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Geruch der Angst - Warum variiert der Schweißgeruch?
 
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Fexx



Anmeldungsdatum: 05.11.2011
Beiträge: 279

BeitragVerfasst am: 03. März 2012 23:22    Titel: Geruch der Angst - Warum variiert der Schweißgeruch? Antworten mit Zitat

Hallo!

"Geruch der Angst" ist sicherlich der Titel von irgendeinem Krimi oder Thriller, dennoch ist er wohl auch im echten Leben allgegenwärtig. Mir sind hier zwar keine einschlägigen (und vor Allem repräsentative) Studien bekannt, die beweisen, dass der menschliche Schweißgeruch auch unabhängig von den individuellen Trinkgewohnheiten des einzelnen variiert. Aber mal vorausgesetzt, dass dem so ist, tun sich mir ein paar Fragen auf:

1) Gab oder gibt es einen "evolutionären" Sinn des penetranten verhältnismäßig Körpergeruchs unter Stress?

2) Welchen?

Geht es lediglich darum, andere "Gruppenmitglieder" auf subtile Weise vor nahender Gefahr zu warnen? Der Tiger im Busch wird den Geruch vielleicht später wahrnehmen, als die eigenen Freunde, die mit am Lagerfeuer sitzen.
Aber: Tritt der "warnende" Geruch dafür tatsächlich schnell genug zutage?
Und hebt er sich genug von anderen Gerüchen ab?

Bei Herdentieren würde eine solche Funktion des Stressschweißes eigentlich Sinn machen, aber es gibt wohl auch genug Beispiele von Schwarm- bzw. Gruppenverhalten ohne Körpergeruch als Signalstoff.

Gruß
jörg



Anmeldungsdatum: 12.12.2010
Beiträge: 2107
Wohnort: Bückeburg

BeitragVerfasst am: 04. März 2012 15:33    Titel: Re: Geruch der Angst - Warum variiert der Schweißgeruch? Antworten mit Zitat

Da kann man nur spekulieren:
Man könnte einerseits die "Warnung von Artgenossen" anführen, wie du es getan hast, andererseits erleichterte es aber auch den Jägern das Aufnehmen der Spur, wäre also damit eine negatives Selektionskriterium.
Bedenke insgesamt, dass der Geruch der erste veränderliche Umweltparameter war, dem ein anpassungsfähiger Bereich des Gehirnes zugeordnet wurde. Die "Geruchsumwelt" war also das erste, von dem kein "fertiges Bild" in das Gehirn implementiert wurde.
Womöglich kann man also auch dahingehend argumentieren, dass die Absonderung von bestimmten Stoffen über Drüsen schon länger genutzt wurde als der Geruch und sich der Geruchssinn bzw. die Reaktion auf verschiedenen Gerüche daran anpassen musste.
So könnte der Jäger einen Vorteil haben, der über den Geruch die Spur seiner Beute aufnehmen kann.
Ab dem Zeitpunkt, als beides vorhanden war, ist es dann in einen coevolvierenden Prozess eingetreten.
Deine Argumentation setzt den Geruchssinn vorraus, ich denke, dass die Absonderung gewisser Stoffe eine physiologische Notwendigkeit ist und der Geruchssinn dann damit arbeitet.

_________________
RNA?- just another nucleic acid?
Hedera



Anmeldungsdatum: 08.03.2011
Beiträge: 657

BeitragVerfasst am: 04. März 2012 20:19    Titel: Antworten mit Zitat

Ich möchte mal zu aller erst klarstellen, dass Schweiß an sich garnicht "riecht", wenn man von diversen Ausdünstungen absieht, die ausschließlich Ernährungsbedingt sind (Zwiebel, Knoblauch und so).
Das es tatsächlich so ist, kannst du leicht überprüfen, in dem du ein paar Tage sowas wie Zwiebeln meidest, ordentlich duschen gehst und dann mal schön schwitzt. Dir sollte auffallen, dass dein Schweiß geruchlos ist.
Weiter führend kannst du auf Zweibeln und Co verzichten und ein paar Tage nicht duschen (und natürlich kein Deo nehmen) und dir wird auffallen, dass dein Schweiß allmählich zu riechen beginnt.
Was da jetzt den Geruch verursacht sind Abbauprodukte deines Schweißes, die durch erneutem schwitzen gelöst werden.
"Angstschweiß-Geruch" würde ich, solange du mir keine wissenschaftlichen Fakten vorlegen kannst, als einen der zahlreichen Mythen des "Dummen-Volkes" bezeichnen, da ich persönlich kein einziges Indiz dafür sehe Augenrollen

