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LTP und Proteinbiosynthese
 
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Fexx



Anmeldungsdatum: 05.11.2011
Beiträge: 279

BeitragVerfasst am: 15. Jul 2012 21:20    Titel: LTP und Proteinbiosynthese Antworten mit Zitat

Hallo!

Auch wenn ich mich hier eigentlich auf die bei der Aplysia beobachtete Langzeitbahnung beziehe, kann man das sicher auch etwas allgemeiner fassen: Es geht darum, wie die strukturelle Veränderung der Synapse in Folge eines Lernprozesses dauerhaft aufrecht erhalten wird. Ich nehm mal an, dass hier deutliche Parallelen zur LTP vorliegen. Aber mal von vorne, zum korrigieren:

Wird die präsynaptische (axonale) Endigung eines sensorisches Neurons durch einen modulatorischen Transmitter wie Serotonin stimuliert, so erhöht sich die cAMP-Konzentration was zu einer kurzfristig erhöhten Transmitterausschüttung führt, wodurch das nachgeschaltete motorische Neuron also stärker erregt wird.
Wenn lang genug mit Serotonin stimuliert wird, wird die cAMP-Konzentration so groß, dass eine "nachgeschaltete" Proteinkinase ebenfalls häufig genug aktiviert wird, dass aufgrund ihrer hohen Konzentration einzelne dieser Moleküle zum Zellkern wandern können und dort eine Transkription auslösen.
Die gebildete mRNA wandert nun zu allen Synapsen, jedoch entfaltet sie nur in Gegenwart eines bestimmen Proteins (CPEB) die Wirkung, die Synapse strukturell zu verändern (hier: zu verstärken). Dieses Protein wird an jeder Synapse der Zelle dauerhaft gebildet, jedoch tritt es nur dann in seine aktive Form über, wenn die präsynaptische Endigung intensiv mit Serotonin stimuliert wird. Die strukturelle Verstärkung der Synapse tritt also nur dort auf, wo es "nötig" ist.

Für die Aufrechterhaltung der strukturellen Veränderung ist wohl die prionenartige Eigenart des CPEB-Proteins wichtig, welches - einmal gebildet - sich selbst erhält, indem es inaktive CPEB-Proteine in aktive umwandelt. Wenn dies aber vön Nöten ist, bedeutet das, dass auch die ständige Transkription erfolgen muss, um die verstärkte Synapse zu erhalten? Schließlich wird die einmal gebildete mRNA wohl recht schnell wieder degeneriert und ist damit nicht mehr verfügbar.

Ich hoffe, das ist nicht so unübersichtlich wie ich denke...

Gruß
Firelion



Anmeldungsdatum: 27.08.2009
Beiträge: 1878

BeitragVerfasst am: 15. Jul 2012 21:38    Titel: Antworten mit Zitat

Hi,

LTP spielt auch bei uns beim Lernen eine Rolle.
Besonders wichtig sollen hier die NMDA- Rezeptoren sein.

Diese NMDA Rezeptoren sind unspezifische Kationenkanäle, die unter anderem Ca2+ durchlassen und durch Bindung von Glutamat aktiviert werden. Normalerweise sind aber die NMDA- Rezeptoren durch Mg2+ blockiert. Erst bei Vordepolarisation (z.B. durch Glutamatbindung an AMPA Rezeptoren (ebenfalls Kationenkanäle allerdings weniger effektiv) werden die NMDA Kanäle aktivierbar.

Wenn wir jetzt etwas Lernen, dann werden bestimmte Neurone hochfrequent erregt. Die postsynaptischen Potentiale addieren sich dann. Irgendwann öffnen sich dann die NMDA- Kanäle und lassen eine vergleichsweise größe Menge Ca+ in die Zelle.

Ca+ hat jetzt eine aktivierende Wirkung auf unterschiedliche Proteinkinasen und Transkriptionsfaktoren, weodurch die Proteinbiosynthese gesteigert wird.
Die gesteigerte Proteinbiosynthese führt zum Einbau von mehr Rezeptoren (die Zelle wird ,,erregbarer) und Ausbildung von mehr Synapsen. Dadurch reagiert die Zelle besser.


Wenn die Synapse längere Zeit nicht mehr ausreichend aktiviert weird,kehrt sie aber zum ,,Normalzustand" zurück und wir vergessen. Da greift dann das Prinzip " use it or lose ist.

Das Gegenteil dazu ist die LTD. Verantwortlich dafür ist wohl der geringere Einstrom von Ca2+ durch NMDA Kanäle und die Aktivierung von Phosphatasen woduzrch unter anderem die proteinbiosynthese von Rezeptoren heruntergesetzt wird und es netto zumVerlust von Synapsen und Rezeptoren kommt.

Serotonin ist glaube ich im ZNS ein wichtiger Kotransmitter erregender Synapsen und müsste daher ähnliche Effekte wier das Glutamat haben.

Generell ist so eine Synapse wohl ständig im Umbau begriffen und kann heute effektiver als morgen sein oder umgekehrt.

Warum wir uns aber manchmal Jahre oder Jahrzehnte später an Lieder oder Gedichte erinnern können, die wir seitdem nicht mehr gehört haben, ist noch nicht geklärt.

LG Firelion

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It is well known that a vital ingredient of success is not knowing that what you’re attempting can’t be done - Terry Pratchett
Fexx



Anmeldungsdatum: 05.11.2011
Beiträge: 279

BeitragVerfasst am: 15. Jul 2012 21:59    Titel: Antworten mit Zitat

Vielen Dank für deine Antwort, Firelion!

Die LTP im Säugerhirn beziht sich im geschilderten Fall aber auf die Postsynapse, wenn ich daas richtig sehe. Gibt es hier einen mit der Langzeitbahnung vergleichbaren Effekt, der sich präsynaptisch abspielt?

Im Falle der Aplysia ging es ja zum einen um die kurzfristige Verbesserung der Synapsen (ehöhter Transitterausstoß) und zum anderen um die langfristige Verbesserung (strukturelle veränderung). Allerdings beruhen wohl beide Prozesse auf dem gleichen Mechanismus: Serotonin dient als modulierender Transmitter für die Konsolidierung - serotonerger Rezeptor wird aktiviert --- cAMP wird präsynaptisch angereichert --- Proteinkinase wird aktiviert --- Proteinkinase stimuliert erhöhte Transitterausschüttung oder wandert zum Zellkern. Die Frage ist nun, ob letzteres immer wieder geschehen muss, damit die strukturelle Konsolidierung bestehen bleibt. Praktisch würde das dann so aussehen, dass man das gelernte ab und zu wiederholen muss, auch wenn man es sich schon vor Monaten intensiv eingeprägt hat. Und genau das erscheint mir fraglich.
Firelion



Anmeldungsdatum: 27.08.2009
Beiträge: 1878

BeitragVerfasst am: 15. Jul 2012 22:10    Titel: Antworten mit Zitat

Über Aplysia weiß ich leider nichts.

Aber das mit dem konstanten Lernen ist leider zutreffend.
Oder weißt du noch alle Daten aus allen deinen Geschichtsklausure von vor drei Jahren auswenig? Oder alle Reaktionsgleichungen, die du jemals gelernt hast? Oder alle Gedichte?

Allerdings muss irgendetwas im Gehirn passieren, was dafür sorgt dass wenn du das selbe Thema Jahre später wiederholst du es leichter wieder drauf hast als beim ersten Mal.

