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ChrisH
Anmeldungsdatum: 08.10.2015 Beiträge: 2 Wohnort: Bremen
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Verfasst am: 08. Okt 2015 09:36 Titel: Biologie studieren, aber was? |
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Liebes Forum,
ich bin Chris, 18 Jahre alt und werde nächstes Jahr mein Abi haben.
Daher muss ich mir spätestens jetzt Gedanken über meine Zukunft machen.
Weil bei mir ein großes Interesse an Naturwissenschaften vorhanden ist, dachte ich mir das ich Biologie studieren könnte.
Bin da aber auf noch andere Bereiche in diesem Gebiet gestoßen. Biologie, Biotechnik, Biotechnologie, Bioinformatik ... Meine erste Frage: Was ist das alles? In den Kurzbeschreibungen sind die alle sehr ähnlich.
Und was kann man damit machen? Also mal abgesehen von einer Laufbahn als Wissenschaftler, wovor jah viele gerne warnen. Welche Anwendungsmöglichkeiten habe ich da in der Industrie? Stimmt es das der "Markt" für Naturwissenschaftliche Berufe stätig steigt, oder hab ich da Humbuk gelesen?
Und zum Schluss: Was muss man mitbringen? Habe Bio als LK, welche Note muss ich da mindestens haben? Reicht eine 2, oder ist eine 1 für das Studium erforderlich?
Mit freundlichen Grüßen
Chris |
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Firelion
Anmeldungsdatum: 27.08.2009 Beiträge: 1878
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Verfasst am: 08. Okt 2015 10:30 Titel: |
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Hi,
Bioinformatik beschäftigt sich hauptsächlich mit der auswertung riesiger Mengen an Daten, Datenbanken und Experimenten ,,in silico" hat also weniger mit der Arbeit im Labor der Natur zu tun.
Biologie beschäftigt sich mit Biologie allgemein also mit mehr oder weniger allen Disziplinen (Zoologie, Botanik, Ökologie, Evolution, Biochemie, Bioinformatik etc.pp.).
Biotechnologie beschäftigt sich damit, wie man Organismen, Zellen oder Enzyme für industrielle Anwendungen (z.B,. Herstellung von Enzymen, Antiköpern, Wirkstoffen, Lebensmittelindustrie) einsetzen kann.
Biologie ist an den meisten Unis ein zulassungsbeschränktes Fach. Der gilt for allem die Abidurchschnittsnote. Manche Unis werten auch gute Noten in den Naturwissenschaften (also auch Chemie, Physik, Mathe, Informatik) und teilweise auch Englisch+ Deutsch positiv. Das hängt aber von den einzelnen Unis ab. Eine Fachnote alleine dürfte nicht entscheidend sein.
Welche Abinoten bzw. wieviele Gesamtpunkte man für das Studium braucht, kann dir keiner genau sagen. Das ist von Uni zu Uni und von Jahr zu Jahr unterschiedlich. Das hängt davon ab wieviele Bewerber es für wieviele Plätze es in dem Jahr an der Uni gibt, wie der Abidurschnitt (+ eventurll Zusatzpunkte) der Bewerber ist, wieviele ,,Zurückgestellte" ihren suicheren Platz beanspruchen, wie es mit den Wartesemestern der Bewerber aussieht und letzlich wieviele der Zugelassenen ihren Platz auch beanspruchen.
Was die späteren Berufschancen angeht: Niemasnd kann einem sagen wie der Arbeitsmarkt in 6 Jahren aussieht und in welchem Teilgebiet es dann besonders viel oder besopnders wenig Jobs gibt. Dazu hängt der Arbeitsmarkt von zu vielen Faktoren ab.
Nach dem Studium muss man aber auch nicht in die Wissenschasft gehen. Es gibt auch Jobs in der Industrie, bei Verlagen, bei Behörden oder je nach Fachgebiet auch in Zoos, Botanischen Gärten, Naturscghutzgebieten.
Ich hoffe ich konnte dir ein bisschen helfen.
