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Häufigkeit der DNA-Methylierung im Leben eines Menschen
 
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mike458



Anmeldungsdatum: 17.05.2012
Beiträge: 4

BeitragVerfasst am: 17. Mai 2012 23:46    Titel: Häufigkeit der DNA-Methylierung im Leben eines Menschen Antworten mit Zitat

Hallo ich hab von Genetik keine Ahnung (bin Physiker), daher bitte Fachausdrücke vermeiden.

Die DNA Genetik von Eineiigen Zwillingen ist gleich, Trotzdem gibt es solche E-Zwillige die zusammen aufwachsend komplett unterschiedlich in ihrem Verhalten sind. Forscher sagen, das dies durch Epigenik also DNA-Methylierung und damit durch Ein- und Ausschaltung von Genen hervorgerufen wird ?

Meine Frage ist stimmt das und wie kann so ein Gen De/-Methyliert, also einfach so ein- oder ausgeschaltet werden,
- was ist da zu notwendig ? (Gifte, Umweltbedingungen, Änderung des Lebensumfeld, reicht es schon aus wenn ich meinen Wohnort ändere)
- In welchem Alter passiert dies am häufigsten (Junge Jahre vermutlich)
- Welche Gene können sich ändern (Haarfarbe wohl eher nicht ?)
- wie häufig tritt dies bei einer durchschnittlichen Person auf das ein Gen aus/eingeschaltet wird ? (Täglich, sekündlich, einmal im Leben ?)
- werden wenn eine Methylierung eintritt dann die DNA an der Stelle mit einer Methlygruppe von allen Zellen im Körper geändert oder nur die neu gebildet/geteilt werden ?

Können solche epigenischen Zustände vererbt werden, und wenn ja was ist wenn Mutter und Vater eine unterschiedliche DNA-Methylierung am entsprechenden Gen aufweisen ?
(Hab gelesen das hier die Forschung noch nicht so weit ist ?)


Weiter würde mich interessiere wie man Eineiige Zwillinge genetisch unterscheiden kann. Hab dazu gelesen das es mit „gedächniss“ Genen die für unseren Krankheitszustand zuständig sind gehen soll E-Zwillinge zu unterscheiden.
Frage: Könnte man derzeit auch E-Zwillinge durch eine Untersuchung des DNA-Methylierungszustands unterscheiden ?

Könnte man wenn man den Weg der DNA-Methylierung versteht, Genetische Erbkrankheiten Im nachhinein (als, wenn die Person sagen wir mal 5 Jahre alt ist) einfach ausblenden ?


Sind eine ganze Menge Fragen, daher Danke an alle die Infos dazu haben.

Gruß
Mike
jörg



Anmeldungsdatum: 12.12.2010
Beiträge: 2107
Wohnort: Bückeburg

BeitragVerfasst am: 18. Mai 2012 16:23    Titel: Re: Häufigkeit der DNA-Methylierung im Leben eines Menschen Antworten mit Zitat

Willkommen


Oje, da machst du ja nicht gerade ein kleines Fass auf....

mike458 hat Folgendes geschrieben:
Forscher sagen, das dies durch Epigenik also DNA-Methylierung und damit durch Ein- und Ausschaltung von Genen hervorgerufen wird ?


Auch, aber nicht nur. Bei den kognitiven Verhaltensweisen würde ich v.a. auf Sozialisierungseffekte verweisen wollen.

mike458 hat Folgendes geschrieben:
Meine Frage ist stimmt das und wie kann so ein Gen De/-Methyliert, also einfach so ein- oder ausgeschaltet werden,


Ja, das kann ein Gen (so "einfach" geschieht das zwar wahrscheinlich nicht, aber es geht). Dafür verfügt die Zelle über Enzyme, die einzelne Bereiche Methylieren können. Methylierung bedeutet dabei nicht immer "stillegen", es konnte auch gezeigt werden, dass Methylierungsmuster z.B. mit alternativen Spleissmustern korrellieren. Weisst du, was Spleissen ist?
Also scheint die gesamte Organisation des Genoms sich auch in einem bestimmten Methylierungsmuster zu äussern.
Doch nicht nur Methylierung spielt eine Rolle, es gibt auch Acetylierungen, Sumoylierungen und andere Veränderungen an den "DNA-organisierenden" Proteinen (Histone), die mit der Aktivität des jeweiligen DNA-Abschnittes vergesellschaftet sind.