Das ganze ändert nichts daran, dass der Schweiß Pheromone enthält, die wir aber nicht bewusst wahrnehmen können und es ändert auch nichts daran, dass Schweiß-Geruch für die Fortpflanzung relevant ist "Ich kann dich gut riechen" oder eben genau nicht, hat schon seine Richtigkeit.
Fexx



Anmeldungsdatum: 05.11.2011
Beiträge: 279

BeitragVerfasst am: 04. März 2012 22:02    Titel: Re: Geruch der Angst - Warum variiert der Schweißgeruch? Antworten mit Zitat

jörg hat Folgendes geschrieben:

Deine Argumentation setzt den Geruchssinn vorraus, ich denke, dass die Absonderung gewisser Stoffe eine physiologische Notwendigkeit ist und der Geruchssinn dann damit arbeitet.


Stimmt, so wird es vermutlich gewesen sein. Aber gerade, da die Absonderung von Stoffen schon seit Urzeiten eine Rolle spielte und sich so eine Art Geruchssinn als aller erstes Entwickelt hat (von den Sinnesorganen), ist vielleicht auch die Bandbreite der geruchlichen Signalstoffe sehr groß.

Es kann natürlich sein, dass der potentiell zum Warnsignal evolvierte Angstschweiß mittlerweile gar nicht mehr so effektiv von Menschen wahrgenommen wird, weil eine gute und schnelle Reaktion darauf eben keinem drastischen Selektionsdruck mehr unterliegt.
Es würde ja auch bei weitem ausreichen, dass die Reaktion auf den "Warnenden Geruch" eine konditionierte ist, damit nie genetisch bedingt war und deshalb heutzutage nicht mehr wirklich auffällt.

Das ist natürlich alles Spekulation. Habe zwar eben mittlerweile eine Studie gefunden, die einen genetische Determination der warnenden Funktion des Angstschweißes nahelegt, allerdings ist fraglich ob die Ergebnisse der Studie reproduzierbar sind; ähnliche Versuche habe ich nicht gefunden.

http://sciencev1.orf.at/science/news/153582


Hedera hat Folgendes geschrieben:
"Angstschweiß-Geruch" würde ich solange du mir keine wissenschaftlichen Fakten vorlegen kannst als einen der zahlreichen Mythen des "Dummen-Volkes" bezeichnen, da ich persönlich kein einziges Indiz dafür sehe


Wie bereits gesagt, kann ich keine Beweise vorlegen - mal abgesehen vom obigen Link, der ist aber auch fragwürdig.

Nichtsdestotrotz haben auch die "Mythen des Dummen Volkes" irgendeinen Uhrsprung, nicht selten ist da etwas Wahres drann. Sprichwörter wären da ein Beispiel.


Zitat:
...und es ändert auch nichts daran, dass Schweiß-Geruch für die Fortpflanzung relevant ist "Ich kann dich gut riechen" oder eben genau nicht, hat schon seine Richtigkeit.


Zweifellos, hierzu gibt es bereits mehrere Studien, aber auch ein Sprichwort: "Den kann ich nicht riechen". Das hat sich in diesem Fall also bestätigt Zwinkern
Hedera



Anmeldungsdatum: 08.03.2011
Beiträge: 657

BeitragVerfasst am: 04. März 2012 22:52    Titel: Antworten mit Zitat

Zitat:
Wie bereits gesagt, kann ich keine Beweise vorlegen - mal abgesehen vom obigen Link, der ist aber auch fragwürdig.

