Autor |
Nachricht |
PoloPoPo
Anmeldungsdatum: 16.01.2013 Beiträge: 10
|
Verfasst am: 16. Jan 2013 02:56 Titel: Eineiige Zwillinge vor Gericht genetisch Unterscheidbar? |
|
|
Vor vier Jahren hat ein Verbrecher Schmuck im Wert von vielen Millionen Euro geklaut, konnte aber nicht überführt werden, weil er einen eineiigen Zwilling hat:
http://fingerwegvonmeinerdna.blogsport.eu/tag/dna-test-bei-zwillingen/
Im Artikel von damals steht, dass es in der DNA von eineiigen Zwillingen aber sehr wohl feststellbare Unterschiede gibt, diese aber nicht vor Gericht anerkannt werden.
Meine Frage jetzt, wie schaut das heutzutage aus? Gibt es ein Verfahren, das eineiige Zwillinge identifiziert und auch vor Gericht gültig ist?
Weiß da jemand was? Ich habe lange im Internet gesucht aber keinen Fall gefunden, würde mich über einen aktuellen Link sehr freuen, falls es denn überhaupt einen gibt |
|
|
jörg
Anmeldungsdatum: 12.12.2010 Beiträge: 2107 Wohnort: Bückeburg
|
Verfasst am: 16. Jan 2013 12:35 Titel: |
|
|
Nein, es gibt keine forensisch zugelassenen Methoden, eineiige Zwillinge genetisch auseinanderzuhalten. Da muss noch der klassische Fingerabdruck her.
Aber worauf du anspielst, ist eigentlich kein echter genetischer Unterschied, sondern ein epigenetischer. Bei epigenetischen Mustern gibt es aber einige Schwierigkeiten: Zum einen sind sie noch nicht gut genug verstanden, zum zweiten unterscheiden sich die epigenetischen Muster auch zwischen den Geweben, d.h. man benötigt dasselbe Material, das am Tatort gefunden wurde, zum dritten handelt es sich um veränderliche Muster, es muss also nicht notwendigerweise dasselbe Muster auch zu einem anderen Zeitpunkt in demselben Gewebe vorgefunden werden. Man arbeitet daran, aber solange diese und andere Fragen nicht geklärt sind, kann man es nicht zu forensischen zwecken heranziehen. man weiss bisher "nur", dass man eineiige Zwillinge daran unterscheiden kann, aber noch nicht sicher, wie man diese Verfahren tatsächlich nutzen kann, um sie auch wirklich zu unterscheiden. _________________ RNA?- just another nucleic acid? |
|
|
PoloPoPo
Anmeldungsdatum: 16.01.2013 Beiträge: 10
|
Verfasst am: 16. Jan 2013 15:06 Titel: |
|
|
Danke für die Antwort. Ich habe mit meiner Einleitung doch aber auf gar nichts angespielt, oder?
Was ich mir dazu überlegt habe, sind folgende Ansätze:
Transposable Elemenete im Genom, verändern immer wieder und überall die Basenabfolge zufällig. Allerdings unterscheiden sich diese Sequenzen (nach einer Transposition) je nach Gewebe und zum Teil auch von Zelle zu Zelle, daher kann das nicht als Vergleich zu einer gefundenen Probe herangezogen werden, richtig?
V(D)J-Regionen im Genom werden ebenso von jeder somatischen Zelle absichtlich. zufällig verändert. Aber auch hier unterscheiden sich die Regionen von Zelle zu Zelle, so dass auch hier der Vergleich nicht möglich ist, richtig?
Was ich mich noch frage, würde denn eine komplette Genomanalyse von einer gefundenen DNA Probe mit den beiden Zwillingen etwas bringen? Denn auch hier kommt es darauf an, welche Gewebe bzw. Zellen man miteinander vergleicht und selbst wenn es Zellen aus dem selben Gewebe wären, sind die veränderbaren Regionen höchst unterschiedlich. Stimmt das?
Gibt es bereits einen vielversprechenden Ansatz hierfür?
Edit:
Habe zwei Links gefunden die beschreiben, wie es doch möglich ist, der VDJ Ansatz war richtig:
http://wiki2.benecke.com/index.php?title=International_Society_for_Forensic_Genetics_Benecke_Discrimination_of_monocygotic_twins_and_clones_on_the_DNA_level
http://scienceblogs.de/alles-was-lebt/2009/03/22/das-perfekte-verbrechen/ |
|
|
jörg
Anmeldungsdatum: 12.12.2010 Beiträge: 2107 Wohnort: Bückeburg
|
Verfasst am: 16. Jan 2013 21:02 Titel: |
|
|
Na ja, dafür benötigst du halt B-Zellen in relativ grossen Mengen und bist auf Komissar "Zufall" angewiesen, da der entsprechende B-Zellklon in beiden Proben vorkommen muss. Ausserdem weiss ich nicht, ob es genügend Validität dafür gibt, inwieweit sich die Populationen nicht doch teilweise überschneiden. Man könnte annehmen, dass die Anzahl an B-Zellklonen so gross ist, dass sich sicher Individuen unterscheiden lassen. Man könnte aber auch annehmen, dass es Überschneidungen gibt, da ja die Möglichkeiten zum einen endlich und zum anderen auch genetisch determiniert sind. Das ist aber durchaus eine Methode, die versucht werden kann.
Eine andere Methode wären z.B. Methylierungsmuster oder andere Marker genomischer Organisation. Auch hier gibt es Ansätze, die erstmal vielversprechend klingen, was daraus wird, bleibt abzuwarten. _________________ RNA?- just another nucleic acid? |
|
|
|
|