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Firelion
Anmeldungsdatum: 27.08.2009 Beiträge: 1878
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Verfasst am: 21. Jun 2012 19:14 Titel: Jendrassik Handgriff - evolutiver Sinn? |
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Hi,
Dehnungsreflexe lassen sich zum Beispiel durch den Jendrassik Handgriff oder festes Zusammenbeißen der Zähne bahnen. Wie genau das funktioniert weiß man nicht aber vermutlich spielt die Unterdrückung der primär afferenten Depolarisation wodurch es eher zu überschweilligen Endplattenpotentialen kommt.
Soweit so gut. Aber ichz frage mich wo der Sinn daran besteht heftiger auf Dehnung einer Sehne im Bein zu reagieren, wenn man kräftig die Händfe auseinander zieht, hustet oder auf die Zähne beißt?
LG und Danke
Firelion _________________ It is well known that a vital ingredient of success is not knowing that what you’re attempting can’t be done - Terry Pratchett |
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jörg
Anmeldungsdatum: 12.12.2010 Beiträge: 2107 Wohnort: Bückeburg
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Verfasst am: 21. Jun 2012 21:14 Titel: |
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Beim Reflex ist das Ziel, auch bei Anspannung des Muskels einen Reflexerfolg zu erzielen. Dieser muss selbstverständlich grösser sein als bei entspanntem Muskel, da die Reflexreaktion '"gegen die Muskelspannung" anarbeitet. Deswegen ist auch ein womöglich grösserer Reflexerfolg bei angespannter Muskulatur schwerer wahrnehmbar.
Nun ist es zum einen schwer möglich, einen einzelne Muskel oder Muskelgruppe selektiv anzusteuern, selbst, wenn wir "das Gefühl haben", dieses zu tun.
Ausserdem verändert sich auf der Ebene der absteigenden Fasern die extrazelluläre Ionenkonzentration und auch Fasern des gleichen Bündels werden leichter erregbar.
Interessanterweise scheint es aber nicht einmal eine Bewegung zu sein, die zu Bahnung führt, sondern auch z.B. eine schwierige Denkaufgabe kann Reflexe stärker ausfallen lassen.
Bahnung ist also ein Phänomen nicht nur des Reflexes. Um seine "Bedeutung" zu verstehen, müsste man sich mit dem Begriff auf allgemeingültigerer Ebene auseinandersetzen.
Die Entwicklungkinesiologie legt dabei folgende Definition zugrunde:
Zitat: | Bahnung ist die qualitative Veränderung und Automatisation differenzierter Bewegungsabläufe durch gezieltes Einsetzen spezifischer Reize mit dem Ziel ideale ökonomische Bewegungsabläufe zu erreichen |
Dazu gehören nun nicht nur propiozeptive Reize, sondern alle möglichen, innere und äussere. Physiologisch scheint dieser Phänomenologie nicht einmal ein einheitlicher Mechanismus zugrunde zu liegen.
Aber das Ziel ist in dem Zitat klar formuliert: Ökonomisierung der Bewegungsabläufe. _________________ RNA?- just another nucleic acid? |
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Firelion
Anmeldungsdatum: 27.08.2009 Beiträge: 1878
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Verfasst am: 21. Jun 2012 21:41 Titel: |
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Faszinierend. Also können wir zu einem gewissen Gerade unbewusst unsere Reflexe verstärken, wennwir uns auf etwas konzentrieren? Denn auch die angesprochenen Bewegungen führt man dann ja konzentrierter aus.
Also auch wenn wir das Gefühl haben selektiv nur die Flexoren des Beines zu bewegen bekommen auch andere Muskeln etwas von der Veränderungen mit?
Ist es auch so eine Art Bahnung, dass es schwer ist vollkommen normal weiter zu atmen, wenn man sich auf die Atmung konzentriert? Die wird dann ja meist tiefer und ruhiger als zu vor auch, wenn maneigentlich nichts an ihr verändern wollte.
Dann könnte die Verstärkung der Reflexe darauf beruhen, dass auch etwas Erregung und Anspannung den Rest vom Körper erreicht? _________________ It is well known that a vital ingredient of success is not knowing that what you’re attempting can’t be done - Terry Pratchett |
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jörg
Anmeldungsdatum: 12.12.2010 Beiträge: 2107 Wohnort: Bückeburg
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Verfasst am: 22. Jun 2012 08:40 Titel: |
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Firelion hat Folgendes geschrieben: | Also auch wenn wir das Gefühl haben selektiv nur die Flexoren des Beines zu bewegen bekommen auch andere Muskeln etwas von der Veränderungen mit? |
Firelion hat Folgendes geschrieben: | Dann könnte die Verstärkung der Reflexe darauf beruhen, dass auch etwas Erregung und Anspannung den Rest vom Körper erreicht? |
Auch der Atemreflex kann durch Anspannung gebahnt werden, ja. _________________ RNA?- just another nucleic acid? |
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