LG,
Firelion _________________ It is well known that a vital ingredient of success is not knowing that what you’re attempting can’t be done - Terry Pratchett |
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Hedera
Anmeldungsdatum: 08.03.2011 Beiträge: 657
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Verfasst am: 08. Okt 2015 14:36 Titel: |
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Grundsätzlich kann ich Firelion zustimmen, jedoch ist eine Aussage nicht unbedingt zutreffen:
Zitat: |
Bioinformatik beschäftigt sich hauptsächlich mit der auswertung riesiger Mengen an Daten, Datenbanken und Experimenten ,,in silico" hat also weniger mit der Arbeit im Labor der Natur zu tun.
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Diese Beschreibung trifft auf die anwendungsbezogene Bioinformatik zu. Es gibt da aber noch eine ganz andere Sparte und hier musst du massiv aufpassen!
Ein Bioinformatik-Studium ist in den allermeisten Fällen ein Informatik-Studium mit biologischen Fragestellungen. Es geht daher nicht so sehr um die Auswertung von Daten und Datenbanken, sondern vielmehr um die Entwicklung einer Software für solche Daten. Der Informatikanteil ist dadurch massiv und auch Mathe spielt eine sehr große Rolle. Es gibt sehr viele Leute, die Bioinformatik anfangen und dann feststellen müssen, dass es überhaupt nicht das ist, was sie sich vorgestellt haben.
Wenn du wirklich mit dem Gedanken spielen solltest Bioinformatik zu studieren, dann informiere dich ausreichend darüber (das solltest du natürlich so oder so machen, aber bei Bioinformatik ist die Fehlentscheidung häufiger als bei allen anderen Bereichen).
In meinen Augen gibt es in der Biologie grundsätzlich nur drei Studiengänge die im Bachelor sinnvoll sind:
Biologie/Biowissenschaften
Biotechnologie
Biochemie
Alle anderen Bachelorstudiengänge sind extrem speziell und in meinen Augen nicht für einen Abiturienten geeignet. Bioinformatik sollte eher ein biologisch-technischer Assistent studieren, der Erfahrung in Biologie hat.
Grundsätzlich kannst du dich im Bachelor bereits etwas spezialisieren, indem du entsprechende Module wählst. Bioinformatik als Spezialisierung in einem Bio Bachelor geht beispielsweise stark in die Richtig die Firelion beschrieben hat. Also wie kann ein Biologie mit bioinformatischen Tools seine Fragestellungen bearbeiten.
Im Master, wenn du dann einen ausreichenden Überblick übder die gesamte Biologie hast, kannst du dich dann ausreichend Spezialisieren und weißt worauf du dich einläst.
An dieser Stelle sei nochmal gesagt, was Firelion bereits angedeutet hat:
Jede Uni ist anders und das gilt auch für die Fachkompetenzen. Wenn du eine Idee hast wohin die Reise gehen soll, dann such dir einen Uni die dir diese Möglichkeiten eröffnet. Es macht keinen Sinn nach Berlin zu gehen, wenn du dich beispielsweise für Ökologie interessierst, der Schwerpunkt in Berlin aber in der Physiologie liegt (fiktives Beispiel).
Du hast noch ein ganze Jahr Zeit und ich würde dir empfehlen diese Zeit zu nutzen. Guck dir in Ruhe die Unis an, die für dich relevant sind (z.B. weil sie noch relativ nah an der Wohnort liegen) und schau dir genau an was sie dir bieten können.
Viele sagen sich für den Bachelor "hauptsache ich muss nicht weg ziehen". Das ist aber oft ein schlechtes Kriterium. Wenn du Meeresbiologie machen willst bringt es dir nichts mitten in Deutschland zu studieren, wo es kein Meer gibt
Wenn du natürlich erstmal ohne eine konkrete Vorstellung anfängst zu studieren, dann reicht auch die Uni um die Ecke aus, sofern der Studiengang als solches gut aufgebaut ist.
