug 2013 22:39 Titel: |
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Trollolol.
Da kan jemand Wikipedia lesen und wiederholen. Ich denke aber, dass Mordor das auch kann.
Die Monogamie ist durchaus eine Lebensweise, die die von dir genannten Vorteile aufweist. Allerdings gab es aber auch Untersuchungen, die zeigten, dass das Fremdgehen bei solchen Arten ebenfalls vorkommt und damit "der evolutionäre Nutzen" wieder in Frage gestellt wird. _________________ Die deutsche Rechtschreibung ist Freeware, du darfst sie kostenlos nutzen. Aber sie ist nicht Open Source, d. h., du darfst sie nicht verändern oder in veränderter Form veröffentlichen. |
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Mordor
Anmeldungsdatum: 25.07.2013 Beiträge: 8
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Verfasst am: 17. Aug 2013 13:03 Titel: |
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Ich sehe schon, das Thema ist sehr komplex. Offenbar liegt der Idealweg irgendwo dazwischen also Monogamie auf Zeit bis der Nachwuchs aufgezogen ist. |
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Hedera
Anmeldungsdatum: 08.03.2011 Beiträge: 657
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Verfasst am: 17. Aug 2013 22:19 Titel: |
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Das Thema ist nicht komplexer als viele andere Themen in der Biologie.
Eine Monogamie auf Lebenszeit ist eine Ausnahme und ich weiß ehrlich gesagt nicht ob es überhaupt eine Art gibt, die "derart" monogam ist.
Einige Vorteile hast du ja schon angerissen, wobei ich einige weder bestätigen noch widerlegen kann.
Teamwork generell würde ich jedoch nicht als Vorteil sehen. Immerhin "arbeiten" rudel- und herdenbildene Arte auch zusammen und erhalten einen "Teambonus"
Die Aufzucht der Jungen kann sehr kompliziert sein und das korreliert bedingt mit der Intelligenz. Bei der Aufzucht geht es ja nicht nur darum, dass die Jungen direkt nach der Geburt meist unbeholfen sind und zB. im Falle der Säuger gesäugt werden müssen. Hier ist der Mensch ein super Beispiel. In der heutigen Zeit muss ein Kind Sprechen, Lesen, Schreiben und viele andere Dinge lernen. Das fängt beim zubinden der Schnürrsenkel an und endet beim Erlernen von Wissen. Hierzu benötig das Kind Unterstützung von anderen Menschen, die dies bereits können und dem Kind zeigen können. Das Beispiel mag jetzt vielleicht etwas komisch klingen, aber auch das Verwenden von Werkzeugen bei verschiedenen Affenarten muss beispielsweise durch erwachsene Tiere erlernt werden.
Dies stellt einen erhöhten Aufwand in die Aufzucht dar.
Jetzt könnte man argumentieren (und so ist es tatsächlich auch), dass hierfür Monogamie nicht zwingend erforderlich ist, denn auch in einem Rudel oder einer Affengruppe können Jungtiere gut geschützt werden und können von vielen Individuen unterwiesen werden.
Kann ein Männchen sich jedoch nicht sicher sein, dass der Nachwuchs von ihm kommt, so stellt sich die berechtigte Frage, warum es Zeit und Energie in den Nachwuchs investieren sollte. Dies kann mit der Monogamie gelöst werden und zu einer höheren Investition des Männchen in den Nachwuchs führen.
Davon bleibt jedoch völlig unberührt, dass sowohl Männchen, als auch Weibchen in einer Monogamie "Seitensprünge" machen (die biologisch betrachtet völlig normal sind). Monogamie kann also nicht mit "es gibt nur einen sexual Partner" gleichgesetzt werden, da dies nur bedingt stimmt. Und genau da fängt das Dilemma mit dem Menschen an. Es ist tatsächlich eher gesellschaftlich/kulturell geprägt, dass der Mensch so extrem monogam ist/sein soll, wie alle immer sagen, denn tatsächlich ist er es garnicht. Sowohl Frauen als auch Männer machen Seitensprünge und die Tatsache, dass jeder hin und wieder mal darüber nachdenkt, wie es wohl wäre mit Person x, die man gerade in der Stadt gesehen hat, zusammen wäre oder sonstige vergleichbare Fantasien hat, zeigt, dass der Mensch nicht so monogam ist, wie er tut. Jeder Mensch erkennt trotz einer völlig intakten Beziehung das auch andere Menschen atraktiv sind und als potentielle Sexualpartner in Frage kämen. Was hält uns aber davon ab? Unser Gewissen sagt, dass dies nicht ok wäre (es gibt natürlich Ausnahmen) und genau hier sind wir im gesellschaftlichen/kulturell geprägten Bereich. |
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Mordor
Anmeldungsdatum: 25.07.2013 Beiträge: 8
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Verfasst am: 18. Aug 2013 06:54 Titel: |
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Vielen Dank für die sehr ausführliche Antwort |
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florapäär
Anmeldungsdatum: 07.08.2013 Beiträge: 9 Wohnort: Köln
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Verfasst am: 21. Aug 2013 00:38 Titel: Re: Der 'Mensch' (Homo sapiens) ist NICHT monogam. |
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Gotthelf hat Folgendes geschrieben: | Monogamie kommt in der Klasse 'Säugetiere' (Mammalia) nur bei 3 bis 5 % der Arten vor. Die Art 'Mensch' (Homo sapiens) gehört nicht dazu.
Zu den monogamen Säugetieren zählen u. a.:
– einige Arten der Unterordnung 'Fledermäuse' (Microchiroptera)
– wenige Arten der Gattung 'Mäuse' (Mus) und der Gattung 'Ratten' (Rattus)
– mehrere Arten der 'Nagetiere' (Rodentia) in Südamerika (z. B. die Arten Aguti, Paka, Acouchi und Pampashase)
– die Arten 'Seehund' (Phoca vitulina), Riesenotter (Pteronura brasiliensis), Kanadischer Biber (Castor canadensis)
– einige afrikanische Arten der Hornträger (Bovidae), so die Arten Ducker, Dikdiks und Klippspringer
– einige wenige Arten der Ordnung 'Primaten' (Primates), z. B. Marmosetten und Tamarinen
Nach jüngeren Untersuchungen findet sich monogames Verhalten nur bei 7 Arten der Primaten und ist dort mit 3 % der Arten mindestens ebenso wenig verbreitet wie unter anderen Arten der Säugetiere.
http://de.wikipedia.org/wiki/Monogamie#Monogamie_bei_S.C3.A4ugetieren |
Eine bestimmte Art von Pinguinen und Papageien leben m. E. auch monogam. |
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florapäär
Anmeldungsdatum: 07.08.2013 Beiträge: 9 Wohnort: Köln
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Verfasst am: 21. Aug 2013 00:39 Titel: |
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Achja, und Erdmännchen meine ich... |
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Mordor
Anmeldungsdatum: 25.07.2013 Beiträge: 8
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Verfasst am: 21. Aug 2013 06:30 Titel: |
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Danke dir Es scheint als kommt es bei Vögeln besonders häufig vor. |
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