Nun ja... Gehen wir einmal davon aus, dass es wirklich "Angstschweiß-Pheromone" gibt, was ich auch überhaupt nicht ausschließen will/kann... Ganz im Gegenteil! Die Existenz würde mich keines Wegs wundern.
Der Haken ist nun folgender: Wir können Pheromone nicht riechen und das ist bewiesenes Faktum Zwinkern
Es macht einen deutlichen Unterschied, ob wir Moleküle riechen, wie beispielsweise der Geruch, der von Blüten ausgeht oder ob wir Moleküle, wie beispielsweise Pheromone wahrnehmen können, wobei das halt umstritten ist, wobei ich da so meine feste Meiung zu habe.
Beides sind zwar physiologisch zu nächst die selben Mechanismen, aber die Verarbeitung ist anders. Wenn du dich mit Blumen auskennst, kannst du nicht nur sagen, dass es nach Blumen riecht, sonder auch um welche es sich handelt.
Bei Pheromonen scheitert es schon am bewussten wahrnehmen, dass da welche sind. Wenn Pheromone eine Wirkung auf den Menschen haben, dann ist es ein instinktives Verhalten, dessen wir uns in den meisten Fällen nicht mal bewusst sind. Also neben der Tatsache, dass wir die Pheromone nicht bewusst riechen, wissen wir in der Situation nichtmal, dass wir auf diese reagieren. Beim "Ich kann dich gut riechen", wissen wir zwar, dass es instinktive Patnerwahl ist (zumindest ich weiß das und das liegt nicht daran, dass ich mich mit dem Thema befasst hab Grins), aber nicht, was uns nun dazu verleitet.
Was Pheromone angeht kann ich dich übrigens mit halbwegs vernünpftigen Quellen und Studien überhäufen Zwinkern

Sobald du also von deinem "Angstschweiß riechen" und in diesem Bezug generell nicht das Wort "Geruch" verwendest und stattdessen von Pheromonen redest sieht das ganze gleich viel besser aus Zwinkern
Leider bleibt von dem, was du geschrieben hast dann fast nichts mehr übrig grübelnd
jörg



Anmeldungsdatum: 12.12.2010
Beiträge: 2107
Wohnort: Bückeburg

BeitragVerfasst am: 05. März 2012 10:01    Titel: Antworten mit Zitat

Hedera hat Folgendes geschrieben:
Ich möchte mal zu aller erst klarstellen, dass Schweiß an sich garnicht "riecht"


Da gewisse Duftstoffe von den apokrinen Schweissdrüsen sezerniert werden, riecht Schweiss sehr wohl.
Ich glaube zudem nicht, dass Fexx sich ausschliesslich auf den Menschen bezog.
Dass zudem bei vielen Tieren das Vomeronasalorgan voll funktionsfähig ist, ist nicht zu bestreiten.
Auch bei Menschen scheint ein Zusammenhang zwischen apokriner Sekretion und Sexualität bzw. intergeschlechtilicher Geruchskommunikation offenkundig. Die Untersuchungen hierzu berufen sich zwar vorwiegend auf entwicklungsbiologische Daten und bleiben damit vorerst im Falle des Menschen weitgehend unverstanden.
Bei vielen Tieren jedoch ist die Bedeutung bei der sozialen Interaktion (Reviermarkierung, Partnerwahl/Sexualität, Hierarchie, Alarmsignal usw.) unumstritten.
Aber auch beim Menschen ist die Entwicklung der apokrinen Drüsen an die Altersspanne sexueller Aktivität gebunden (Entwicklung in der Pubertät, Nachlassen der apokrinen Funktion mit dem Erlöschen der Keimdrüsenfunktion usw.).

Also: Man kann und darf hier sehr wohl von Geruch sprechen und auch den Zusammenhang zum Schweiss herstellen, da die Drüsen halt apokrine Schweissdrüsen heissen und Duftstoffe sezernieren.
Den Bezug einzig zum Menschen hast du hergestellt, Hedera und das dann Fexx unterstellt.

Desweiteren sprechen wir z.B. auch vom Geschmack, obwohl die meisten Nyancen, die wir vermeintlich schmecken, Gerüche sind. Auch ein "Mythos des dummen Volkes"?

_________________
RNA?- just another nucleic acid?
Hedera



Anmeldungsdatum: 08.03.2011
Beiträge: 657

BeitragVerfasst am: 05. März 2012 22:43    Titel: Antworten mit Zitat

Zitat:
Da gewisse Duftstoffe von den apokrinen Schweissdrüsen sezerniert werden, riecht Schweiss sehr wohl.

http://www.bromhidrosis.de/apokrine-bromhidrosis.html
Ja, das ist nicht die ultimative Quelle, aber das ist die derzeit allgemeine Meinung. Es werden keine Duftstoffe direkt sezerniert, sonder erst durch Abbau.

