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PaGe Moderator
Anmeldungsdatum: 19.03.2007 Beiträge: 3549 Wohnort: Hannover
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Verfasst am: 17. Jun 2008 23:22 Titel: Giftigkeit von Ethanol |
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Hi Leute,
nun mal eine Frage von mir.
Ich bin auf der Suche nach einer kompetetiven Hemmung auf die Behandlung einer Methanol-Vergiftung durch Ethanol gestoßen. Das ist alles noch ganz einfach.
Dabei habe ich gelesen, dass Methanol an sich nicht toxisch ist, sondern seine Abbauprodukte. Allerdings hat Methanol eine narkotisiserende Wirkung - wie Ethanol auch. Welcher Stoff ist dafür verantwortlich? Methanol, Formaldehyd oder die Ameisensäure. Ich würde auf ersteres tippen. Eine Narkose führt bei hoher Konz. zum Tod, da das Hirn irgendwann abschalten. Weshalb ist es dann nicht toxisch?
Eine weitere Frage betrifft den Ethanol. Dieser wird wiederum als Gift deklariert. Und da wirklich das Ethanol und nicht eines der Abbauprodukte. Wie wirkt dieses Gift? Ich dachte immer, dass es aufgrund der narkotisierenden Wirkung (siehe Methanol) als toxisch eingestuft wird.
Die unterschiedliche Angabe Methanol = kein Gift, Ethanol = Gift scheint mir dann nicht logisch, ist aber "überall" zu finden.
Kann jemand zur Klärung beitragen?
Ich befürchte allerdings, dass dies zu speziell ist.
Zuletzt bearbeitet von PaGe am 18. Jun 2008 16:24, insgesamt einmal bearbeitet |
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Noctu Organisator
Anmeldungsdatum: 04.02.2005 Beiträge: 1429 Wohnort: Rheinland-Pfalz
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Verfasst am: 18. Jun 2008 08:39 Titel: |
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Hallo PaGe !
Meines Wissens ist die Giftigkeit des Ethanols in der Fettlöslichkeit des Moleküls und der Interaktion mit der Zellmembran begründet, also bei höheren Dosen. |
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PaGe Moderator
Anmeldungsdatum: 19.03.2007 Beiträge: 3549 Wohnort: Hannover
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Verfasst am: 19. Jun 2008 22:15 Titel: |
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Danke für die Antwort. Da Ethanol noch einen kleinen Alkylrest hat, wäre das eine Erklärung. |
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Bert
Anmeldungsdatum: 26.09.2007 Beiträge: 82 Wohnort: Niedersachsen
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Verfasst am: 20. Jun 2008 19:10 Titel: |
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Die narkotische Wirkung von Methanol und Ethanol beruht auf der fettlöslichen Eigenschaft (Markscheiden an Nervenzellen).
Giftigkeit von Methanol: seine Metabolite (Formaldehyd und Ameisensäure; beide verändern funktionelle Gruppen an Proteinen) sind giftig.
Bei einer Methanolvergiftung kann Ethanol als Gegengift verabreicht werden (intravenös), weil Ethanol die methanolabbauenden Enzyme schneller bindet (kompetitive Hemmung), dadurch kann Methanol nicht metabolisiert werden und wird ausgeatmet oder im Urin ausgeschieden.
Ethanol ist ein starkes Zellgift und hat eine sehr breite Wirkung: blockiert Rezeptoren (Gehirn); als Lösungsmittel (entzieht Wasser); in einer bestimmten Konzentration (70-80%) denaturiert bakterielle Zellwand (Desinfektionsmittel)... _________________ Holzhacken ist deshalb so beliebt, weil man bei dieser Tätigkeit den Erfolg sofort sieht. [Albert Einstein] |
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PaGe Moderator
Anmeldungsdatum: 19.03.2007 Beiträge: 3549 Wohnort: Hannover
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Verfasst am: 20. Jun 2008 20:21 Titel: |
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Bert hat Folgendes geschrieben: | Ethanol ist ein starkes Zellgift und hat eine sehr breite Wirkung: blockiert Rezeptoren (Gehirn); als Lösungsmittel (entzieht Wasser); in einer bestimmten Konzentration (70-80%) denaturiert bakterielle Zellwand (Desinfektionsmittel)... |
Methanol hat aber auch Auswirkungen auf die Rezeptoren, berauscht wird man davon ja auch.
