Autor |
Nachricht |
Versuchschemie.de
Anmeldungsdatum: 16.11.2011 Beiträge: 1
|
Verfasst am: 16. Nov 2011 16:45 Titel: Chemiker fragen Biologen |
|
|
Als Betreiber von Versuchschemie.de grüße ich herzlich die Kollegen aus der anderen Naturwissenschaft!
Hier bin ich vor allem mit einer Bitte um Mithilfe.
Wir haben nämlich gerade einen größeren Thread zu Spekulationen über die wahrscheinliche Häufigkeit von Leben im Universum. Darin habe ich die Vermutung aufgestellt, daß die leichteren Elemente bis zum Eisen überall ausreichen werden, um gut funktionierende biologische Systeme entstehen zu lassen. Und zwar sogar bis zu einer der Menschheit vergleichbaren Kultur. Die Festlegung auf Eisen rührt übrigens daher, daß Eisen der schwerste Atomkern ist, der in einem Stern noch durch Fusion mit positiver Energiebilanz gebildet werden kann. Alle Elemente mit höherer Kernladungszahl entstehen nicht mehr durch Fusion, sondern z.B. bei einer Nova durch Neutroneneinfang und andere Kernreaktionen. Ein Kollege im Forum würde nun schwören, mehrzelliges Leben benötige mindestens Elemente bis 35 (Brom), um hochkomplexe und effiziente Stoffwechselvorgänge zu ermöglichen. Ich vermute dagegen weiterhin, schwere Elemente werden in die Evolution nur eingebaut, wenn sie ohnehin vorhanden sind und sich "nützlich machen" können, anderenfalls käme die Evolution auch mit den Elementen bis zum Eisen aus.
Hier kommen wir ins Stocken, weil wir an die Grenze zur Biologie stoßen und die Biochemie dürfte eher eine Domäne der Biologen als der Chemiker sein. Vielleicht kennt sich jemand von Euch gut damit aus, welche Funktionen Elemente mit höherer Kernladungszahl als Eisen in vielzelligem Leben haben und kann vielleicht eine Vermutung aussprechen, ob diese in der Evolution vielleicht auch verzichtbar oder ersetzbar gewesen wären.
http://www.versuchschemie.de/topic,15158,-Universum%3A+warum+es+da+drau%DFen+vor+Leben+nur+so+wimmelt.html
Hartmut Schirneck
Versuchschemie.de |
|
|
jörg
Anmeldungsdatum: 12.12.2010 Beiträge: 2107 Wohnort: Bückeburg
|
Verfasst am: 16. Nov 2011 23:56 Titel: Re: Chemiker fragen Biologen |
|
|
Versuchschemie.de hat Folgendes geschrieben: | welche Funktionen Elemente mit höherer Kernladungszahl als Eisen in vielzelligem Leben haben und kann vielleicht eine Vermutung aussprechen, ob diese in der Evolution vielleicht auch verzichtbar oder ersetzbar gewesen wären.
|
Das ist nach meiner Ansicht schwer zu beantworten und reine Spekulation, denn diese Frage impliziert, dass wir die thermodynamischen Zusammenhänge verstehen, die den Bestandteilen des Lebens zugrunde liegen und "am Reissbrett" Alternativen entwckeln könnten. Das ist jedoch nicht so.
Aber da auch die Erzeugung schwererer Elemnte im "Sternenzyklus" zustandekommt und sei es bei einem Kollaps, reicht doch aus, um sie für die Evolution vorrauszusetzen.
Also lautet die Frage auch, kann es ein Universum aus Sonnensystemen geben, die bis in die Unendlichkeit stabil sind?
Und wenn ja, könnten in diesem Universum Beobachter desselben existieren?
Es gibt Hinweise darauf -aber wem erzähle ich das...- dass bereits geringe Abweichungen in den Eigenschaften eines Elektrons das bestehende System gar nicht erst entstehen liesse. Mit den Eigenschaften der Elektronen und anderer Partikel ist aber das von uns beobachtete System bereits zumindest partiell determiniert, damit auch Sterne, die expandieren und kollabieren.
Mit dem Begriff der Unendlichkeit bin ich zudem immer etwas vorsichtig.
Das bedeutet für mich, dass eine entwicklungsgeschichtliche Argumentation wenig Spielraum für die Art des von dir geforderten Konjunktivs lässt. Wir haben ja nur das vor Augen, was hier existiert.
Wenn wir uns "intelligentes" extraterristisches Leben vorstellen, so wird es immer humanoide Züge haben, im Mindesten aber Züge des hier vorkommenden Lebens. Unsere Vorstellung leitet sich also aus dem Bestehenden ab. Da könnte man viel rechnen und thermodynamische Zusammenhänge beschreiben, letztendlich können wir nicht sagen, was konkret universale und universelle Mindestanforderungen des Lebendigen wären. Wir können nur sagen, was das Leben auf der Erde mindestens benötigt. Dabei können wir nicht einmal konkret den Begriff Leben definieren, sondern lediglich die Eigenschaften beschreiben, auf deren Gesamtheit die Lebensleistung beruht. Nicht einmal von diesen Eigenschaften können wir sagen, inwieweit sie eine universale Relevanz besitzen.
Eine wichtige Eigenschaft ist die Integrität und die Wahrung der Individualität, das lässt sich chemisch mit Sicherheit auch ohne schwere Elemente realisieren. Reizbeantwortung im Sinne von mind. Reaktionen auf die Umwelt ist da schon ein etwas komplexeres Thema: Wie genau muss der Kontakt zur Umwelt denn aussehen, damit zum einen eine Abgrenzung erfahren wird und zum anderen aber auch ein "Zulassen" derselben?
Um nur einige Beispiele zu nennen.
Nach meiner Einsicht in Stoffwechselprozesse scheint von den schwereren Elementen (also schwerer als Eisen) zumindest Kupfer recht essentiell. Den Rest hielte auch ich für irgendwie entbehrlich. _________________ RNA?- just another nucleic acid? |
|
|
|
|