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LM Gast
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Verfasst am: 28. Mai 2011 12:01 Titel: Gibt es eine Evolution der Evolution |
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Meine Frage:
Hallo, mich interessiert seit einiger Zeit, ob es so etwas wie eine Art Evolution der Evolution(sfaktoren) gibt, und ob nicht einige von Zeit zu Zeit gekommen sind. Ich könnte mir beispielsweise vorstellen, dass Rekombination erst später dazugekommen ist in der Evolution.
Meine Ideen:
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LM Gast
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Verfasst am: 28. Mai 2011 12:06 Titel: |
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Zitat: und ob nicht einige von Zeit zu Zeit gekommen sind.
Damit meinte ich die Evolutionsfaktoren. |
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PaGe Moderator
Anmeldungsdatum: 19.03.2007 Beiträge: 3549 Wohnort: Hannover
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Verfasst am: 28. Mai 2011 17:31 Titel: |
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Rekombination ist bei Bakterien nur eingeschränkt möglich. Etliche Stämme können es nicht. Mit der sexuellen Fortpflanzung wurde es fest in den Generationenzyklus verankert. Damit hast du recht, dass die Rekombination erst evolviert ist.
Zur Gangart der Evolution gibt es beide Theorien. Nach einschneidenden Ereignissen (Meteoriteneinschlag, etc.) hat man häufig sehr schnelle Phasen der Evolution beobachtet, dem schließen sich dann Phasen an, an dem nur noch kleine Veränderungen stattfinden.
Übrigens finden eigentlich immer Koevolutionen statt. Die Beute entwickelt sich in eine Richtung, dass sie nicht mehr so häufig vom Räuber gefressen wird, und dies zieht die Evolution des Räubers nach. _________________ Die deutsche Rechtschreibung ist Freeware, du darfst sie kostenlos nutzen. Aber sie ist nicht Open Source, d. h., du darfst sie nicht verändern oder in veränderter Form veröffentlichen. |
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LM Gast
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Verfasst am: 28. Mai 2011 22:09 Titel: |
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könnte es nicht sein, dass weitere gänzliche neue Evolutionskriterien dazu kommen werden, es wäre ja irgendwo "verschwenderisch", wenn sich die Evolutionskriterien selbst nicht erweitern also "weiterentwickeln". Wenn aber neue dazu kommen würden wäre die Evolution mit der Zeit immer effizienter. |
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PaGe Moderator
Anmeldungsdatum: 19.03.2007 Beiträge: 3549 Wohnort: Hannover
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Verfasst am: 29. Mai 2011 01:19 Titel: |
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Was meinst du mit Evolutionskriterien? Alle Umweltfaktoren stellen in gewissem Maße Selektionsfaktoren dar. Durch die Einfuhr eines Lebewesens von einem anderen Kontinent, kommt dann natürlich ein neuer Selektionsfaktor ins Biotop. Fukushima stellt sicherlich nun auch erst einmal einen neuen Selektionsfaktor dar, da die Organismen, die mit der radioaktiven Strahlung am besten umgehen können, sich am besten vermehren können. Das kann man beliebig weiterführen. Die Natur/Welt ist etwas Dynamisches, daher verändern sich auch immer wieder die Selektionsbedingungen.
Dass etwas völlig neues hinzukommt, ist zwar nicht ausgeschlossen, aber übersteigt meine Vorstellungskraft. _________________ Die deutsche Rechtschreibung ist Freeware, du darfst sie kostenlos nutzen. Aber sie ist nicht Open Source, d. h., du darfst sie nicht verändern oder in veränderter Form veröffentlichen. |
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Hedera
Anmeldungsdatum: 08.03.2011 Beiträge: 657
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Verfasst am: 29. Mai 2011 01:49 Titel: |
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Man kann das alles etwas allgemeiner fassen.
Sagen wir mal, dass wir unter Natur die Gesamtheit des Seins verstehen, also Natur ist alles.
In der Natur gibt es klare grundlegende Mechanismen (zudenen alle Evolutionsprinzipien gehören), an denen nichts und niemand was ändern kann. Diese Mechanismen sind das, was der Chemiker zB. als atomare Wechselwirkungen bezeichnen würde. Wechselwirkung trifft es sogar sehr gut, denn jeder Mechanismus, beruht auf mindestenes einer Wechselwirkung zwischen mindestens zwei Dingen.
Du kannst also sagen, dass die Natur quasi ein System ist. Alles was möglich ist, ist vordefiniert und alles was nicht möglich ist, dass gibt es nicht (bzw. nur in unserem Kopf ).
Daher gab es zu jedem Zeitpunkt alle "Evolutionsfaktor" in der Theorie. Es bestand also immer die Möglichkeit, dass ein bestimmter auftritt, wenn die Vorraussetzungen passend waren.