mike458 hat Folgendes geschrieben:
was ist da zu notwendig ? (Gifte, Umweltbedingungen, Änderung des Lebensumfeld, reicht es schon aus wenn ich meinen Wohnort ändere)


Völlig unklar. Dieses einzugrenzen setzte voraus, dass wir die epigenetischen Muster kennen und charakterisiert haben. Das ist aber noch lange nicht der Fall.

mike458 hat Folgendes geschrieben:
In welchem Alter passiert dies am häufigsten (Junge Jahre vermutlich)


Die grössten Veränderungen epigenetischer Muster wurden bisher bei der Keimzellentwicklung, Embryonen und Säuglingen beobachtet.
Man konnte z.B. zeigen, dass Frühgeburten oder auch künstliche Befruchtungen ein abweichendes epigenetisches Muster aufwiesen und untersucht nun den Zusammenhang zu bestimmten Häufungen von Krankheiten bei diesen Gruppen.


mike458 hat Folgendes geschrieben:
Welche Gene können sich ändern (Haarfarbe wohl eher nicht ?)


Prinzipiell kann jedes Gen epigenetisch verändert werden (Für die Haarfarbe ist nicht nur ein Gen zuständig). Doch wenn es regelmässig abgelesen wird, wird es eher auch epigenetisch "stärker aktiviert".

mike458 hat Folgendes geschrieben:
wie häufig tritt dies bei einer durchschnittlichen Person auf das ein Gen aus/eingeschaltet wird ? (Täglich, sekündlich, einmal im Leben ?)


Nicht zu prognostizieren.

mike458 hat Folgendes geschrieben:
werden wenn eine Methylierung eintritt dann die DNA an der Stelle mit einer Methlygruppe von allen Zellen im Körper geändert oder nur die neu gebildet/geteilt werden ?


Die epigenetischen Muster sowie die gesamte nukleäre Organisation unterscheiden sich prinzipiell auch in den verschiedenen Organen untereinander. Auch z.B. Krebszellen haben abweichende Methylierungsmuster.

mike458 hat Folgendes geschrieben:
Können solche epigenischen Zustände vererbt werden, und wenn ja was ist wenn Mutter und Vater eine unterschiedliche DNA-Methylierung am entsprechenden Gen aufweisen ?
(Hab gelesen das hier die Forschung noch nicht so weit ist ?)



Das ist ein äusserst interessanter Punkt. Die Methylierungsmuster unterscheiden sich prinzipiell zwischen den Geschlechtern und Vererbungen sind möglich (sog. genomisches Imprinting). Epigentische Faktoren sorgen z.B. für das "Stilllegen" eines X-Chromosomes bei Frauen. Es gibt da ein ganz interessantes Beispiel:
Zwei unterschiedlichen Krankheiten kann der gleiche genetische Defekt zugrunde liegen. Die Unterschiede kommen dadurch zustande, dass es nicht egal ist, von welchem Elternteil der Defekt ererbt wird. Wird er von der Mutter vererbt hat der Patient eine andere Krankheit als bei einer Verebung durch den Vater. Beispiel hierfür wären das Prader-Willi-Syndrom (von der Mutter geerbt) oder das Angelmann-Syndrom (wenn es vom Vater geerbt wird). Der Grund ist ein unterschiedliches epigenetisches Muster unter den Geschlechtern.

mike458 hat Folgendes geschrieben:
Frage: Könnte man derzeit auch E-Zwillinge durch eine Untersuchung des DNA-Methylierungszustands unterscheiden ?


Prinzipiell vorstellbar, doch ist das wenn überhaupt entfernte Zukunftsmusik.


mike458 hat Folgendes geschrieben:
Könnte man wenn man den Weg der DNA-Methylierung versteht, Genetische Erbkrankheiten Im nachhinein (als, wenn die Person sagen wir mal 5 Jahre alt ist) einfach ausblenden ?


Ich weiss nicht, was du mit "ausblenden" meinst.

