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darius78
Anmeldungsdatum: 10.01.2006 Beiträge: 2
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Verfasst am: 10. Jan 2006 19:50 Titel: Warum der offene Blutkreislauf der Insekten? |
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Seid gegrüßt.
Nach reiflichem Überlegen sowie erfolgloser Suche nach befriedigenden Antworten erhoffe ich mir hier DIE Antwort(en).
Warum besitzen die Insekten einen offenen Blutkreislauf?
Danke.
Gruss |
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Pflaenzchen
Anmeldungsdatum: 22.09.2005 Beiträge: 70 Wohnort: Hessen
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Verfasst am: 10. Jan 2006 21:28 Titel: |
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Hallo,
Es ist nicht so, dass das einen bestimmten Zweck hätte, sondern eher so, dass die ganze Sache mit dem geschlossenen Kreislauf erst "später erfunden" wurde. Den geschlossenen Blutkreislauf findet man erst bei den höheren Tieren. Dazu nutzt es vielleicht etwas sich die evolutionäre Stammesgeschichte der Tiergruppen anzuschauen, ist aber sehr komplex.
P.S: Auch die Atmung ist bei Insekten sehr interessant. Sie haben ja Tracheen an den Körperseiten, welche in das Insekt hineinragen und sich so fein verästeln, dass jede Körperzelle versorgt werden kann.
Viele Grüße Pflaenzchen (Hoffe das hilft Dir schon etwas weiter, Tiere sind halt nicht so mein Thema - unschwer zu erkennen) _________________ Zellbiologie - Pflanzenphysiologie - Pflanzenökologie |
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darius78
Anmeldungsdatum: 10.01.2006 Beiträge: 2
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Verfasst am: 10. Jan 2006 21:57 Titel: Immerhin ein Anfang ... |
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Hi Pflänzchen,
eine Vermutung (die davon genährt ist, wie mein Lehrer die Frage an mich richtete) ist die, dass eine konkrete Antwort auf diese Frage existiert müsste. Aber vielen Dank für den nun gemachten Anfang.
Das Tracheensystem ist in der Tat interessant. Vor allem ist sie unvermeidlich, da die Gasversorgung bestimmter Bereiche (bspw. Muskelkontraktion für Flügelschläge) mit Hilfe des Blutes überhaupt nicht den Ansprüchen genügen würde so dass ein durch Diffusion arbeitendes System anscheinend wie geschaffen dafür ist.
Vielleicht könnten wir gemeinsam eine Theorie entwickeln, warum der Blutkreislauf offen ist. Was ich weiß ist, dass das Blut die Körperhöhlungen durchspült, somit die Organe direkt versorgt. Außerdem, da die Gasversorgung über ein eigenes Versorgungsnetz stattfindet, bleibt nur noch der Transport von Nährstoffen für das Blut über. Hmm ... ob da schon die Antwort drin ist?! :klo: |
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Frieder Hummel
Anmeldungsdatum: 11.10.2004 Beiträge: 142
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Verfasst am: 11. Jan 2006 22:22 Titel: offener Kreislauf |
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Pflaenzchen hat Folgendes geschrieben: | ... die ganze Sache mit dem geschlossenen Kreislauf erst "später erfunden" wurde. Den geschlossenen Blutkreislauf findet man erst bei den höheren Tieren ... |
Hallo Pflaenzchen,
deine Aussage ist nicht allgemeingültig, offensichtlich hast du bei deinen Überlegungen den Regenwurm vergessen
Sie gilt zB. für die Mollusken, bei denen die "niederen" Muscheln und Schnecken einen offenen, die "höheren" Tintenfische aber einen geschlossenen Kreislauf haben.
Für die Inskten von Darius gilt das nicht:
Innerhalb der Gliedertiere (= Artikulaten) haben die "niederen" Ringelwürmer (= Anneliden) einen geschlossenen, die von ihnen abstammenden "höheren" Gliederfüßer (= Arthropoden, incl. Insekten) aber einen offenen Kreislauf.
darius78 hat Folgendes geschrieben: | ... könnten wir gemeinsam eine Theorie entwickeln, warum der Blutkreislauf offen ist ... |
Hallo Darius,
zwischen dem offenen Gefäßsystem und dem Tracheensystem gibt es einen interessanten Zusammenhang:
Bei "niederen" Gliederfüßern mit einem einfacheren, weniger stark verzweigtem Tracheensystem reicht die Rückenarterie (= Herzschlauch) über mehrere bis viele Segmente und hat paarig verzweigte Seitenäste, die sich jeweils innerhalb ihres Segments weiter verzweigen.
Bei den "höheren" Insekten ist das Rückengefäß kürzer und ohne seitliche Arterien.
Dafür sind die Tracheen sehr stark verzweigt und reichen weit über die Segmentgrenzen hinaus. Sie umwinden und durchziehen sehr dicht alle Organe, besonders die Flugmuskeln.
Vermutlich ist neben dem dichten Tracheensystem kein Platz für die Blutgefäße in den Organen. Die Gewebslücken und Zwischenzellräume reichen bei den kurzen (Diffusions-)Wegen in den relativ kleinen Tieren für die Nährstoffversorung aus.
Bei sehr kleinen Insekten gibt es überhaupt keine Adern mehr.
Die kurze Aorta ist nur noch für die ausreichende Blutversorgung (bzw. Hämolymphe) des Gehirns notwendig, auch wegen der engen Kopfkapsel-Öffnung.
Unser Gehirn verbraucht (im Vergleich mit allen anderen Organen) für seine Tätigkeit sehr viel "Energie", bei den Insekten wird das kaum anders sein. Der Energieträger ist der Blutzucker (bei uns bekanntlich Glucose, bei den Insekten der Zweifachzucker Trehalose). _________________ Mit freundlichem Gruß
Frieder
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Es irrt der Mensch, solang er strebt (J.W.v.G.) |
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