(Jedenfalls hoffe ich es ganz stak, dassdas Kampflernen nicht ganz umsonst war Augenzwinkern)

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Fexx



Anmeldungsdatum: 05.11.2011
Beiträge: 279

BeitragVerfasst am: 15. Jul 2012 22:38    Titel: Antworten mit Zitat

Ja, der Knackpunkt ist wohl wirklich das erleichterte Wiedererlernen. Auch interessant ist das Wiedererkennen: ich mag mich ja nicht die Autowerbung erinnern, die vor fünf Jahren mal ich Fehrnsehen lief, aber ganz sicher erkenne ich sie wieder, wenn ich sie jetzt sehe. Vielleicht ist das ein ähnliches Phänomen. Spuren bleiben fast immer zurück.
Das das physiologische Korrelat hier aber eine permanente Genexpression ist, die irgendwann einmal "eingeschaltet" wurde (beim ersten Lernen) kann ich mir schwer vorstellen.

Der Grund, warum ich das überhaupt in Erwägung gezogen habe, war eigentlich das oben genannte Protein CPEB, dass in seiner inaktiven Form wohl ständig in der Präsynapse gebildet wird. Wird es einmal aktiviert (durch intensive Stimulation durch einen modulierenden Transmitter), so bringt ganz ähnlich den Prionen, die für Rinderwahnsinn verantwortlich sein sollen, andere Proteine dazu, seine Form anzunehmen. Da dieses aktive CPEB-Protein aber so wichtig für den Erhalt der strukturellen Änderung (und damit ja des Lerneffekts) sein soll, nahm ich an, dass auch ständig mRNA vohanden sein muss, die in Verbindung mit aktiviertem CPEB in den Ribosomen jene Proteine herstellt, welche letztlich für die Aufrechterhaltung der strukturellen Änderung verantwortlich sind.
jörg



Anmeldungsdatum: 12.12.2010
Beiträge: 2107
Wohnort: Bückeburg

BeitragVerfasst am: 15. Jul 2012 23:28    Titel: Antworten mit Zitat

CPEB ist ein RNA-bindendes Protein, das evolutiv hochkonserviert in fast allen Organismen vorkommt. Es mediiert im Zytoplasma den mRNA-turnover, indem es z.B. an der Verlängerung des Poly(A)-Schwanzes beteiligt ist. Damit erhöht es die Stabilität der mRNA. Durch seine Bindung können aber auch Translationsinitiation oder Translationsrepression erfolgen, abhängig von seinem Phosphorylierungsstatus. Dabei ist CPEB ein Protein, dessen Spleißvarianten in einem gewebsspezifischen Muster vorkommen. Ihm wird nicht nur eine Bedeutung bei der Langzeitpotenzierung beigemessen, sondern auch in der Tumorigenese (z.B. Glioblastom oder ductales Pankreaskarzinom), der Spermatogenese, verschiedensten Signaltransduktionsprozessen uva.

Ich glaube, du stellst dir den mRNA-turnover etwas zu einfach vor. Es gibt auch immer massenhaft mRNAs, die im Zytoplasma "gelagert" werden. Dazu dienen z.B. sog. Processing-bodies, die Orte der Speicherung, aber auch der Degradation sind. CPEB kann nun die Halbwertszeit einiger mRNAs verlängern und ist daran beteiligt, sie wieder der Translation zuzuführen bzw. die Translation zu aktivieren und "effizienter" werden zu lassen.

Damit ist sein auch sein Anteil an der Potenzierung zu erklären.

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Firelion



Anmeldungsdatum: 27.08.2009
Beiträge: 1878

BeitragVerfasst am: 15. Jul 2012 23:32    Titel: Antworten mit Zitat

Ist CPEB soetwas ähnliches wie CREB?

Das ist ein ,,starker" Transkriptionsfaktor, oder? Die von dir genannten Tumore sind soweit ich weiß ziemlich bösartig.

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Fexx



Anmeldungsdatum: 05.11.2011
Beiträge: 279

BeitragVerfasst am: 16. Jul 2012 00:25    Titel: Antworten mit Zitat

jörg hat Folgendes geschrieben:

Ich glaube, du stellst dir den mRNA-turnover etwas zu einfach vor. Es gibt auch immer massenhaft mRNAs, die im Zytoplasma "gelagert" werden. Dazu dienen z.B. sog. Processing-bodies, die Orte der Speicherung, aber auch der Degradation sind. CPEB kann nun die Halbwertszeit einiger mRNAs verlängern und ist daran beteiligt, sie wieder der Translation zuzuführen bzw. die Translation zu aktivieren und "effizienter" werden zu lassen.



Okay. CPEB verlängert also im Prinzip die Wirkung der durch den eigentlichen Lernvorgnag hervorgerufenen Genexpression?
Aber wie lange wäre das? Wenn sich CPEB quasi selbst erhält wäre auch die erhaltende Wirkung auf die mRNA quasi permanent gegeben. Aber dem ist ja nicht so, wenn lediglich die Halbwertszeit verlängert wird. Doch wie kommt es dann, dass von einer solchen Gedächtniskonsolidierung noch sehr lange zeit Spuren zurückbleiben (erleichtertes Wiedererlernen)?

@Firelion

CREB bezeichnet wohl Regulatorgene, die ebenfalls bei der Langzeitbahnung eine Rolle spielen. Allerdings gibt es wohl zwei Proteine, die hier wichtig sind: CREB1 aktiviert die Genexpression für die Synapsenkonsolidierung, CREB 2 unterdrückt sie. Wenn nun durch den entsprechenden modulatorischen Transmitter im synaptischen Spalt die cAMP Konzentration im Endknöpchen erhöht wird, dann sorgen verschiedene nun aktivierte Kinasen dafür, dass CREB-1 aktiviert und CREB-2 inaktiviert wird.
jörg



Anmeldungsdatum: 12.12.2010
Beiträge: 2107
Wohnort: Bückeburg

BeitragVerfasst am: 16. Jul 2012 13:05    Titel: Antworten mit Zitat

Fexx hat Folgendes geschrieben:
Allerdings gibt es wohl zwei Proteine, die hier wichtig sind


Wenn es mal nur zwei wären....
Du kannst die gesamte Phänomenologie der LTP nicht mit einem oder zwei und vielleicht noch nicht einmal mit 100 Proteinen erklären, das wäre zu reduktionistisch.

Das gilt auch für folgende Frage:

Fexx hat Folgendes geschrieben:
Doch wie kommt es dann, dass von einer solchen Gedächtniskonsolidierung noch sehr lange zeit Spuren zurückbleiben (erleichtertes Wiedererlernen)?


Wer sagt, dass das durch die Funktion von CPEB zu erklären ist?

Fexx hat Folgendes geschrieben:
CPEB verlängert also im Prinzip die Wirkung der durch den eigentlichen Lernvorgnag hervorgerufenen Genexpression?


Oder verkürzt sie, je nachdem.
Um sich dem mechanistisch zu nähern, müsstest du dir einige Informationen zur Translationskontrolle und regulatorischen RNA-bindenden Proteinen aneignen.
Hast du die Möglichkeit, auf Elsevier-Artikel zuzugreifen?
Dann würde ich dir einen link zu einem recht neuen Review schicken, der alles Bekannte über CPEB zusammenfasst. Dann würde auch klar werden, dass die Funktion der Langzeitpotenzierung über CPEB längst nicht so gut untersucht ist, wie sie es sein müsste, um deine Fragen konkret zu beantworten. Relativ gut untersucht ist seine Rolle bei der Oogenese/Mitose und dem Alterungsprozess.

