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phea Gast
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Verfasst am: 14. Okt 2015 15:03 Titel: Länge der m-RNA und Peptidkette |
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Meine Frage:
Hallo!
Ich bereite mich gerade auf eine mündliche Prüfung zum Thema Genetik vor und bin dabei auf eine Unklarheit gestoßen.
Bei der Proteinbiosynthese, genauer der Transkription, wird ja von einem Promotor an die m-RNA transkribiert. Fertig ist das gute Stück, wenn die RNA-Polymerase eine "bestimmte Terminatorregion" (Zitat Lernheft) erreicht.
Nun wird ja bei der Translation wieder mit einem Startcodon und einem Stopcodon gearbeitet. Das bedeutet, dass die fertige m-RNA mehr Information beinhaltet (vor dem Startcodon und nach dem Stopcodon), als für die Synthese eines einzelnen Proteins erforderlich, oder?
Meine Ideen:
Kann es also sein, dass auf einer m-RNA gleich mehrere Gene "kopiert" sind? Oder dienen die "überflüssigen" Basen auf der m-RNA vielleicht einem anderen Zweck?
Sehe ich es richtig, dass die m-RNA für die Synthese eines großen Proteins wie Tinin (bestehend aus 30.000 Aminosäuren) demnach auch mindestens 90.000 Nukleotide lang sein muss? |
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PaGe Moderator
Anmeldungsdatum: 19.03.2007 Beiträge: 3549 Wohnort: Hannover
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Verfasst am: 14. Okt 2015 19:05 Titel: |
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Du hast inallem recht.
Es gibt einen nicht codierenden Bereich auf der mRNA, die eher regulatorische Funktionen haben. Und auch das Ribosom baut sich an der mRNA erst zusammen und braucht dafür mehr Platz als nur das Startcodon. Bei Bakterien kannst du diesbezüglich einmal nach der Shine-Dalgarno-Sequenz schauen.
Mehrere Gene auf einer mRNA gibt es nachgewiesener Maßen bei Bakterien. Bei Eukaryoten ist die Lehrmeinung eher, dass es so etwas nicht gibt, obwohl es auch Stimmen gibt, die das nicht ausschließen und für wahrscheinlich halten. _________________ Die deutsche Rechtschreibung ist Freeware, du darfst sie kostenlos nutzen. Aber sie ist nicht Open Source, d. h., du darfst sie nicht verändern oder in veränderter Form veröffentlichen. |
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jörg
Anmeldungsdatum: 12.12.2010 Beiträge: 2107 Wohnort: Bückeburg
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Verfasst am: 15. Okt 2015 19:38 Titel: |
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PaGe hat Folgendes geschrieben: |
Mehrere Gene auf einer mRNA gibt es nachgewiesener Maßen bei Bakterien. Bei Eukaryoten ist die Lehrmeinung eher, dass es so etwas nicht gibt, obwohl es auch Stimmen gibt, die das nicht ausschließen und für wahrscheinlich halten. |
Kommt darauf an, was man unter einem Gen versteht.
Folgt man dieser Definition : "ein Abschnitt auf der DNA, der die Grundinformationen zur Herstellung einer biologisch aktiven RNA enthält", so gibt es das durchaus, wenn auch entsprechen dieser Definition nicht für mRNAs, da die mRNA hier ja die "biologisch aktive RNA" ist, selbst, wenn sie für mehrere Proteine codieren würde.
Jedoch existieren andererseits auch policistronische primäre RNAs, aus denen mehrere biologisch aktive RNAs generiert werden.
Fazit: mehrere Gene auf einer mRNA geht per Definitionem nicht, mehrere proteincodierende ORFs wären möglich (wie bei Bakterien üblich). Mehrere Gene auf einer primären RNA (= transkribierte [und teilweise prozessierte], jedoch biologisch [noch] nicht aktive RNA) jedoch wären ebenso möglich.
Die Definition, dass ein Gen für ein Protein codieren muss, ist überholt.
phea hat Folgendes geschrieben: |
Sehe ich es richtig, dass die m-RNA für die Synthese eines großen Proteins wie Tinin (bestehend aus 30.000 Aminosäuren) demnach auch mindestens 90.000 Nukleotide lang sein muss? |
Sie müsste sogar definitiv länger als 90.000 Nucleotide sein, da einige regulatorische Sequenzen 5' des Start- und 3' des Stoppcodons obligat sind. Ein Startcodon direkt 3' des 5'-CAP würde gar nicht erkannt werden und eine mRNA, die mit dem Stoppcodon endet, könnte auch nicht biologisch aktiv sein. _________________ RNA?- just another nucleic acid? |
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phea Gast
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Verfasst am: 17. Okt 2015 14:57 Titel: |
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Ich danke euch vielmals für die erhellenden Antworten.
Meine Formulierung mit den "Mehreren Genen" auf einer m-RNA war sicher nicht ganz gelungen. Ich meinte tatsächlich, ob auf einer m-RNA mehrere Proteine, bzw. Aminosäuresequenzen "nebeneinander" codiert sein können. Das mit den regulatorischen Funktionen auf der m-RNA hat mir die Sache definitiv etwas verständlicher gemacht. Jetzt fühle ich mich wieder ein Stückchen sicherer in der Materie. Vielen Dank! |
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