Berufsaussichten - Wo habt ihr als Biologe einen Job gefunde

Unregistriert · Gast

Meine Frage:
Hallo zusammen!

Ich werde nächstes Jahr mit meinem Bachelor in Biochemie fertig und bin zunehmend ob der schlechten Berufsaussichten verunsichert. Ich lese immer wieder Horrorgeschichten von dauerarbeitslosen Biologen oder solchen, die an der Supermarktkasse sitzen. Siehe dazu den Sinnhaftigkeits-Thread bei Studis-online oder die neue bio-falle-website des User "Industriebiologe".
Wo habt ihr als Biologe Arbeit gefunden? Was machen eure Mitstudenten? Wie lange habt ihr gesucht und was macht ihr jetzt genau?

Meine Ideen:
Mit verzweifelten Grüßen

Hedera · Anmeldungsdatum: 08.03.2011 Beiträge: 657

Die ganzen "Horror-Geschichten" resultieren aus der naiven Vorstellung, dass nach dem Studium ein Beruf mit "Biologie" in der Bezeichnung winkt. Ich kennen keinen arbeitslosen Biologen, der nicht selbst für diese Situation verantwortlich ist.
Du musst dich leider von dem Gedanken verabschieden, dass dein reines Fachwissen in der Biologie auf dem Arbeitsmarkt gefragt ist, denn es kommt auf ganz andere Dinge an:
Was einen Biologen wertvoll macht ist das Verständnis und das Erkennen von Zusammenhängen. Problemorientiert nach Lösungen zu suchen und auch mal nach links und rechts zu schauen.
Dadurch werden Biologen in vielen Bereichen eingesetzt, die teilweise überhaupt nichts mit Biologie zu tun haben, sehr wohl aber genau diese Fähigkeiten erfordern.

Den "klassischen" Biologen gibt es nur in der Forschung (Industrie, Forschungsinstitute und Unis) und in wenigen angewanten Bereichen.
In der "Verwaltung" werden sich oft im Projektmanagement eingesetzt, aber auch als Sachverständige. Natürlich auch im öffentlichen Dienst bei Umweltämtern und vergleichbarem. Als Firmenvertreter im Bereich der Pharmazie und anderen Bereichen der "Lebenswissenschaften".
Die potentiellen Berufsfelder sind viel zum Umfangreich um sie hier einfach mal "runter zu schreiben"...
Und wenn man mal genau drüber nachdenkt:
Solange du nicht an der Kasser oder so endest, du also einen Job hast, der dir gefällt und mit dem du ausreichend Geld verdienst, spielt es doch überhaupt keine Rolle was du vorher studiert hast. Du solltest dir auch nicht die Frage stellen, warum du studiert hast, falls du in Zukunft einen Job haben solltest, der passt und den du auch mit einer Ausbildung bekommen hättest.
Der Irrsinn mit "ich muss studieren" und einen perfekten Lebenslauf haben ist leider genau der flasche Weg. Ich beobachte bei vielen Studenten, dass sie eigentlich garnicht in die Biologie gehören und eigentlich auch nicht in die Biologie wollen. Solche Personen können sich natürlich nicht in der Biologie halten, wobei das garnichts mit dumm oder schlecht sein zu tun. Es basiert einfach darauf, dass immer mehr junge Leute schlichtweg den falschen Weg einschlagen und einer naiven Idee hinterher rennen ("ich studiere jetzt und dann passt das schon").
Wenn du unbedingt was machen willst, was im Bereich der Biologie/Biochemie liegt, dann sind die Aussichten tatsächlich nicht mehr so gut, weil die Jobs nicht so zahlreich sind. Aber, wenn du das wirklich willst, dann findest du in der Regel auch einen Job. Allerdings solltest du dann auf jeden Fall noch den Master machen.
Ich kann dir nur eindringlich raten, für dich zu entscheiden, was der richtige Weg ist. Wenn du glaubst, dass du mit Biochemie nicht glücklich wirst, dann zieh den Bachelor durch und überleg dir einen neuen Plan. Falls du fürs Fach brennst, dann mach einen Mastern und denk über eine Promotion nach.

Die wichtigste Frage ist, was dich zufrieden stellt und dir ein sicheres Auskommen für die Zukunft liefert.

Und mal so unter uns Biologen: Egal welche Naturwissenschaft du studiert hast. Es gibt einen ganzen Haufen an Studiengängen, aber auch Ausbildungsstellen, bei denen diese "Horror-Geschichten" mehr Berechtigung haben Zwinkern

Unregistriert · Gast

Danke! Das ist wirklich die hilfreichste Antwort, die ich bisher gehört habe! Smile

Ich finde in der Biochemie den Bereich Analytik ganz spannend. Von Kristallographie über NMR bis HPLC/MS Grins

Deshalb hatte ich überlegt nach dem Bachelor vielleicht auch in den Vertrieb für Laborgeräte oder Chemikalien zu gehen. Größere Firmen haben auch Traineeprogramme in dem Bereich. Ich habe auch gemerkt, dass ich ein Mensch bin, der Anderen Dinge gut erklären und "aufschwatzen" kann. Zumindest sagen mir das andere Leute so.

Bist du schon mit dem Studium fertig? Was machen du und deine Kommilitonen?

Hedera · Anmeldungsdatum: 08.03.2011 Beiträge: 657

Das klingt auf jeden Fall nach einem guten Plan bei dir! Mit Analytik fährt man immer gut und da ist es auch recht leicht irgendwas in Richtung Verkauf/Wartung oder Betrieb zu machen. Ich weiß von einigen die nach ihrer Promotion (methodisch HPLC, GC und MS) schnell was gefunden haben.
Die meisten von meinen Bekannten/Freunden haben, wie ich auch, mit einer Promotion begonnen. Ein paar haben sich für etwas ganz anderes entschieden, also nach dem B.Sc. bzw. M.Sc. irgendwas anderes gemacht.

Von daher, was ich und viele meiner Bekannten machen, ist tatsächlich der "klassische Biologe". Zumindest zur Zeit. Obs dabei bleibt wird die Zeit zeigen. Wenn man sich das aber genau anguckt, ist es relativ sicher, dass höchstens die Hälfte tatsächlich in der aktiven Forschung bleibt. Die meisten von uns werden irgendwas anderes machen, wo eben die Fähigkeiten eines Biologen notwendig sind und nicht sein "Lehrbuch-Wissen"

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