Fexx hat Folgendes geschrieben:
Aber wie lange wäre das?


Das hängt ganz von "antagonistischen" Faktoren, der Gesamtmenge der Ziel-mRNA und von Faktoren ab, die CPEB degradieren.
Ferner von der Aktivität mRNA-degrdierender Proteine uva.

Fexx hat Folgendes geschrieben:
Wenn sich CPEB quasi selbst erhält wäre auch die erhaltende Wirkung auf die mRNA quasi permanent gegeben.


Es sit nicht belegt, dass die Prion-Eigenschaften von CPEB die funktionelle Relevanz haben, die du ihnen zuschreibst. Möglich ist das schon und es gibt Hinweise darauf, aber klar ist das keinesfalls. Oder hast du da eine Referenz zu (täte mich wahrheft interessieren, wenn das belegt wäre)?


Fexx hat Folgendes geschrieben:
wenn lediglich die Halbwertszeit verlängert wird.


Was heisst hier "lediglich"?
Was "möchtest" du denn mehr?

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Fexx



Anmeldungsdatum: 05.11.2011
Beiträge: 279

BeitragVerfasst am: 16. Jul 2012 14:59    Titel: Antworten mit Zitat

jörg hat Folgendes geschrieben:
Fexx hat Folgendes geschrieben:
Allerdings gibt es wohl zwei Proteine, die hier wichtig sind


Wenn es mal nur zwei wären....
Du kannst die gesamte Phänomenologie der LTP nicht mit einem oder zwei und vielleicht noch nicht einmal mit 100 Proteinen erklären, das wäre zu reduktionistisch.



Oh, ja, das war mal wieder sehr unvorsichtig formuliert. In dem Mechanismus, den E. Kandel bei der Aplysia beschrieben hat, spielen lediglich die paar wenigen Proteine eine Rolle (darauf bezog ich mich). Mit Sicherheit gibt es noch mehr.



Zitat:
Wer sagt, dass das durch die Funktion von CPEB zu erklären ist?



Die selbsterhaltende Rolle, die Kandel dem CPEB zuschreibt, hat ja mit Sicherheit eine Funktion. Und da ohne CPEB die strukturelle Änderung der Synapse nicht erfolgt (so meine ich), liegt hier eine wichtige Funktion des Proteins. Es wird schließlich auch nur dann in seiner aktiven Form gebildet, wenn die Synapse über längere zeit mit Serotonin (mod. Transmitter) stimuliert wurde.
CPEB alleine ist zwar notwendig, aber nicht hinreichend für die strukturelle Änderung, hierfür ist die Anwesenheit der entsprechenden mRNA von Nöten. Wenn also alle mRNA irgendwann wieder degeneriert wird, läuft die Synapse Gefahr, wieder zurückgebildet zu werden. Wie ist das mit den Gedächtnisspuren zu vereinbaren, die ja bekanntlich sehr lange zurückbleiben?



Zitat:
Um sich dem mechanistisch zu nähern, müsstest du dir einige Informationen zur Translationskontrolle und regulatorischen RNA-bindenden Proteinen aneignen.
Hast du die Möglichkeit, auf Elsevier-Artikel zuzugreifen?


Habe ich leider nicht. Ist der Artikel nirgendwo open-acces zu lesen?




Zitat:
Es sit nicht belegt, dass die Prion-Eigenschaften von CPEB die funktionelle Relevanz haben, die du ihnen zuschreibst. Möglich ist das schon und es gibt Hinweise darauf, aber klar ist das keinesfalls. Oder hast du da eine Referenz zu (täte mich wahrheft interessieren, wenn das belegt wäre)?


Momentan beziehe ich mich auf die Forschungsergebnisse von E.Kandel, die er in seinem Buch "Auf der Suche nach dem Gedächtnis" darlegt. Es war wohl ein indischer Biologe namens Kausik Si, der die prionenartigen Eigenschaften des CPEB entdeckte. Die genaue Quellenangabe zur entsprechenden Veröffentlichung habe ich noch nicht gefunden.


Zitat:
Was heisst hier "lediglich"?
Was "möchtest" du denn mehr?


Naja, wenn etwas nach Jahren leichter wiederlernt werden kann, müssen vom ersten lernen irgendwelche Spuren zurückgeblieben sein. Momentan kann ich mir die physiologische Grundlage dazu nicht erklären, wenn die mRNA eben doch irgendwann degeneriert wird.
jörg



Anmeldungsdatum: 12.12.2010
Beiträge: 2107
Wohnort: Bückeburg

BeitragVerfasst am: 16. Jul 2012 18:40    Titel: Antworten mit Zitat

Fexx hat Folgendes geschrieben:
Und da ohne CPEB die strukturelle Änderung der Synapse nicht erfolgt (so meine ich), liegt hier eine wichtige Funktion des Proteins.


Das schreibt Kandel nicht, zumindest nicht in dem Review "the molecular biology of memory" von 2012, publiziert in "molecular brain" (ich kenne aber das Buch nicht).
CPEB kann seine Wirkung anscheinend nur in aktivierten Synapsen entfalten. Auf einen Reiz auf das in diesem Falle sensorische Neuron durch Serotonin wird die Transkription von CPEB induziert. Wenn eine gewisse Konzentration erreicht ist, so ändert das Protein seine Konformation zunehmend in die Prion-
Konformation.
Wird die Synapse nun wieder aktiviert, so entfaltet CPEB seine Wirkung und überführt "gelagerte" mRNAs in die Translation.
Diese Daten interpretiert Kandel in dem Sinne, dass die strukturellen synaptischen Veränderungen (allen voran die Entstehung neuer Verknüpfungen) dadurch stabilisiert werden und u.a. darüber die Persistenz des zellulären Gedächtnisses gewährleistet wird.
Er spricht aber nicht von Jahren, sondern maximal von Wochen. Die wichtigste und stabilste Form der LTP wird nach seiner Meinung über neue synaptische Verknüpfungen vermittelt.

Fexx hat Folgendes geschrieben:
Es wird schließlich auch nur dann in seiner aktiven Form gebildet, wenn die Synapse über längere zeit mit Serotonin (mod. Transmitter) stimuliert wurde.


Richtiger: Wenn die Zelle, die diese Synapse bildet, mit Serotonin (oder anderen Transmittern) stimuliert wird.

Fexx hat Folgendes geschrieben:
Wie ist das mit den Gedächtnisspuren zu vereinbaren, die ja bekanntlich sehr lange zurückbleiben?


Da bist du wahrscheinlich nicht der Einzige, der danach fragt.
Kandel (um mal bei ihm zu bleiben) schiebt das darauf, dass u.U. die zusätzlichen synaptischen Verknüpfungen sehr lange erhalten bleiben. Evidenz gibt es dafür aber nur wenig bis gar keine.



Fexx hat Folgendes geschrieben:
Habe ich leider nicht. Ist der Artikel nirgendwo open-acces zu lesen?


Leider nicht, aber womöglich lässt sich das Wichtigste auch hier klären.



Fexx hat Folgendes geschrieben:
Es war wohl ein indischer Biologe namens Kausik Si, der die prionenartigen Eigenschaften des CPEB entdeckte.


Ja, doch belegt ist das soviel ich weiss nur in der Hefe, der Rest ist Spekulation.
Wenn du da mehr weisst, lass es mich wissen.