Zitat:
Auch bei Menschen scheint ein Zusammenhang zwischen apokriner Sekretion und Sexualität bzw. intergeschlechtilicher Geruchskommunikation offenkundig. Die Untersuchungen hierzu berufen sich zwar vorwiegend auf entwicklungsbiologische Daten und bleiben damit vorerst im Falle des Menschen weitgehend unverstanden.
Bei vielen Tieren jedoch ist die Bedeutung bei der sozialen Interaktion (Reviermarkierung, Partnerwahl/Sexualität, Hierarchie, Alarmsignal usw.) unumstritten.

Entweder hast du mich falsch verstanden oder nicht richtig gelesen. Das alles bestreite ich auch nicht. Nur macht es einen Unterschied, ob ich riechen schreibe und damit "pentranten Körpergeruch" meine, oder ob ich das wahrnehmen von Pheromonen beschreibe. Vieles ist Pheromon gesteuert. Natürlich ist es ganz streng genommen das selbe wie Riechen, aber das würde ich aufgrund der Tatsache, dass ich das eine bewusst wahrnehme und das andere nicht (also als Geruch) nicht so einfach in einen Pott schmeißen. Selbst wenn die rein physiologische Wahrnemung gleich ist.
Zitat:

Den Bezug einzig zum Menschen hast du hergestellt, Hedera und das dann Fexx unterstellt.

Mag sein, dass ich da etwas überinterpretiert habe, aber dafür war der Beitrag an sich in meinen Augen auch zu sehr "menschspezifisch". Grins

Zitat:
Desweiteren sprechen wir z.B. auch vom Geschmack, obwohl die meisten Nyancen, die wir vermeintlich schmecken, Gerüche sind. Auch ein "Mythos des dummen Volkes"?

Das was du meinst beschreibt etwas völlig anderes. Ich bezog mich auf die nicht Existenz von "Angstschweiß", wobei ich hier expliziet den bewusst wahrnehmbaren Geruch meine.
Dass wir Schmecken ist Fakt und nur weil die meisten Menschen glauben, dass sie dies auf der Zunge wahrnehmen, wiederlegt dies nicht das Schmecken. Es zeigt nur, dass die meinsten Menschen nicht die Gründe für das Phänomen kennen.
Du beschreibst daher Gründe eines Phänomens. Ich aber das Phänomen an sich.
Bezüglich "dummes Volk": Damit das hier jetzt keiner falsch versteht... Ich will damit nicht sagen, dass die meisten Menschen dumm sind. Das ist nichts weiter als eine Redewendung.
Fexx



Anmeldungsdatum: 05.11.2011
Beiträge: 279

BeitragVerfasst am: 05. März 2012 23:13    Titel: Antworten mit Zitat

Hedera hat Folgendes geschrieben:

http://www.bromhidrosis.de/apokrine-bromhidrosis.html
Ja, das ist nicht die ultimative Quelle, aber das ist die derzeit allgemeine Meinung. Es werden keine Duftstoffe direkt sezerniert, sonder erst durch Abbau.



Nun wäre noch zu fragen, wie lange diese Zersetzung denn braucht. Wenn sich diese über eine längere Zeit erstreckt (Tage, ohne sich zu duschen), so wäre die Signalwirkung des Geruchs im Sinne einer Warnung vor nahender Gefahr wohl unsinnig.
Vorrausgesetzt natürlich, es gibt nicht wirklich Pheromone, die augenblicklich freigesetzt werden und ihre "warnende" Wirkung damit unmittelbar nach der Sezernierung entfalten können.

Ob die potentiell Signalwirkung des Schweißes aber von dessen Geruch abhängt, ließe sich wohl leicht testen: Entweder der "frische" geruchslose Schweiß entfaltet bei Probanden dieselbe Wirkung wie die geruchsintensive Variante, oder eben nicht.



Zitat:
Mag sein, dass ich da etwas überinterpretiert habe, aber dafür war der Beitrag an sich in meinen Augen auch zu sehr "menschspezifisch".


Ja, der Homo Sapiens wird wohl nicht sämtliche Merkmale abgelegt haben, die sich bei seinen Vorfahren entwickelt haben. So kann man die Frage nach dem Sinn des "Stressschweißes" natürlich auch auf den Menschen anwenden, nur wird man hier wohl weniger Antworten finden, als bei jenen Tieren, die eher die Lebensweise unserer Vorfahren widerspiegeln als wir es in unserer modernen Welt tun.
Wie gesagt besteht immernoch die Möglichkeit, dass eine potentielle Wirkung des "Stressschweißes" nicht genetisch bedingt, sondern konditioniert ist. Der Mensch allein taugt also nicht unbdingt um hier gesichterte Antworten zu finden.
Hedera



Anmeldungsdatum: 08.03.2011
Beiträge: 657

BeitragVerfasst am: 05. März 2012 23:43    Titel: Antworten mit Zitat

Zitat:
Nun wäre noch zu fragen, wie lange diese Zersetzung denn braucht. Wenn sich diese über eine längere Zeit erstreckt (Tage, ohne sich zu duschen), so wäre die Signalwirkung des Geruchs im Sinne einer Warnung vor nahender Gefahr wohl unsinnig.