Ich habe mich damals bei allen Unis beworben, die für mich auf Grund des Wohnortes in Frage gekommen sind. Mit zwei Ausnahmen, denn bei zwei Unis habe ich mich nur beworben, weil ich Leute in der Stadt kannte. Und ich habe mich damals für eine dieser beiden Unis entschieden und rückblickent bin ich froh, dass die diese Entscheidung getroffen habe, weil die Uni mir fachlich genau das geboten hat was ich eigenltich machen wollte. Das war aber reiner Zufall, denn der einzige Grund für diese Uni waren meine Bekanntschaften in der Stadt. Hätte ich die Uni genommen, die am nächsten gelegen wäre, hätte ich es möglicherweise bereut, denn dann wäre meine Wahl mit hoher Wahrscheinlichkeit auf eine Uni gefallen, die mir fachlich überhaupt nichts hätte bieten können.
Also die Kurzfassung:
Hast du eine Idee was du wirklich machen willst (Ökologie, Physiologie, zoologisch oder botanisch orientiert, Genetik, Biochemie....), dann such dir eine Uni aus in der du bereits im Bachelor durch Modulwahl in diese Richtung gehen kannst.
Hast du überhaupt keine Ahnung, dann nimm die nächst beste Uni, die einen guten Studiengang vorweisen kann. Du wirst schon deine persönliche Nische finde.
Weiß du schon ganz genau was du willst, dann kannst du auch gleich Biochemie, B-Tec oder andere Studiengänge studieren.
Nimm dir die Zeit und beschäftige dich mit der Thematik. Tatsächlich ist es nicht so einfach sich in die Unistrukturen einzufinden und dich für die richtige Uni zu entscheiden. Aber genau hier können wir dir auch noch helfen, wenn du konkretere Fragen stellst.
Was den Arbeitsmarkt angeht:
Wenn du deinen Master in der Tasche hast, bekommst du immer einen Job. Das steht völlig außer Frage. Es kann jedoch sein, dass du als Biologe plötzlich ganz woanders landest als du zunächst dachtest. Die Merkel ist eigentlich Physikerin
Den Beruf "Biologe" gibt es als solches nicht. Nach dem Studium kannst du in so vielen Bereichen arbeiten und einige von denen haben überhaupt nichts mit Bio zu tun. Damit muss man sich leider abfinden und das ist der Grund, weshalb Biologen arbeitslos sind. Sie versteifen sich einfach auf Biologie und wollen nichts anderes machen, obwohl sie dazu befähigt wären. |
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Firelion
Anmeldungsdatum: 27.08.2009 Beiträge: 1878
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Verfasst am: 08. Okt 2015 15:09 Titel: |
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@ Hedera: Vielen danke für den Hinweis. Das bezog sich auf dier Erfahrung aus meinem Bioinformatikunterricht an der Uni und Praktika. _________________ It is well known that a vital ingredient of success is not knowing that what you’re attempting can’t be done - Terry Pratchett |
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ChrisH
Anmeldungsdatum: 08.10.2015 Beiträge: 2 Wohnort: Bremen
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Verfasst am: 08. Okt 2015 16:19 Titel: |
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Erstmal danke für eure ausführlichen Beschreibungen!
Zitat: | Sie versteifen sich einfach auf Biologie und wollen nichts anderes machen, obwohl sie dazu befähigt wären. |
Was wären das beispielsweise für Sachen? |
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Hedera
Anmeldungsdatum: 08.03.2011 Beiträge: 657
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Verfasst am: 08. Okt 2015 17:10 Titel: |
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Das kann man garnicht so pauschal sagen. Einige satteln auf Pharmaberater um. Generell gibt es viele Unternehmen, denen zunächst wichtig ist, dass man einen akademischen Abschluss hat, denn allein das qualifiziert dich für viele Dinge, weil du ein gewisses Bildungsniveau hast. Du darfst auch nicht vergessen, was du an nicht biologischen Dingen während des Studiums lernst, denn du lernst
1. mit Fachliteratur umzugehen
2. vernetztes Denke, also Probleme zu erfassen und Lösungsansetze zu entwickeln
3. wissenschaftliche Ausdrucksweise
4. Präsentieren
usw.
Du eignest dir ein ganzes Set an Fähigkeiten an, welches auch ohne biolgischen Bezug sehr viel wert ist. |
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