Die Wasserentziehende Wirkung dürfte neben nervösen auf osmotsische Effekte zurückzuführen sein. Gilt also auch für Methanol.
Und 70-80% Ethanol erreicht man wohl eher nicht im menschlichen Körper. Würde auch tippen, dass Methanol in diesen Konzentrationen für den Mensch giftig ist.
Es ist eben dieser angebliche Unterschied in der Toxizität, der mich stutzen lässt. Noctus Erklärung mit der besseren Membrangängigkeit und dem Einfluss auf die Membran ist das einzige, was logisch erscheint. |
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Bert
Anmeldungsdatum: 26.09.2007 Beiträge: 82 Wohnort: Niedersachsen
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Verfasst am: 20. Jun 2008 22:02 Titel: |
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PaGe hat Folgendes geschrieben: |
Es ist eben dieser angebliche Unterschied in der Toxizität, der mich stutzen lässt. Noctus Erklärung mit der besseren Membrangängigkeit und dem Einfluss auf die Membran ist das einzige, was logisch erscheint. |
Jetzt weiß ich nicht, ob ich deine Frage richtig verstanden habe. Fragst du, warum Methanol giftiger ist als Ethanol?
Methanol ist nicht so „furchtbar giftig“. Wenn es gelingt, die Oxidation von Methanol zu unterbinden (z.B. blockieren der ADH mit Ethanol), ist die Giftigkeit von Methanol nicht so gravierend.
Viel giftiger als Methanol sind vor allem die Oxidationsprodukte Formaldehyd und Ameisensäure, weil sie nur sehr langsam abgebaut werden und im Körper schwere metabolische Schäden verursachen.
Ethanol wird dagegen zu Acetaldehyd oxidiert. Acetaldehyd wird enzymatisch verhältnismäßig schnell zu Acetat und dann zu CO2 und Wasser oxidiert. _________________ Holzhacken ist deshalb so beliebt, weil man bei dieser Tätigkeit den Erfolg sofort sieht. [Albert Einstein] |
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PaGe Moderator
Anmeldungsdatum: 19.03.2007 Beiträge: 3549 Wohnort: Hannover
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Verfasst am: 21. Jun 2008 01:03 Titel: |
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Du solltest auch meine Texte lesen .
Das mit dem Abbau ist alles klar.
Die Frage ist, weshalb der Ethanol als giftig eingestuft wird und Methanol harmlos sein soll. Alles ohne Abbau im Körper!
Beide bewirken sie narkotische Zustände, entfalten somit eine Wirkung im Gehirn/an den Nerven bzw. Synapsen.
Diesen Widerspruch würde ich gerne verstehen. |
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Bert
Anmeldungsdatum: 26.09.2007 Beiträge: 82 Wohnort: Niedersachsen
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Verfasst am: 21. Jun 2008 01:58 Titel: |
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PaGe hat Folgendes geschrieben: |
Die Frage ist, weshalb der Ethanol als giftig eingestuft wird und Methanol harmlos sein soll. |
Ich weiß nicht, woher du diese Infos hast; Methanol hat die Kennzeichnung T (giftig) und F (Leichtentzündlich) und darf nur unter dem Abzug geöffnet und pipettiert werden (Atemschutz). Entsprechend muß das Methanol als giftiges Sondermüll entsorgt werden. Es darf nicht in den Laborausguß gekippt werden!