Fexx hat Folgendes geschrieben:
Momentan kann ich mir die physiologische Grundlage dazu nicht erklären, wenn die mRNA eben doch irgendwann degeneriert wird.


Na ja, die Strukturen bleiben ja anscheinend etwas länger erhalten.
Das Ding mit dem CPEB scheint ein Mechanismus zum Erhalt zu sein (siehe oben).

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Firelion



Anmeldungsdatum: 27.08.2009
Beiträge: 1878

BeitragVerfasst am: 16. Jul 2012 19:46    Titel: Antworten mit Zitat

Uns wurde in der Neurophysiovorlesung gesagt, dass das mit dem dauerhaften Lernen bzw Langzeitgedächtnis noch nicht verstanden ist.
Ich denke der molekulare Mechanismus wird unter anderem Neurophysiologen, Neurologen und Psychiater brennend interessieren. Aber das konkret am Menschen zu erforschen gestaltet suich wahrscheinlich schwer da man mit dem MRT nicht wirklich Synapsenaktivität zeigen kann und die wenigsten wohl freiwillig ein Elektrocorticogramm oder andere invasive Verfahren freiwillig mit sich machen lassen würden.
Das dumme ist aber das selbst bei Mäusen/Primaten nicht alles 100% auf den Menschen übertragbart ist unglücklich

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Fexx



Anmeldungsdatum: 05.11.2011
Beiträge: 279

BeitragVerfasst am: 16. Jul 2012 21:15    Titel: Antworten mit Zitat

jörg hat Folgendes geschrieben:

Er spricht aber nicht von Jahren, sondern maximal von Wochen. Die wichtigste und stabilste Form der LTP wird nach seiner Meinung über neue synaptische Verknüpfungen vermittelt.



Bedeutet "neue Verknüpfung" hier mehr als nur eine strukturelle Verstärkung eines vorhanden Endknöpchens?
Die Langzeitbahnung, wie ich sie verstanden habe, bezog sich nur auf die päsynaptische Endigung, welche gewissermaßen verbreitert wird - so werden dann dauerhaft mehr Transmitter ausgeschüttet. Direkt neue Verknüpfungen entstehen doch nur, wenn sowohl Endknöpchen als auch dendritische Spines gebildet werden. ist das Vprraussetzung für stabile LTP?



Zitat:
Kandel (um mal bei ihm zu bleiben) schiebt das darauf, dass u.U. die zusätzlichen synaptischen Verknüpfungen sehr lange erhalten bleiben. Evidenz gibt es dafür aber nur wenig bis gar keine.


Vorstellbar ist das, doch woran liegt es? LTP und LTDsind beschreiben doch das ständige auf und ab von Aufbau und Abbau neuronaler Verknüpfungen. Wird ein Zell-Ebnsemble häufig beanasprucht, so wird es verstärkt, wird es nicht beansprucht, so werden die verknüpfungen zurückgebaut, bzw. es sind prozentual weniger synapsen aktiv. Doch wo liegt der Punkt, an welchem die LTD nicht mehr alles zurücksetzt, was durch die LTP aufgebaut wurde?


Zitat:
Na ja, die Strukturen bleiben ja anscheinend etwas länger erhalten.
Das Ding mit dem CPEB scheint ein Mechanismus zum Erhalt zu sein (siehe oben).



Aber wiegesagt, werden ja auch die Strukturen wieder zurückgebaut (oder nicht?) und CPEB entfaltet seine bekannte Wirkung doch nur in gegenwart der entsprechenden Trabnskripte, die wohl nicht unbegrenzt verfügbar sein dürften.


--------------------------------------

Firelion hat Folgendes geschrieben:
Das dumme ist aber das selbst bei Mäusen/Primaten nicht alles 100% auf den Menschen übertragbart ist


Aber bei den grundlegenden Lernvorgängen dürfte das doch übertragbar sein, oder nicht? Der günstigste Modellorganismus ist wohl der, der den besten Kompromiss zwischen Untersuchungsmöglichkeiten und Übertragbarkeit auf den Menschen darstellt. Der darf auch ruhig schleimig sein oder mehr als vier Beine haben denke ich...
Firelion



Anmeldungsdatum: 27.08.2009
Beiträge: 1878

BeitragVerfasst am: 16. Jul 2012 21:28    Titel: Antworten mit Zitat

Naja,

wir als Primaten haben schon ein komplexeres Gehirn alsd so eine Schnecke. Das ist nicht abwartend gemeint.
Selbst die Motorik kann man nicht komplett übernehmen: Ein Beispiel:
bei Primaten zieht ein kleiner Teil der Neurone der Pyramidenbahn direkt zu den alpha-Motoneurone ohne verschaltet zu werden. Das gibt es außer Primaten bei keinem anderen Tier und ermöglicht unsere Feinmotorik.

Um bei Schnecken zu bleiben: Lebt Aplaysia lang genug um die Gedächtnisleitung mit der eines Primaten oder Elefanten zu vergleichen? Wie überprüft man das Gedächtnis über Jahrzehnte hinweg einer Schnecke?

Auch biochemisches ist das nicht 1:1 übertragen es gibt Stoffe, die für Mäuse ungiftig für uns aber schädlich sind. Der Stoffwechsel ist doch ein bisschen anders.

Von daher ist die Schnecke bestimmt ein toller Modellorganismus, aber ob man sich ganz genau auf einzelne Rezeptoren etc beziehen kann und sagen: Auch bei uns ist das so... das weiß ich nicht.

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Zuletzt bearbeitet von Firelion am 16. Jul 2012 22:08, insgesamt einmal bearbeitet
Fexx



Anmeldungsdatum: 05.11.2011
Beiträge: 279

BeitragVerfasst am: 16. Jul 2012 22:03    Titel: Antworten mit Zitat

Naja, zunächst einmal geht es ja um die Konsolidierungsmechanismen ganz simpler Verschaltungen. da dürfte es nicht so gravierend sein, dass das Säugerhirn bezüglich seiner Komplexität völlig anders ist als so ein paar Ganglien einer Schnecke.
Das Alter dürfte in hier der tat ein problem darstellen - wobei ich aber auch keine Ahnung habe, wie alt so ein Seehase normalerweise wird. Hab dazu spiontan auch nichts gefunden.
Was die Biochemie angeht, so kann ein mechnaimsus, wenn schon nicht direkt auf das Säugerhirn übertragbar, doch einen Hinweis darauf geben, wuie es sein könnte. Zum beispiel nimmt das Serotonin im imliziten Gedächtnis des Aplysia wohl eine ähnliche Rolle ein wie das Dopamin im Säugerhirn. In beiden Fällen ist es der, oder besser: ein modulatorischer Transitter, der den Lerneffekt auslöst.
Firelion



Anmeldungsdatum: 27.08.2009
Beiträge: 1878

BeitragVerfasst am: 16. Jul 2012 22:19    Titel: Antworten mit Zitat

Wobei zumindest laut unserem Dozenten Glutamat bei uns als Haupt erregender Transmitter im ZNS (außer in der Retina, da kann es erregen oder hemmen) über die NMDA Rezeptoren auch eine wichtige Rolle spielt.