Ohne Zweifel nicht innerhalb von Sekunden Zwinkern
Zitat:

Ob die potentiell Signalwirkung des Schweißes aber von dessen Geruch abhängt, ließe sich wohl leicht testen: Entweder der "frische" geruchslose Schweiß entfaltet bei Probanden dieselbe Wirkung wie die geruchsintensive Variante, oder eben nicht.

Genau das. Wenn es "Angstschweiß" gibt und dieser seine Wirkung über Pheromone begründet, muss er auch ohne wahrnehmbaren Geruch eine Wirkung haben.

Zitat:
Wie gesagt besteht immernoch die Möglichkeit, dass eine potentielle Wirkung des "Stressschweißes" nicht genetisch bedingt, sondern konditioniert ist. Der Mensch allein taugt also nicht unbdingt um hier gesichterte Antworten zu finden.

Er muss in jedem Fall genetische Komponente enthalten, wie beispielsweise Enzyme, welche den Aufbau des besagten Pheromons katalysieren.

Zitat:
Ja, der Homo Sapiens wird wohl nicht sämtliche Merkmale abgelegt haben, die sich bei seinen Vorfahren entwickelt haben. So kann man die Frage nach dem Sinn des "Stressschweißes" natürlich auch auf den Menschen anwenden, nur wird man hier wohl weniger Antworten finden, als bei jenen Tieren, die eher die Lebensweise unserer Vorfahren widerspiegeln als wir es in unserer modernen Welt tun.

Es gibt einige scheinbar sinnlose Merkmale. Der Mensch ist evolutiv viel zu jung um all diese abgelegt zu haben. Außerdem ist eben die Frage ob sie wirklich sinnlos sind.
Man könnte sich die Frage stellen, ob die Flucht bei Gefahr dadurch ausgelöst wird, dass der Mensch diese erkennt oder aber ob er vielleicht flieht, weil er es über "Angstschweiß" anderer Menschen erkannt hat. In erster Näherung wäre beides denkbar.
Das Problem am Menschen bezüglich seines Verhaltens ist vorallem die Komplexität. Bei Insekten ist es überhaupt kein Problem die Wirkung von Pheromonen zu belegen und zu erforschen. Beim Menschen hingegen stellt sich zunächst schonmal die Frage, wie sehr er überhaupt auf Pheromone reagiert. Es kann Kontrollmechanismen geben.
Bei einigen Tieren kann man gut beobachten, dass eine Kopulation durch bestimmte Pheromone quasi erzwungen werden kann. Ein Mensch hingegen kann Reitzen ausweichen, wenn eine höhere Priorität beim Arbeiten liegt.
Das menschliche Verhalten und die Frage, was davon Instinkt ist und was bewusst und wie diese in einander übergreifen ist äußerst spannend, aber auch sehr schwer zu erforschen... Leider...
jörg



Anmeldungsdatum: 12.12.2010
Beiträge: 2107
Wohnort: Bückeburg

BeitragVerfasst am: 06. März 2012 21:55    Titel: Antworten mit Zitat

Hedera hat Folgendes geschrieben:

Das was du meinst beschreibt etwas völlig anderes. Ich bezog mich auf die nicht Existenz von "Angstschweiß", wobei ich hier expliziet den bewusst wahrnehmbaren Geruch meine.