Ethanol hat die Kennzeichnung F (Leichtentzündlich) und kann einfach auf dem Labortisch geöffnet und pipettiert werden. Seine Entsorgung ist problemlos (mit Wasser verdünnen und in den Laborausguß kippen).
Die Giftigkeit für Menschen wird, wie ich bereits oben geschrieben habe, nach den Metaboliten beurteilt, Metabolite aus Methanol sind für Menschen sehr giftig, weil sie sehr langsam abgebaut werden. Metabolite aus Ethanol sind für den Menschen weniger giftig, weil sie schnell abgebaut werden.
Wirklich harmlos ist keines der beiden, in größeren Mengen sind sie beide gefährlich und können zum Tode führen. _________________ Holzhacken ist deshalb so beliebt, weil man bei dieser Tätigkeit den Erfolg sofort sieht. [Albert Einstein] |
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PaGe Moderator
Anmeldungsdatum: 19.03.2007 Beiträge: 3549 Wohnort: Hannover
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Verfasst am: 21. Jun 2008 09:01 Titel: |
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Deshalb schreibe ich ja extra: ohne Metabolisierung, wird Ethanol als toxisch eingestuft und Methanol nicht.
Quelle:
http://www.meduni-graz.at/pharma/VO030109E.pdf
Zitat: | Äthylalkohol: selbst giftig.
Methanol und Propanol: Metabolite giftig |
Zitat: | Methanol nicht selbst giftig wie Äthanol |
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Bert
Anmeldungsdatum: 26.09.2007 Beiträge: 82 Wohnort: Niedersachsen
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Verfasst am: 21. Jun 2008 10:28 Titel: |
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PaGe hat Folgendes geschrieben: | Deshalb schreibe ich ja extra: ohne Metabolisierung, wird Ethanol als toxisch eingestuft und Methanol nicht.
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OK. Jetzt verstehe ich, was du wirklich meinst, also benennen wir das auch einheitlich.
Giftiger für den menschlichen Körper ist Methanol (wegen der Metabolite), aber Ethanol wird schneller aufgenommen, weil es sowohl gut wasserlöslich als auch fettlöslich ist (wegen der zusätzlichen Kohlenstoffkette), Methanol dagegen ist nur sehr gut wasserlöslich, wird deshalb langsamer resorbiert.
Die schnellere Resorption von Ethanol hat Noctu richtig erklärt (bessere Fettlöslichkeit).
Ethanol wirkt schneller, ist aber weniger giftig, weil es schneller abgebaut wird (bis zum CO2 und Wasser).
Methanol wirkt langsamer, ist aber sehr giftig, weil seine giftigen Metabolite sehr langsam abgebaut werden.
In kleinen (auch regelmäßigen) Mengen (ein Gläschen Wein täglich) ist Ethanol „harmlos“, Methanol ist da schon gefährlich.
Beim Verschlucken von sehr großen Mengen stirbt der Mensch schneller bei einer Ethanolvergiftung. _________________ Holzhacken ist deshalb so beliebt, weil man bei dieser Tätigkeit den Erfolg sofort sieht. [Albert Einstein] |
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PaGe Moderator
Anmeldungsdatum: 19.03.2007 Beiträge: 3549 Wohnort: Hannover
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Verfasst am: 21. Jun 2008 13:58 Titel: |
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Bert, lass endlich mal den Metabolismus draußen. Weshalb wir Ethanol trinken können ohne bleibende Schäden zu erhalten, ist mir klar.
In dem Pharmazie-Skript steht eindeutig, dass Ethanol giftig ist, Methanol nicht. Es stellt sich also die Frage, was Ethanol (und nicht eines der Metabolite!) im Körper anstellt, was Methanol scheinbar nicht kann. Die Fettlöslichkeit ist da mE der einzige Unterschied, der zu einer deutlicheren Beeinflussung von Membranpotentialen, der Fluidität und Permeabilität führen kann. Und das sind eindeutig Effekte, die als toxisch zu bezeichnen sind. |
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