Im Schmidt, Lang, Heckmann (von 2010) beziehen sich die Herren Heckmann, Dudel, Birbauer und Schmidt) auch auf Glutamat, NMDA und von Ca2+ aktivierte Transkriptionsfaktoren unter anderem CREB). aber wirkliche Mechanismen stehen da auch nicht. Es wird lediglich erwähnt das Blockade der Proteinbiosynthese durch Antiobiotika das Kurzzeitgedächtnis unbeeinflusst lässt, während das Langzeitgedächtnis beeinträchtigt wird und deshalb die Vermutung naheliegt, dass die Proteinbuiosynthese entscheidend ist.

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jörg



Anmeldungsdatum: 12.12.2010
Beiträge: 2107
Wohnort: Bückeburg

BeitragVerfasst am: 17. Jul 2012 10:11    Titel: Antworten mit Zitat

Bevor das hier noch ganz durcheinander geht:

Ich bezog mich in meinem letzten Beitrag auf die Konditionierung des Kiemenreflexes der Aplysia. Die Ergebnisse sind mit Sicherheit nicht 1:1 auf höhere Lebewesen übertragbar, doch bei CPEB und auch den CREBs handelt es sich um hochkonservierte Proteine. Ähnliches konnte beim Lernverhalten von Bienen, dem Lidschlussreflex des Hasen u.a. gezeigt werden, auch wenn andere Transmitter beteiligt waren. Beim Menschen scheinen tatsächlich glutaminerge Rezeptoren eine zentrale Rolle zu spielen.
Der Transkriptionsfaktor CREB kann allerdings von vielen Kinasen phosphoryliert werden, wie MAPK, PKA, CaMK und andere. Damit bildet er eine wichtige Endstrecke verschiedener Signalwege, die über CREB in die Transkription verschiedenster Gene münden, die dann für die LTP benötigt werden. Aber auch auf translationeller Ebene kann hier reguliert werden (Bsp: CPEB).

Fexx hat Folgendes geschrieben:
Bedeutet "neue Verknüpfung" hier mehr als nur eine strukturelle Verstärkung eines vorhanden Endknöpchens?


Ja.
"Verstärkung" des bestehenden Endköpchens: Kurzzeitpotenzierung
Neue Verbindungen: Langzeitpotenzierung (stabilstes Korrelat).

Ausserdem geht die LTP immer auch mit transkriptionellen, epigenetischen und Veränderung in der nukleären Organisation einher, was bei der STP nicht der Fall ist. Nukleäre Phänomene bilden also wahrscheinlich den "switch" von STP zu LTP. Die dadurch initiierte Änderung des Trankriptoms stellt dann die Produkte für die strukturellen Änderungen an den Synapsen zur Verfügung.


Fexx hat Folgendes geschrieben:
LTP und LTDsind beschreiben doch das ständige auf und ab von Aufbau und Abbau neuronaler Verknüpfungen.


Auch bei der LTD konnte teilweise eine strukturelle Änderung der Synapsen beobachtet werden, die der der LTP ähnlich ist. Zudem wird in den hier besprochenen Betrachtungen die Bedeutung von neuronalen Netzwerken gänzlich aussen vor gelassen. Man kann das nicht alles mit einer Zelle erklären.

Fexx hat Folgendes geschrieben:
Doch wo liegt der Punkt, an welchem die LTD nicht mehr alles zurücksetzt, was durch die LTP aufgebaut wurde?


Vermutlich, wenn die Stabilität der aufgebauten Verknüpfungen gross genug ist, um einer Degradation grossenteils zu widerstehen.


Fexx hat Folgendes geschrieben:
]Aber wiegesagt, werden ja auch die Strukturen wieder zurückgebaut (oder nicht?) und CPEB entfaltet seine bekannte Wirkung doch nur in gegenwart der entsprechenden Trabnskripte, die wohl nicht unbegrenzt verfügbar sein dürften.


Wenn das aber mit einer Veränderung auf transkriptioneller Ebene einhergeht, werden die Transkripte ja immer wieder zur Verfügung gestellt.

Fexx hat Folgendes geschrieben:
In beiden Fällen ist es der, oder besser: ein modulatorischer Transitter, der den Lerneffekt auslöst.


Gibt es keine Evidenz für, womit du das nicht behaupten kannst. Die Rolle der modulierenden Transmitter wäre noch zu untersuchen. Ich würde mich auch erstmal auf Glutamat "stürzen".

Firelion hat Folgendes geschrieben:
Wobei zumindest laut unserem Dozenten Glutamat bei uns als Haupt erregender Transmitter im ZNS (außer in der Retina, da kann es erregen oder hemmen) über die NMDA Rezeptoren auch eine wichtige Rolle spielt.

Im Schmidt, Lang, Heckmann (von 2010) beziehen sich die Herren Heckmann, Dudel, Birbauer und Schmidt) auch auf Glutamat, NMDA und von Ca2+ aktivierte Transkriptionsfaktoren unter anderem CREB).


Ja, das sehe ich auch so, auch deine Kritik an der Übertragbarkeit der Daten teile ich. Da müsste noch so einiges gezeigt werden.
Der bisher am besten untersuchte Signalweg (Aplysia): Serotonin (oder andere Transmitter)
---> Ca-Einstrom ---> Adenylatzyklase ---> cAMP ---> PKA ---> p42MAPK ---> CREB ---> Transkriptionsinitiation/ -inhibition/ -modulation.

Der Schlüssel scheint tatsächlich die Ca-Konzentration zu sein.

Auch andere Transkriptionsfaktoren ausser CREB sind erfolgversprechende Kandidaten für die LTP: cfos, NFkB, EGR-1, SRF u.a.
Zumindest die Bedeutung von CREB konnte auch in Säugerhirnen gezeigt werden.

Firelion hat Folgendes geschrieben:
Es wird lediglich erwähnt das Blockade der Proteinbiosynthese durch Antiobiotika das Kurzzeitgedächtnis unbeeinflusst lässt, während das Langzeitgedächtnis beeinträchtigt wird und deshalb die Vermutung naheliegt, dass die Proteinbuiosynthese entscheidend ist.


Ich würde auch sagen, dass "frühe Veränderungen" zunächst über die Regulation der Translation erfolgen und zunehmend transkriptionelle Effekt hinzukommen.

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Fexx



Anmeldungsdatum: 05.11.2011
Beiträge: 279

BeitragVerfasst am: 17. Jul 2012 17:44    Titel: Antworten mit Zitat

jörg hat Folgendes geschrieben:
"Verstärkung" des bestehenden Endköpchens: Kurzzeitpotenzierung
Neue Verbindungen: Langzeitpotenzierung (stabilstes Korrelat).


Dann ist aber mit "verstärkung" keine strukturelle Änderung gemeint, oder? Kurzzeitpotenzierung würde sich dann beispielsweise in gesteigerter Transmitterausschüttung äußern?
Beruht dies dann auf der Translation von mRNA, die immer gebildet wird und damit jederzeit im Endknöpfchen vorliegt? In dem Fall müssten Stoffe, die die Proteinbiosynthese unterbinden,aber auch irgendwann Einfluss auf die Kurzzeitpotentierung haben...



Zitat:
Auch bei der LTD konnte teilweise eine strukturelle Änderung der Synapsen beobachtet werden, die der der LTP ähnlich ist.


Wird hier nicht lediglich "zuückgebaut", verstärkte Synapsen werden also wieder abgeschwächt? Ich stelle mir die LTD eigentlich nur als Gegenspieler der LTP vor.



Zitat:
Zudem wird in den hier besprochenen Betrachtungen die Bedeutung von neuronalen Netzwerken gänzlich aussen vor gelassen. Man kann das nicht alles mit einer Zelle erklären.


