Autor |
Nachricht |
134340
Anmeldungsdatum: 14.10.2011 Beiträge: 228
|
Verfasst am: 03. Nov 2011 14:49 Titel: Fragen zum Endorphin |
|
|
1. Kann man nach dem natürlichen vom Körper selbst synthetisierten Endorphin süchtig werden?
2. Morphin besitzt ja eine Mimikry der Kopfgruppe des Endorphins. Aber wie kann überhaupt Morphin abgebaut werden, es ist ja nur in der Kopfgruppe mit Endorphin kongruent?
3. Wieso wird man nach Morphin süchtig? Was passiert überhaubt auf mikrobiologischer Ebene, wenn man nach Morphin süchtig ist? _________________ „Naive Fragen zu stellen ist überhaupt eine der erfolgreichsten Methoden, um voranzukommen.“ Craig Venter |
|
|
jörg
Anmeldungsdatum: 12.12.2010 Beiträge: 2107 Wohnort: Bückeburg
|
Verfasst am: 04. Nov 2011 10:40 Titel: |
|
|
1.) Man spricht dann nicht von Sucht, da der Suchtbegriff durch von aussen zugeführte Substanzen definiert ist.
Aber auf molekularer Ebene kann sich ähnliches abspielen. Dazu ein kleiner Ausflug in zwei wichtige Eigenschaften der Sucht: Zum einen wird das "Belohnungszentrum" im Zwischenhirn einbezogen, das u.a. durch Dopamin ein Belohnungsgefühl vermittelt. Das Individuum möchte nun diesen Belohnungszustand wiedererlangen und gewöhnt sich an die höheren Spiegel Dopamin, so dass niedrigere Spiegel bei Auslassen des Konsums nicht mehr befriedigen.
Ein weiters ist die Rezeptorregulation der Opiatrezeptoren. Je mehr Opiate im Blut zirkulieren, desto mehr Opiatrezeptoren werden auf den Zelloberflächen exprimiert, so dass eine Dosissteigerung erfolgen muss, um den gleichen Effekt zu erzielen. Die Dosissteigerung ist übrigens auch für das Gefühl der Belohnung wichtig, da es hier zu ähnlichen Anpassungsvorgängen der Dopaminrezeptoren kommt. Nun sind irgendwann viel mehr Opiatrezeptoren vorhanden, als es vor der Sucht waren und die körpereigenen Opiate reichen nicht mehr aus, um das Gefühl "des Normalen" zu vermitteln. Da Opiate eine Rolle in der Schmerzwahrnehmung spielen, erfährt der Süchtige körperliche Schmerzen.
Ich habe einmal einen Medikamentenselbstversuch mit einem Gegenspieler der Opiate durchgeführt und hatte unerträgliche Schmerzen, so dass ich Opium brauchte, um den Versuch zu beenden.
Ähnliches gilt auch für einen erhöhten Spiegel körpereigener Opiate, dessen Produktion durch verschiedene Situationen angeregt werden kann:
Ausdauersport, Bungeejumping u.v.a.
Deswegen machen so viele Ex-Süchtige so gerne Ausdauersport, da dann die Produktion der körpereigenen Opiate gesteigert wird und der Entzug einfacher wird.
Zu dem Abbau:
Körpereigene Opiate werden bereits im Blut abgebaut, während Morphium nach oraler Aufnahme bereits zu grossen Teilen durch die Leber eliminiert wird. Nur 15-25% erreichen das Blut. Jedoch entstehen in der Leber zwei verschiedene Morphin-Derivate, eines, das nicht wirksam ist und eines, das sogar eine höhere Wirksamkeit aufweist als die Ausgangssubstanz.
Alle drei Substanzen können dann über die Niere ausgeschieden werden, da sie wasserlöslich sind.
Zum chemischen Aufbau:
Das C-terminale Ende bestimmt die Stärke der Rezeptorbindung, hat auf den Abbau aber weniger Einfluss. _________________ RNA?- just another nucleic acid? |
|
|
134340
Anmeldungsdatum: 14.10.2011 Beiträge: 228
|
Verfasst am: 04. Nov 2011 11:44 Titel: |
|
|
Zitat: | Ein weiters ist die Rezeptorregulation der Opiatrezeptoren. Je mehr Opiate im Blut zirkulieren, desto mehr Opiatrezeptoren werden auf den Zelloberflächen exprimiert, so dass eine Dosissteigerung erfolgen muss, um den gleichen Effekt zu erzielen. Die Dosissteigerung ist übrigens auch für das Gefühl der Belohnung wichtig, da es hier zu ähnlichen Anpassungsvorgängen der Dopaminrezeptoren kommt. Nun sind irgendwann viel mehr Opiatrezeptoren vorhanden, als es vor der Sucht waren und die körpereigenen Opiate reichen nicht mehr aus, um das Gefühl "des Normalen" zu vermitteln. Da Opiate eine Rolle in der Schmerzwahrnehmung spielen, erfährt der Süchtige körperliche Schmerzen. |
Werden diese zusätzlichen Rezeptoren auch irgendwann wieder abgebaut?
Zitat: | Körpereigene Opiate werden bereits im Blut abgebaut, während Morphium nach oraler Aufnahme bereits zu grossen Teilen durch die Leber eliminiert wird. Nur 15-25% erreichen das Blut. Jedoch entstehen in der Leber zwei verschiedene Morphin-Derivate, eines, das nicht wirksam ist und eines, das sogar eine höhere Wirksamkeit aufweist als die Ausgangssubstanz.
Alle drei Substanzen können dann über die Niere ausgeschieden werden, da sie wasserlöslich sind.
|
Was ich eigentlich wissen wollte (sorry, war ein bischen falsch formuliert) wird Morphin von dem gleichen Stoff abgebaut, wie Endorphin? _________________ „Naive Fragen zu stellen ist überhaupt eine der erfolgreichsten Methoden, um voranzukommen.“ Craig Venter |
|
|
jörg
Anmeldungsdatum: 12.12.2010 Beiträge: 2107 Wohnort: Bückeburg
|
Verfasst am: 04. Nov 2011 16:43 Titel: |
|
|
134340 hat Folgendes geschrieben: |
Werden diese zusätzlichen Rezeptoren auch irgendwann wieder abgebaut? |
Ja, irgendwann hören die Schmerzen bei einem Entzug auf.
134340 hat Folgendes geschrieben: |
Was ich eigentlich wissen wollte (sorry, war ein bischen falsch formuliert) wird Morphin von dem gleichen Stoff abgebaut, wie Endorphin? |
Wenn Endorphine im Blut abgebaut werden und aufgenommene Morphine in der Leber, was denkst du dann darüber? _________________ RNA?- just another nucleic acid? |
|
|
134340
Anmeldungsdatum: 14.10.2011 Beiträge: 228
|
Verfasst am: 06. Nov 2011 12:26 Titel: |
|
|
Zitat: | Wenn Endorphine im Blut abgebaut werden und aufgenommene Morphine in der Leber, was denkst du dann darüber? |
Natürlich, dass sie durch verschiedene Stoffe abgebaut werden.
Danke für die super Erklärung _________________ „Naive Fragen zu stellen ist überhaupt eine der erfolgreichsten Methoden, um voranzukommen.“ Craig Venter |
|
|
|
|