Zitat: | könnte es nicht sein, dass weitere gänzliche neue Evolutionskriterien dazu kommen werden, es wäre ja irgendwo "verschwenderisch", wenn sich die Evolutionskriterien selbst nicht erweitern also "weiterentwickeln". |
Wenn das System noch nicht ausgeschöpft ist, dann ist dem natürlich so. Aber dafür muss es die richtigen Vorraussetzungen geben. Solange das System den selben Imput hat, wird sich auch nichts verändern. Stell es dir wie eine Maschine vor, die Kuchen macht
Ein Teil macht den Teig und ein andere backt diesen. Der dritte und letzte Teil legt Erdbeeren drauf und überzieht diese mit Tortenguß.
Wenn du nichts änderst, dann wird es immer Erdbeerkuchen geben. Wenn jetzt aber auch Pfirsiche in den Behälter für die Erdbeeren kommen, dann gibts Erdbeer-Pfirsichkuchen.
Theoretisch konnte die Maschine schon immer Erdbeer-Pfirsichkuchen machen, aber ihr fehlte der passende Imput.
Zitat: | Wenn aber neue dazu kommen würden wäre die Evolution mit der Zeit immer effizienter. |
Ich denke, dass es sehr schwer ist von "effizienter" zu sprechen, bzw. eigentlich unmöglich. Wir reden von einem System, das in sich geschlossen ist und stets in einem Gleichgewicht steht. Das ist immer so und da kann auch keiner was gegen machen. Jedes System, was wir beobachten ist im gleichgewicht. Das Gleichgewicht kann natürlich gestört werden, aber es wird sich immer wieder anpassen oder aber steht unter beachtung des "Störtfaktors" im gleichgewicht, weil dieser eben auch Wechselwirkungen eingeht, die beachtet werden müssen.
Wir gehen heute davon aus, dass Natur nach "trial and error" funktioniert, also ganz stumpf gucken obs geht und wenn nicht, dann wars das eben.
Daher wird die Evolution es irgendwann "übertreiben". Das ist sogar schon passiert... Das System macht also solange weiter, bis es irgendwann überlastet ist und kolabiert und macht mit dem weiter, was noch übrig ist. Dieses "effizenter" schreit nach einem Gott. Das ist das Problem. Wenn dann könntest du "spezieller" sagen, denn wenn du die Evolution zurück verfolgst, dann wirst du schnell sehen, dass der Mensch es zwar weit gebracht hat, aber dafür sehr viele Eigenschaften verloren hat. Wir können zwar rennen und sprechen und viele andere coole Sachen machen, aber dafür können Bakterien sich schnell anpassen und einfach mal DNA aufnehmen. Also auch coole Sachen.
Ich würde sagen, dass es in der gesamten Biologie niergendwo wichtiger ist auf das zu achten, was man sagt, als der Evolution, denn da darf man niemals bewerten.
Als Evolution verstehen wir den Mechanismus, der für die Biodiversität verantwortlich ist und dieser Mechanismus funktioniert einfach. Es gibt kein besser oder schlechter, keinn effizent oder uneffizient. Es gibt nur das, was funktioniert und sich jetzt zu diesem Zeitpunkt bewährt. Anderer Zeitpunkt andere Vorraussetzungen und das Bild kann ganz anders aussehen. Aber das kann man dann nicht mehr vergleichen, weil die Rahmenbedinungen nicht passen
Wenn du das im Detail betrachtest, dann kannst du schon bewerten. Aber das geht nur, wenn du den gesamt Kontext ignorierst, was wieder schlecht ist. Die Rekombiantion der Bakterien ist eben viel uneffizenter als unsere, wenn du das auf die Generationen beziehst, aber du nimmst die Rekombination aus dem Kontext und ignorierst, dass Bakterien sich viel schneller fortpflanzen können als wir.
Also musst du eigentlich eine hohe Rekombinationsgabe mit einer niedrigen Reproduktionsrate und eine hohe Reproduktionsrate mit einer niedrigen Rekombinationsgabe vergleichen und das kannst du schon wieder nicht, weil beides Vor- und Nachteile hat und daher immer unter klaren Rahmenbeindungen bewertet werden muss und wenn du viele verschiedene Rahmenbedingungen betrachtest, dann wirst du zu dem Ergebniss kommen, dass es eigentlich nicht zu bewerten ist, da mal A und dann B "besser" ist.
Edit:
Mist mal wieder zulange gebraucht
Zitat: |
Dass etwas völlig neues hinzukommt, ist zwar nicht ausgeschlossen, aber übersteigt meine Vorstellungskraft. |
Ist nicht genau diese Tatsache das Problem an der Evolution?
Der Zeitfaktor, die Diversität und Möglichkeiten sind einfach zuviel für ein Menschenleben... |
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