Netzwerke bilden sich doch aus, indem die Verbindung zwischen Zellen gestärkt werden. Wenn also sämtliche Änderungen eines Lernvorgangs wieder zurückgebaut würden, so wären auch die Netzwerke nicht mehr vorhanden.


Zitat:
Vermutlich, wenn die Stabilität der aufgebauten Verknüpfungen gross genug ist, um einer Degradation grossenteils zu widerstehen.


Ja aber was bedeutet dieses "größtenteils"? WEnn durch LTP auch strukturell wieder "zurückgebaut" wird, warum wird dann nicht alles wieder auf null gesetzt? Offenbar überleben einige der neu gebildeten Struklturen, die dann das Wiedererlernen Jahre später erleichtern - andere Strukutren hingegen werden zurückgebaut. Wie kann das sein?



Zitat:
Wenn das aber mit einer Veränderung auf transkriptioneller Ebene einhergeht, werden die Transkripte ja immer wieder zur Verfügung gestellt.


Also bewirkt in diesem Fall der Lernvorgang, dass bestimmte Gene "angeschaltet" werden und nun eine ganze Weile lang abgelesen werden? Auch wenn die Signalkaskade, die zur Aktivierung der Trabnskription nötig war, gar nicht mehr besteht, weil nun zum Beispiel keine serotonergen Receptoren mehr aktiviert werden, die ja ganz am Anfang der Informationskette stehen?
Firelion



Anmeldungsdatum: 27.08.2009
Beiträge: 1878

BeitragVerfasst am: 17. Jul 2012 20:44    Titel: Antworten mit Zitat

Ich meine mich zur Erinnern, dass LTD wichtig für das "motorische" Lernen des Kleinhirns ist.

Also das nicht nur gewünschte Synapsen gefördert sondern auch unerwünschte unterdrückt werden.
Ob das jetzt so ganz genau stimmt weiß ich nicht, aber ich könnte mir folgendes beim Erlernern einer neuen Bewegung vorstellen:

Bei Erregung des Kleinhirnes werden nicht nur die für die Bewegung gebrauchten Neurone sondern auch einige wenige in der Peripherie aktiviert (wie zielgenau kann ich Neurone ansteuern?). Wenn jetzt die Aktivierung der Seitenwege zu einem Bewegungsmuster führt an dessen Ende wir stürzen ist das schlecht für uns. Passiert das jetzt ein paar mal ,,lernen" werdendie an diesem Seitenweg aktiven synapsen durch LTP gehemmt, sodass der Weg irgendwann nicht mehr mitanspringt und wir die Bewegung erlernt haben.

Vielleicht werden die gebrauchten Synapsen noch durch LTP stimuliert sodass wir "doppelt" lernen.

Auch für die Habituation spielt LTP glaube ich eine wichtige Rolle.

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Fexx



Anmeldungsdatum: 05.11.2011
Beiträge: 279

BeitragVerfasst am: 17. Jul 2012 21:08    Titel: Antworten mit Zitat

Hm, ja, das ganze muss man wohl immer verh#ältnismäßig sehen. LTP und LTD sind ja nur physiologische Mechanismen, die dem lernvorgang zugrunde liegen. das bedeutet aber nicht, das LTP immer zum Aufbau von Netzwerken und LTD zum Abbau führt. Wie du schon schreibst: WEnn im Kleinhinr nur die "erfolgreichen" Netzwerke gestärkt werden (LTP) so zieht das gleichzeitig eine relative Schwächung anderer Netzwerke nach sich.

Aber das erlernen von Bewegung im Kleinhirn bringt mich grad auf einen anderen Gedanken: Wenn beim Erlernen des aufrechten Gangs verschiedenes ausprobiert wird und jene Bewegungen, die Schmerzen (durch Sturz) nach sich ziehen, nicht verstärkt werden...wie geschieht das?
Vielleicht gibt es darauf ja eine simple Antwort, aber: Schmerz ist ein starker reiz, mit Schmerz lernen wir sehr effektiv. Allerdings bewirkt dieser starke Reiz ja gerade nicht, dass jene Netzwerke, die fast gleichzeitg mit dem Schmerz aktiv waren (eben die bewegungen, die zum Sturz führten) gestärkt werden, sondern das genau gegenteil. Wie aber funktioniert das?
ich glaube nicht, dass der Schmerzreiz andere netzwerke "aufbaut" und damit das für den Schmerz verantwortliche motorische Netzwerk schwächt, daher wird der Schmerz wohl direkt den Abbau des verantwortlichen motorischen Netzwerkes fördern. Doch wie?
es wird ja wohlkaum so stumpf sein, dass Schmerzbahnen im gehirn zur Ausschüttung von Stoffen führt, die vor kurzem aktive Netzwerke abbaut. das wäre ja bei weitem zu unspeziefisch - wie funktioniert das also, das Schmerz so unglaublich effektiv das vermeiden einer motorischen Leistung herbeiführt...?

(Ich bitte etwaige Unsinnigkeiten zu entschuldigen, das war jetzt einfach so runtergeschrieben.)
jörg



Anmeldungsdatum: 12.12.2010
Beiträge: 2107
Wohnort: Bückeburg

BeitragVerfasst am: 20. Jul 2012 18:21    Titel: Antworten mit Zitat

Etwas diffus, was du da schreibst.....

Das "Lernen durch Schmerz" kann auf einem Vermeidungsverhalten basieren.
Der aufrechte Gang ist dafür nun kein geeignetes Beispiel, da die nötigen "Programme" im Zwischenhirn/Stammhirn/Rückenmark gespeichert werden. Es bedarf der ausreichenden vestibulären Information, fortgeschrittener motorischer Integrationsfähigkeit, einem ausgebildeten Kleinhirn sowie den ausgebildeten absteigenden Bahnen. Es gibt allerdings eine ganz interessante Beschreibung eines Nomadenvolkes, wo tatsächlich das Gehen letztendlich durch eine schmerzhafte Erfahrung gelernt wird. Als Nomade ist es nun ziemlich anstrengend, die Kinder immer mit rum zu schleppen. Dieses Volk (ich weiss nicht mehr genau, wo es lebt) hat nun einen raffinierten, ritualisierten Kult, damit die Kleinkinder (noch fast Säuglinge) laufen lernen: Zunächst werden einige Primitivreflexe erhalten, indem sie stets provoziert werden. Dann, so im Alter von etwa 2 Jahren werden die Kinder in ein "Nest" aus allerlei stacheligem Zeug gesetzt, das so unangenehm ist, dass die Kinder mit Hilfe des noch ausgprägten Schreitreflexes anfangen, aufzustehen und zu laufen. Das setzt natürlich voraus, dass vor allem der Gleichgewichtssinn ausreichend informiert ist, aber auch das wird immer wieder geübt in den komplexen Ritualen, in denen die Primitivreflexe erhalten bleiben. Das ist ein ganz interessantes Beispiel, doch der Schmerz allein macht hier gar nichts.

