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Firelion
Anmeldungsdatum: 27.08.2009 Beiträge: 1878
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Verfasst am: 10. Jan 2012 18:11 Titel: Organische Lösemittel (wirkung auf Bewusstsein) |
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Hi,
eine der charakteristischen Wirkungen von organisischen Lösemittel (z.B. Ethanol) ist zunächst eine Europhosierung später kommt es hingegen zur Dämpfung des Bewusstseins bis hin zum Koma/Tod.
Meine erste Frage ist jetzt wie kommt es zu dieser gegensätzlichen Wirkung ? Ich glaube, dass die Dämpfung durch Interaktion mit GABA- Rezeptoren zustande kommt, während die euophorisierende Wirkung durch Dopamin (daher auch die Suchtgefahr?) zustande kommt. Überwiegt jetzt bei höherer Dosis (oder steigende Blutkonzentration im Verlasuf der Resorption) die Wirkung der GABA Rezeptoren über die des Dopamin ?
Meine zweite Frage bezieht sich auf den Grad des Bewusstseins.
Es gibt ja in Richtung der beiden Extrema einmal innere Unruhe --> Agitiertheit -->Krampfanfall und einmal Benommernheit --> Schlaf---> Koma/Narkose --> Atemstillstand/Tod (ist Atmungsinsuffizienz das Gleiche wie Atmungsdepression (z.B. durch Opiate?).
Jetzt ist meine Frage was ist eighentlich der genaue Unterschied zwischen Agitiertheit und innerer Unruhe? Besteht der darin, dass bei Agitiertheit Bewegungsdrang herrscht?
LG und Danke
Firelion _________________ It is well known that a vital ingredient of success is not knowing that what you’re attempting can’t be done - Terry Pratchett
Zuletzt bearbeitet von Firelion am 16. Jan 2012 16:52, insgesamt einmal bearbeitet |
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jörg
Anmeldungsdatum: 12.12.2010 Beiträge: 2107 Wohnort: Bückeburg
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Verfasst am: 10. Jan 2012 19:54 Titel: Re: Organische Lösemittel (wirkung auf Bewusstsein) |
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Firelion hat Folgendes geschrieben: |
Meine erste Frage ist jetzt wie kommt es zu dieser gegensätzlichen Wirkung ? Ich glaube, dass die Dämpfung durch Interaktion mit GABA- Rezeptoren zustande kommt, währrend die euophorisierende Wirkung durch Dopamin (daher auch die Suchtgefahr?) zustande kommt. Überwiegt jetzt bei höherer Dosis (oder steigende Blutkonzentration im Verlasuf der Resorption) die Wirkung der GABA Rezeptoren über die des Dopamin ? |
Das kann ich dir jetz so ad hoc nicht genau beantworten, bedenke aber, dass Ethanol an so vielen Stellen wirkt, dass ich gar nicht weiss, ob man die Dosisabhängigkeit auf diese beiden Systeme reduzieren kann. Auch z.B. Endorphine werden durch Alkohol vermehrt ausgeschüttet.
Ausserdem ist es ein frei membrangängiges Zellgift, was bei den Betrachtungen nicht vergessen werden darf. Es wirkt auch auf den Kreislauf, womit die einsetzende Müdigkeit auch zu erklären sein könnte, die bei ganz geringen Mengen auftritt (Bei grossen Mengen, also jenseit der Stimulierenden Wirkung, ist das keine Müdigkeit mehr, sondern ein Koma).
Der Stimulierende Charakter hängt mit Sicherheit genauso mit der GABA-bedingten Deblockade von cortikalen Arewalen zusammen, wie der narkotisierende Charakter. Die Rolle von Dopamin würde ich eher als "Belohnungsreaktion" sehen und ist damit nicht unmittelbar von den Ethanolwirkungen abhängig.
Ich würde im Bezug auf das GABAerge System also schon die Dosis-Wirkungsbeziehung herstellen wollen: Leichte Deblockade --> Enthemmung und Agilität; schwere Deblockade --> Narkotisierung.
Also ganz ähnlich wie bei den Benzodiazepinen, wo es paradoxerweise gerade bei älterten Leuten ja auch zu einer Aktivitätssteigerung und Agilität kommen kann.
Firelion hat Folgendes geschrieben: | ist Atmungsinsuffizienz das Gleiche wie Atmungsdepression (z.B. durch Opiate?). |
Atemdepression kann zu Ateminsuffizienz führen.
Insuffizienz heisst soviel wie "Unfähigkeit, die biologisch vorgesehenen Leistungen zu vollbringen" (frei übertragen).
Firelion hat Folgendes geschrieben: | Jetzt ist meine Frage was ist eighentlich der gensue Unterschied zwischen Agitiertheit und innere Unruhe? Besteht der darin, dass bei Agitiertheit Bewegungsdrang herrscht?