Den Zusammenhang erläutere ich gerne, er besteht im Vomeronasalorgan, das bei vielen Tieren am Gaumen lokalisiert ist, bei anderen in der Nase. Es hat keine Verbindung zum Grosshirn und ist auf die Wahrnehmung eben der Pheromone spezialisiert.
Wenn ich also sage: "Der Hund erkennt das Herrchen am Geruch", so ist das eigentlich nicht ganz richtig, da er neben den typischen Geruchsstoffen auch die Pheromone erkennt, die er eben über das Vomeronasalorgan registriert.
Ebenso kann ihm dieses Organ Informationen über Hierarchien usw. geben und ihm auch Angst signalisieren. Das Vomeronasalorgan allerdings liegt beim Hund nicht in der Nase und hat auch keinen Anschluss an das Riechepithel, es ist neuronal anders verknüpft und auf andere Stoffe spezialisiert, dennoch sprechen wir vom Geruch und ordnen das Vomeronasalorgan dem Riechsinn im weiteren Sinne zu.
Da liegt die Ähnlichkeit.

Die rein physiologische Wahrnehmung ist damit nicht gleich, wie du behauptet hast, sondern eben ganz anders, wie geschrieben. Z.B. ist es unmittelbar mit den höheren Hormondrüsen verknüpft und reguliert hier die Ausschüttung. Das ist physiologisch etwas anders als eine Verknüpfung zum Grosshirn oder nicht?

Ein Sinn ist eben nicht nur dann ein Sinn, wenn das wahrnehmende Individuum sagt: Oh, da habe ich gerade etwas wahrgenommen.
Sonst wären nach dem Kriterium der bewussten Wahrnehmung leider einige Sinnesorgane eigentlich keine. Oder nimmst du z.B. die Signale deiner Muskelspindeln bewusst wahr?
Bewusste Wahrnehmung kann also kein Kriterium dafür sein, ob eine Information sinnlich erfasst wird oder nicht.

Hedera hat Folgendes geschrieben:
Es werden keine Duftstoffe direkt sezerniert, sonder erst durch Abbau.


Natürlich werden die Vesikel direkt sezerniert, sie werden halt mit umgebenden Zytoplasma durch einen Teil der Zellmembran abgeschnürt. Dabei kann das Sekret entweder in Granula verpackt und dann abgegeben werden (Duftstoffe, antimikrobielle Substanzen usw.) oder es kann sich der gesamte Zellapex abschnüren, wenn die zu sezernierenden Stoffe (hier vorwiegend Proteine), denen die entsprechende Signalsequenz zur granulären Verpackung fehlt.
Können nur ekkrine und endokrine Drüsen "direkt sezernieren"?
Was ist mit den holokrinen, wo das Sekret aus "der ganzen Zelle" (natürlich nicht mehr in integrem Zustand) besteht? Ist das keine direkte Sekretion?

So, jetzt bin ich aber raus aus diesem Faden.

_________________
RNA?- just another nucleic acid?
Hedera



Anmeldungsdatum: 08.03.2011
Beiträge: 657

BeitragVerfasst am: 06. März 2012 22:27    Titel: Antworten mit Zitat

Zitat:
So, jetzt bin ich aber raus aus diesem Faden.

In der Tat... Der ganze Beitrag ist aus dem Faden Zwinkern

Zitat:
Den Zusammenhang erläutere ich gerne,....

Das meinte ich garnicht...
Zitat:
Desweiteren sprechen wir z.B. auch vom Geschmack, obwohl die meisten Nyancen, die wir vermeintlich schmecken, Gerüche sind. Auch ein "Mythos des dummen Volkes"?

Diese Aussage kannst du nicht mit der folgenden gleichsetzen:
Zitat:
...als einen der zahlreichen Mythen des "Dummen-Volkes" bezeichnen, da ich persönlich kein einziges Indiz dafür sehe Augenrollen


Weil ich eben von der Existenz oder nicht Existzen eines Phänomens rede, während du die Grunde für ein Phänomen beschreibst. Das eine kann ein Mythos sein... Das andere eher ein Trugschluss, bei dem "Mythos" wenig Sinn macht.

Zitat:
Natürlich werden die Vesikel direkt sezerniert, sie werden halt mit umgebenden Zytoplasma durch einen Teil der Zellmembran abgeschnürt.

Auch hier verstehst du mich falsch... Natürlich geschieht das alles über Vesikel, aber es werden kein Duftstoffe sezerniert, die wir bewusst als Geruch wahrnehmen, sondern Stoffe, die erst durch ihren Abbau den Geruch "entfalten".

Zitat:
Das ist physiologisch etwas anders als eine Verknüpfung zum Grosshirn oder nicht?

Du gehst zu weit... Du bist schon bei der Verarbeitung... Ich sagte nur, dass die Wahrnehmung gleich ist, weil es sich in beiden Fällen um Chemorezeptoren handelt.
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