Kommen wir mal zu etwas alltäglicherem, wie den Umgang mit dem Messer. Nun hat jemand, der ausreichend motorisch informiert ist, das erste Mal ein Messer in der Hand, weil er etwas schnitzen möchte. Nach seiner Auffassung kommt er der selbst gestellten Aufgabe am Nächsten, wenn er mit der linken Hand das Holz festhält und mit der rechten Hand auf die linke zuarbeitet. Nun geschieht das Unvermeidliche: Er schneidet sich.
Was wird er tun? Eine Möglichkeit wäre, das auf das Messer zu schieben und es als "gefährlich" aus der hand zu legen und nie wieder anzufassen oder irgendein anderes Vermeidungsverhalten). Eine andere wäre, seinen motorischen Plan zu ändern. Das setzt voraus, dass er assoziativ denken kann und weiss, dass es nicht am Messer als solchem lag, sondern auch, dass sein Handlungsplan nicht optimal bzw. zielführend war. Nun entwirft er einen neuen motorischen Plan, er probiert herum, bis der Erfolg ihn belohnt ("trial and error").
Das wäre ein Beispiel für eine Situation, in der der Scmerz direkt mit der Handlung verknüpft ist. Man kann aber auch den Schmerz im Sinne der Konditionierung einsetzen. Das wäre das, was unsere Urgrosseltern "Erziehung" nannten.
Das Problem dabei ist, dass wir dann womöglich nicht die Handlung lernen, sondern Angst. Erst einmal erlernte Angst ist aber ein hemmschuh der Handlungsplanung. Wer Angst hat, etwas falsch zu machen, wird das garantiert tun.

Ich hoffe, dass ich damit deiner doch etwas dysregulierten Sprunghaftigkeit etwas Input geben konnte.
Hier befinden wir uns aber auf der Ebene komplexer neuronaler Netzwerke, das ist allein mit molekularen Phänomenen nicht zu erklären. Dazu müsstest du erstmal etwas intensiver in das komplexe Gebiet der Neuroanatomie und Neurophysiologie eintauchen und versuchen, die Beobachtungen aus Verhaltensforschung, Psychologie, Neurophysiologie und Anatomie miteinander zu verknüpfen zu einem praktisch handhabbaren Gefüge, das Belastungsproben standhält.

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Fexx



Anmeldungsdatum: 05.11.2011
Beiträge: 279

BeitragVerfasst am: 20. Jul 2012 20:51    Titel: Antworten mit Zitat

Das Nomadenvolk ist ein interessantes Beispiel! Allerdings halte ich es für gar nicht so weit von laufenlernen in unserer Kultur entfehrnt. bei den erwähnten Nomaden scheint der Schmerz gezielt eingesetzt zu werden um den aufrechten gang "einzuleiten" während das in anderen kreisen nicht der Fall ist. Allerdings fällt jedes Kind ab und zu mal hin, wenn es laufen lernt und das ist vielleicht nicht direkt schmerzhaft, aber sicherlich doch unangenehm und geht damit in die gleiche Richtung. das Kind möchte nun nicht mehr hinfallen, weil es weiß, das das unangenehm sein kann, somit ist der Schmerz doch noch assoziativ representiert und spielt beim laufen lernen warscheinlich eine Rolle.
Allerdings stimmt es schon, das dies nicht zentral sein muss. Der aufrechte Gang bringt schließlich Vorteile mit sich. Das lernen allein aufgrund von Vermeidungsverhalten ist in diesem Fall daher bestimmt nicht ausreichend für eine Erklärung.



Zitat:

Nun geschieht das Unvermeidliche: Er schneidet sich.

Was wird er tun? Eine Möglichkeit wäre, das auf das Messer zu schieben und es als "gefährlich" aus der hand zu legen und nie wieder anzufassen oder irgendein anderes Vermeidungsverhalten).


Genau das ist der zentrale Punkt: Es scheint nachvollziebar, das gleiche verhalten nicht zu wiederholen, wenn es Schmerz nach sich zog. Doch wie sorgt der Schmerz dafür, dass genau diese motorische Leistung, die unmittelbar vor dem Schmerzsignal erfolgte, zukünftig nicht mehr ausgeführt wird?
Das ist ja erst der Grund, warum Handlungsalternativen erprobt werden. Auf welche Weise das dann geschieht, ist ja wieder eine andere Frage.

Was feststeht, ist, dass Reize, die ein verhalten auslösten, dass zum Schmerziganl führten, zukünftig nicht mehr das gleiche verhalten auslösen werden. Ganz grob: Messer in der Hand, Wurst in der anderen und Hunger werden nicht mehr jenes "unkontrollierte" zerhacken hervorbringen, das am Tag zuvor zum Schnitt in den Finger geführt hat. Jetzt wird die Person aufpassen und hat sie es auch noch so eilig. Der Schmerzreiz muss also einen drastischen neuronalen Umbau hervorgerufen haben, der dann mit dem Schmerzgefühl korreliert.









Zitat:
Hier befinden wir uns aber auf der Ebene komplexer neuronaler Netzwerke, das ist allein mit molekularen Phänomenen nicht zu erklären. Dazu müsstest du erstmal etwas intensiver in das komplexe Gebiet der Neuroanatomie und Neurophysiologie eintauchen und versuchen, die Beobachtungen aus Verhaltensforschung, Psychologie, Neurophysiologie und Anatomie miteinander zu verknüpfen zu einem praktisch handhabbaren Gefüge, das Belastungsproben standhält.


Ja, dass müsste ich in der Tat, das ist wohl ein/das Grundprinzip der Neurowissenschaften: Scheinbar uninteressantes/"normales" verhalten mit der Physiologie korrelieren: "Der Schnitt in den Finger lässt mich beim nächsten mal natürlich aufpassen, das ist doch ganz klar. hat schließlich weh getan!" Doch anders betrachtet ist dieses "aufpassen" nichts anderes als eine andere völlig Reaktion auf die prinzipiell gleichen Reize.
Was brachte diese drastische Änderung hervor?

Muss man den Schmerz sicher allein auf basis von netzwerken erklären? natürlich kann das sein, aber ist es nicht komisch, dass ein Schmerzreiz eine neuronalen Umbau stimuliert, für den in den meisten Fällen lange gelernt werden muss? Man ist schließlich viel mehr darauf bedacht, etwas "richtig" zu tun, wenn das "Falsch-Tun" den Schmerzreiz provoziert.


Zitat:
Ich hoffe, dass ich damit deiner doch etwas dysregulierten Sprunghaftigkeit etwas Input geben konnte.


Ja, wie eigentlich immer Zwinkern
Wobei "Input" natürlich alles ist, wenn man mal kleingeistig sein will.
Firelion



Anmeldungsdatum: 27.08.2009
Beiträge: 1878

BeitragVerfasst am: 22. Jul 2012 22:07    Titel: Antworten mit Zitat

Naja, Schmerz ist ein bisschen etwas "besonderes". Das fängt schon bei den Rezeptoren an: Nozirezeptoren haben zwar eine ziemlich hohe Reizschwelle, aber adaptieren einmal erregt (fast) nicht. Andere Rezeptoren feuern bei gleicher Stzimulierung iregndwann weniger frequent.
Zweitens gibt es nicht den passenden Stimulus: Photorezeptoren reagieren auf Photonen, Haarzellen auf Schwingungen, Mechanorezeptoren auf Druck oder Verformung, Chemorezeptoren auf Moleküle, Theromrezeptoren (auf nicht geklärte Art und Weise auf Temperatur...

Und Nozirezeptoren auf alles. Jeder Reize ist an einer bestimmten Intensität schmerzhaft.

Dann macht Schmerz einem auch die sonstz unbewusste Somatosensorik schlagartig bewusst. Normalerweise merkt man nicjht dass zb. der Sauerstoff oder CO2 Gehalt und die Drücke im Körper ständig überwacht werden.