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Würde ich ähnlich sagen. Agitiertheit muss nicht mit einer inneren Unruhe (tendentiell eher Nervosität) vergesellschaftet sein und andersherum muss eine innere Unruhe nicht mit einer erhöhten Aktivität einhergehen (Manche Leute Erstarren geradezu bei zu grosser innerer Unruhe und sind quasi handlungsunfähig, während agitiertheit eine erhöhte auch "überschiessende" Handlungsbereitschaft zeigen kann). Ich würde "Bewegungsdrang" hier durch "Aktivitätsniveau" oder ähnlichem ersetzen, denn ein echter Drang nach Bewegung muss es auch nicht unbedingt sein bzw. kann ein sinnloser Bewegungsdrang auch durch Nervosität bzw. innere Unruhe bedingt sein ("nervöses Hin- und Herlaufen").
Agitiertheit hat nicht unbedingt immer eine Handlungsstruktur, in den meisten Fällen jedoch ein Handlungsziel. _________________ RNA?- just another nucleic acid? |
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Firelion
Anmeldungsdatum: 27.08.2009 Beiträge: 1878
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Verfasst am: 10. Jan 2012 20:17 Titel: |
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Danke
Gehe ich recht in der Annahme, dass die Wirkung von GABA sowohl erregend als auch hemmend sein könnte, je nach Wirkungsort ?
Wir hatten in der Schule GABA nur als hemmenden Transmitter kennengelernt.
Könnte es sein, dass je mehr Moleküle Lösemittel (egal was auch Toluol, Aceton, GHB...) kommen, je mehr Hirnareale dadurch beeinflusst weden und deswegen sich die Wirkung praktisch ins Gegenteil verkehrt ? Ich findediesen Umschwung irgendfwie faszinierend.
Meinst du ber dem Punkt mit dem Kreislauf, dass eine runterregulierung des Kreislaufes zu einer Minderversorgung des Gehirns mit Sauerstoff und dadurch zur Müdigkeit führen kann ?
Also ist eine Atemdepression nur der Vorgang der Runterregulierung? Dann hat also der Parasympathicus mit Acetylcholin als Neurotransmitter eine atemdepressive wirkung, wenn wir ruhiger atmen ?
Verstehe ich das richtig, dass ähnlich wie bei Benommenheit, Schlaf, Narkose es auch mit innere Unruhe/Agitiertheit, Krampfanfall mit zunehmender ,,Aktivität" es schwerer wird jemanden daraus zu holen ? Also wenn jemand schläft kann man durch Ansprechen oder Rütteln wecken mit einem Narkotisierten/Komatösen geht das nicht mehr.
Für die andere Richtung wären es dann eher Beruhigungsmittel oder? _________________ It is well known that a vital ingredient of success is not knowing that what you’re attempting can’t be done - Terry Pratchett |
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jörg
Anmeldungsdatum: 12.12.2010 Beiträge: 2107 Wohnort: Bückeburg
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Verfasst am: 11. Jan 2012 22:24 Titel: |
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Firelion hat Folgendes geschrieben: |
Gehe ich recht in der Annahme, dass die Wirkung von GABA sowohl erregend als auch hemmend sein könnte, je nach Wirkungsort ? |
Eigentlich nicht, obwohl es beim GABAb-Rezeptor denkbar wäre, da es sich um einen G-Protein gekoppelten Rezeptor handelt. Ist aber nach meinem Wissen auch immer inhibitorisch. Selbst wenn nicht, so spielte das für die Fragestellung hier keine Rolle, denn Ethanol und Benzodiazepine wirken nur am GABAa-Rezeptor.
Ich würde die Dosis-Wirkungs-Beziehung hier wirklich mit der Menge und Art der deblockierten Areale erklären wollen und mit den anderen Wirkungsweisen.
Firelion hat Folgendes geschrieben: | Meinst du ber dem Punkt mit dem Kreislauf, dass eine runterregulierung des Kreislaufes zu einer Minderversorgung des Gehirns mit Sauerstoff und dadurch zur Müdigkeit führen kann ? |
Na ja, eine echte Minderversorgung ist es ja nicht und bei einer Müdigkeit durch Herunterregulation des Kreislaufs sind ja auch Hormonkreise beteiligt. Aber die Perfusion des Gehirns ist natürlich auch reduziert.
Firelion hat Folgendes geschrieben: | Dann hat also der Parasympathicus mit Acetylcholin als Neurotransmitter eine atemdepressive wirkung, wenn wir ruhiger atmen ? |
Quasi, obwohl man von Atendepression erst bei einer Atemfrequenz von <10 Atemzüge/Minute spricht. Das ist noch was anderes als eine ruhige Atmung mit z.B. 15 Zügen/Minute.
Firelion hat Folgendes geschrieben: | Also wenn jemand schläft kann man durch Ansprechen oder Rütteln wecken mit einem Narkotisierten/Komatösen geht das nicht mehr. |
Genau. _________________ RNA?- just another nucleic acid? |
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Firelion
Anmeldungsdatum: 27.08.2009 Beiträge: 1878
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Verfasst am: 12. Jan 2012 16:32 Titel: |
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Danke
Wahnsinn, dass sich die Wirkung ins Gegenteil verkehren kann. _________________ It is well known that a vital ingredient of success is not knowing that what you’re attempting can’t be done - Terry Pratchett |
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