_________________
RNA?- just another nucleic acid?
mike458



Anmeldungsdatum: 17.05.2012
Beiträge: 4

BeitragVerfasst am: 19. Mai 2012 20:15    Titel: Antworten mit Zitat

hallo Jörg,
vielen Dank für die Infos, Ich werde bei Wiki einiges nachschlagen.

du hast geschrieben, das eine Höhere abfragerate eines Gens, was immer damit gemeint ist, zu einer hoeheren Aenderungsrate von Genen bzgl. der
DNA-Methylierung kommen kann. Habe ich das so richtig verstanden ?

heißt das, dass ich als Nichtsportler der eigendlich beste Körperliche Vorraussetzungen (auch genetisch denke ich) für Sport hätte (hab einfach keine Bock auf Sport), entweder diese Sportunlust oder sogar ein Unsportlichkeit an meine Kinder mit einer hoeheren Wahrscheinlichkeit weitergeben würde, als wenn ich mich regelmäßig sportlich betätigen wuerde ?



Weiter die für mich wichtige Frage, die ich anfangs nicht richtig ausgedrückt habe, wenn jemand einen Genetischen Defekt hat, und das betroffene Gen durch DNA-Methylierung deaktiviert wird, würde hier ein Heilungseffekt über die Jahre einsetzten ? sagen wir Gendefeckt im Muskelaufbau. Forscher deaktivieren per DNA-Methylierung das Gen, Patient heilt über die Zeit von 5 Jahre, durch Muskelzellaufbau ohne Gen Defekt, wäre das Möglich?

Ich habe mal so was wie RNA Interferenz durchgelesen, das ist denke ich aber was anderes oder ?

Daher auch nochmal die Frage, wenn per DNA-Methylierung ein Gen (z.b. Muskelgen) ausgeschaltet wird, werden dann die neuen Zellen, die per normaler Zellteilung entstehen dann alle mit diesem Deaktivierten Gen aufgebaut, nehme ich an. Die schon vorhandenen Gene bleiben aber mit dem aktiven Gen noch vorhanden oder ?

Vielen dank

Gruß Mike
jörg



Anmeldungsdatum: 12.12.2010
Beiträge: 2107
Wohnort: Bückeburg

BeitragVerfasst am: 21. Mai 2012 00:37    Titel: Antworten mit Zitat

mike458 hat Folgendes geschrieben:
du hast geschrieben, das eine Höhere abfragerate eines Gens, was immer damit gemeint ist, zu einer hoeheren Aenderungsrate von Genen bzgl. der
DNA-Methylierung kommen kann. Habe ich das so richtig verstanden ?


Nicht unbedingt der DNA-Methylierung, aber der epigenetischen Veränderung. Ich dachte da vor allem an Methylierungs-, Acetylierungs- oder andere Modifikationsmuster der Histone ("DNA-organisierende Proteine").

mike458 hat Folgendes geschrieben:
heißt das, dass ich als Nichtsportler der eigendlich beste Körperliche Vorraussetzungen (auch genetisch denke ich) für Sport hätte (hab einfach keine Bock auf Sport), entweder diese Sportunlust oder sogar ein Unsportlichkeit an meine Kinder mit einer hoeheren Wahrscheinlichkeit weitergeben würde, als wenn ich mich regelmäßig sportlich betätigen wuerde ?


Mit der Verebung erworbener epigenetischer Modifikationen ist das so eine Sache: Wie willst du etwas vererben, was womöglich die Keimzellen gar nicht betrifft?

mike458 hat Folgendes geschrieben:
wenn jemand einen Genetischen Defekt hat, und das betroffene Gen durch DNA-Methylierung deaktiviert wird, würde hier ein Heilungseffekt über die Jahre einsetzten ?


Na ja, schwer zu sagen, abgesehen davon, dass ich da nicht mal theoretisch wüsste, wie man das gezielt anstellen sollte.
Aber meistens hilft das ja nicht unbedingt, ein "defektes" Gen einfach stillzulegen, man müsste es ja auch durch ein "gesundes" ersetzen...


mike458 hat Folgendes geschrieben:
Ich habe mal so was wie RNA Interferenz durchgelesen, das ist denke ich aber was anderes oder ?


Im weiteren Sinne kann man das auch mit unter dem Begriff der Epigenetik subsummieren.
Es handelt sich aber um eine andere Ebene, auf der die Funktion des Genproduktes "stillgelegt" wird. Bei der RNAi wird das Gen "normal" abgelesen und die RNA hinterher abgebaut.

_________________
RNA?- just another nucleic acid?
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