Dann triggeren auch interne Schäden die Nozirezeption wie ein zu gewaltiger Hirndruck oder zu niedriger pH oder substantien die zwar intrazellulär aber normalerweise nicht im Blut vorkommen (ein Zeichen für Nekrose oder Zellschäden) oder Entzündungsmediatoren (PGE2) den Schmerz.

Schmerz ist kurz um das was dem Hirn sehr deutlicjh sagt, dass der Körper in Gefahr ist. Die Spontanasktivität der Nozirezeptoren wird einem nicht bewusst, weil das Gehirn die mit Endorphinen konstant wegblockt. Alsdo bon daher kann ich mir gut vorstellen, dass es beim Schmerz besondere Lernmechanismen gibt. Schon alleine aus Gründen der Evolution: Isst einer die grünen Beeren, die im so furchtbar Bauchweh gemacht haben trotzdem noch mal, zweugt er statisch wohl weniger Kinder als der der es beim ersten Mal verstanden hat. Bei anderen Aufgaben wie dem Lernen des Akphabets ist der Selektionsdruck nicht so hoch. Nicht nach dem ersten Mal hören, dass Alphabet herunter zu beten zu können ist in der Regel nicht tödlich.

Wie der Mechanismus genau funktioniert weiß ich nicht, aber ich vermute mal das limbische System und insbesondere der Mandelker spielen dabei eine wichtige Rolle.


Ansonsten könnte ich mir vorstellen, dass auch Dopamin wichtig ist. Wenn man beim zweiten Mal feststellt es tut so gar nicht weh ist das besser als erwartet (sogar um einiges besser) wird Dopamin freigesetzt. Und Dopamin verstärkt dann vielleicht die wirkung anderer beim Lernen wichtiger Transmitter (z.B. Glutamat) und begünstigt damit die LTP.
Aber wie gesagt, dass ist reine Spekulation.


Emotionen generell sind wichtig beim Lernen und Erinnern. Wenn einem eine Situation richtig Angst gemacht hat, vergisst man diese nicht so leicht (wenn überhaupt). Und Schmerz (zumindest starker löst Angst aus). Wenn man jetzt in eine Situation erneut gerät die man als schmerzhaft in Erinnerung behalten hat, löst das zu einem gewissen Grad, ja auch Angst aus (weil man schon die Erwartung hat: das tut weh). Und das wirkt sich dann auch ungewollt auf die Motorik aus (--> Anspannung).

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Anmeldungsdatum: 05.11.2011
Beiträge: 279

BeitragVerfasst am: 23. Jul 2012 15:57    Titel: Antworten mit Zitat

Firelion hat Folgendes geschrieben:
Naja, Schmerz ist ein bisschen etwas "besonderes". Das fängt schon bei den Rezeptoren an: Nozirezeptoren haben zwar eine ziemlich hohe Reizschwelle, aber adaptieren einmal erregt (fast) nicht.


Ist es nicht sogar so, dass bei dauerhafter Applikation eines Schmerzreizes (z.B. Hitze) eine Sensibilisierung eintritt?
Allerdings muss die ja nicht auf Receptorebene stattfinden, sondern kann sicher auch durch Verstärkung nachgeschalteter Synapsen (Lerneffekt), bzw. der Erhöhung der Receptorzahl in der unmittelbaren Umgebung erfolgen...?



Zitat:
Zweitens gibt es nicht den passenden Stimulus: Photorezeptoren reagieren auf Photonen, Haarzellen auf Schwingungen, Mechanorezeptoren auf Druck oder Verformung, Chemorezeptoren auf Moleküle, Theromrezeptoren (auf nicht geklärte Art und Weise auf Temperatur...

Und Nozirezeptoren auf alles. Jeder Reize ist an einer bestimmten Intensität schmerzhaft.


Ja, aber gibt es nicht dennoch nur speziefische Schmerzrezeptoren? Natürlich ist jeder reiz ab einer bestimmten Intensität schmerzhaft (außer vielleicht der chemische Reiz;der Geschmack/Geruch wird höchstens unangenehm). Allerdings dachte ich, dass es dennoch für jede Art Schmerzreceptor adäquate reize gibt: So ist der Schmerzreceptor, der bei großer Hitze reagiert eigentlich ein Hitzereceptor der eben eine hohe Erregungsschwelle besitzt. Wenn es keine UNtergurppen der Nociceptoren gäbe, wie könnte man dann Hitzeschmerz von mechanischen unterschieden?
Oder gibt es sowohl spezifische als auch multimodale Schmerzreceptoren?



Zitat:
Ansonsten könnte ich mir vorstellen, dass auch Dopamin wichtig ist. Wenn man beim zweiten Mal feststellt es tut so gar nicht weh ist das besser als erwartet (sogar um einiges besser) wird Dopamin freigesetzt.


Ja, das könnte ich mir auch gut vorstellen. Allerdings ist das ja schon der prozess, der nach dem schmerzvollen Ereignis stattfindet. Die große Frage bleibt ja immernoch: Warum führt man schmerzvolle Handlungen nicht noch einmal durch? Wie löst der Schmerzreiz einen solch drastischen neuronalen Umbau aus?
Firelion



Anmeldungsdatum: 27.08.2009
Beiträge: 1878

BeitragVerfasst am: 23. Jul 2012 16:03    Titel: Antworten mit Zitat

Wir haben gelernt, dass Nozirezeptoren multimodal sind. Vielleicht kommen die Unterschiedlichen Qualitäten durch Coaktivierung von anderen Rezeptortypen zu stande. Interessanterweise meinte mein Dozent sogar ein Viel zu Viel an süß würde Schmerzen auslösen. Den Mechanismus dahinter habe ich allerdings vergessen.
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Fexx



Anmeldungsdatum: 05.11.2011
Beiträge: 279

BeitragVerfasst am: 23. Jul 2012 17:04    Titel: Antworten mit Zitat

Firelion hat Folgendes geschrieben:
Wir haben gelernt, dass Nozirezeptoren multimodal sind. Vielleicht kommen die Unterschiedlichen Qualitäten durch Coaktivierung von anderen Rezeptortypen zu stande.


Stimmt, das könnte sein. Werd auch nochmal gucken, ob ich was dazu finde.



Zitat:
Interessanterweise meinte mein Dozent sogar ein Viel zu Viel an süß würde Schmerzen auslösen. Den Mechanismus dahinter habe ich allerdings vergessen.


Das ist irgendwie schwer vorstellbar, auch wenn das natürlich nicht dagegen spricht. Vielleicht ist diese hohe Konzentration an "Süßstoff" mit normalem Zucker auch gar nicht zu erreichen. Allerdings würden Receptoren, die auf Geschmack reagieren und dann Schmerz hervorrufen auch eigtnlich keinen Sinn machen, wenn es gar keine "natürlichen" Speisen gibt, die als Stimulus wirken können.
Firelion



Anmeldungsdatum: 27.08.2009
Beiträge: 1878

BeitragVerfasst am: 23. Jul 2012 20:02    Titel: Antworten mit Zitat

ich gaube mich zu erinnern, dass der Schmerz durch "süß" os,otisch bedingt ist und durch Druckänderungen (Zucker zieht Wasser an -(weswegen isotonische Getränke meist viel Zucker enthälten)) mechanosensible Kanäle in Nozirezeptoren öffnet und so scherz vermittelt wird. Wie süß zu süß bei intakten Zähnen ist weiß ich aber nicht.
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