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Tuguegarao
Anmeldungsdatum: 03.08.2013 Beiträge: 1
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Verfasst am: 03. Aug 2013 16:55 Titel: Frage zur genetischen Evolution des Menschen |
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Hallo alles zusammen,
ich beschäftige mich seit einigen Wochen hobbymäßig mit menschlicher Genetik. Da ich aber keinen Hintergrund in Biologie, Medizin oder Dergleichen habe, ist mein Wissensschatz nicht so umfangreich.
Im Moment lese ich ein Buch names "Doppelhelix hält besser" von Sam Kean, in der die Genetik für Laien erklärt wird und dort hieß es unter anderem, dass bei der Zellteilung Mutationen auftreten können und wir aufgrund von "DNA-Kopierfehlern" in Ei- und/oder Spermienzellen eine Handvoll an Genen besitzen, die unseren Eltern nicht zu eigen sind.
Nun hat der Mensch (laut Wikipedia) ja ca. 22500 Gene und da macht das bei einem Individuum im Durchschnitt wohl nicht so viel aus (wenn nicht gerade kritische Gene betroffen sind und sich Krankheiten ergeben), aber ich habe mich gefragt: Wenn seit Anbeginn der Menschheitsgeschichte in jeder Generation ein paar Mutationen auftreten - und auch immer wieder andere pro Individuum innerhalb einer Generation - wie sind wir dann genetisch noch die "gleichen" Menschen wie zu Beginn des Homo Sapiens Sapiens? Wahrscheinlich habe ich zentrale Punkte der Genetik übersehen bzw. weiß noch einfach zu wenig, aber es erscheint mir irgendwie konterintuitiv, wenn wir auf der einen Seite langsam "vor uns hin mutieren", aber seit Jahrtausenden trotzdem die gleiche Spezies sind. Nicht nur was Physis sondern auch was das Gehirn, dessen Fähigkeiten (im neutralen Sinne! Da Mutationen ja nicht zielgerichtet sind, können wir im Laufe der Zeit ja auch zentrale Aspekte verloren haben, die den Homo Sapiens Sapiens anfangs ausgezeichnet haben) aber auch z.B. unsere Bedürfnisse angeht. Also eben im Sinne, dass wir nicht mehr nur individuelle Variationen von HSS sind, sondern uns irgendwann genetisch ja so unterscheiden müssten, dass man den "Urmodernen Mensch" und uns (oder zukünftige Menschen) als unterschiedliche Arten betrachtet.
Unter dem Aspekt wäre auch die Ähnlichkeit zwischen verschiedenen Ethnien erstaunlich und um es vorweg zu nehmen, ich halte nichts von Eugenik oder glaube an "rassische Unterschiede"!
Aber gerade deshalb verwirrt mich dieses Thema so sehr, denn all die Menschen aus verschiedenen Kulturkreisen haben - wenn man die kulturellen Rahmen und Äußerlichkeiten bzw. ganz spezielle Besonderheiten (z.B. dass vielen Asiaten ein spezielles Enzym zur Alkoholverwertung fehlt etc.) abzieht- unterscheiden sich in ihrer Menschlichkeit, zumindest nach meinem Empfinden, überhaupt nicht.
Und das, obwohl sich die verschiedenen großen ethnischen Gruppen über lange Zeit immer recht eigenständig entwickelt haben (die globale Völkerwanderungen in den moderneren Jahrhunderten mal außenvorgelassen - in den Zeiten davor lagen zwischen den Völkerwanderungen ja meist längere Zeiträume).
Gerade diese Erfahrung krieg ich aber nicht in meinem begrenzten Theoriewissen unter und obwohl ich schon recherchiert habe, find ich irgendwie nicht die Erklärung.
Vielleicht könnt ihr mir ja helfen. Das wäre wirklich super, weil ich mir den Kopf darüber zerbreche und das echt verstehen will.
Viele Grüße
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Firelion
Anmeldungsdatum: 27.08.2009 Beiträge: 1878
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Verfasst am: 03. Aug 2013 18:14 Titel: |
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Hi,
naja die Gene bleiben meist die gleichen aber die Allele also " Genvarianten" sind andere. Ein Beispiel nehmen wir das Gen X, dass für Genprodukt X codiert. Wenn die Sequenz der Mutter für dieses Gen so aussehen würde ATTTTTGC und die des Vaters ATTTTTGG das Kind jetzt aber für das Gen auch die Sequenz ACTTTTGC, hätte handelt es sich um eine Mutation, da ein T gegen C ausgetauscht wurde. Jetzt könnte das dazuführen, dass kein oder kein funktionelles Genprodukt mehr hergestellt werden kann. Trotzdem ist das Gen dafür noch da.
Es muss nicht nur ein krankheitsrelavantes Gen betroffe sein, sondern eine funktionsverändere Mutation an entscheidener Stelle vorliegen. Also ja, Mutationen machen meist keinen sichtbaren Phänotyp haben also meist keinen erkennbaren Effekt.
So jetzt zur Evolution:
Die Menschen die momentan leben eint, dass sie keine genetischen Mutationen habern, die nicht verhindert haben, dass sich die befruchtete Eizelle einnisten konnte und sich der Embryo und Fötus entwickeln und lebendig geboren werden konnte.
Es treten durchaus Mutationen auf, die dies verhindern (z.B.fehlen von Chromosomen, zu viele Chromosomen). Dies führt dann zur Ausbleiben der Schwangerschaft bzw. Fehlgeburt/Totgeburt. Damitkann diese Mutation nicht bei lebenden Menschen gefunden werden.
Ein zweiter Grund für die genetische Verwandschaft ist die Fruchtbarkeit:
Wenn Mutationen verhindern, dass befruchtungsfgähige Eizellen oder Spermien entstehen, kann diese Mutation nicht an die Kinder weitergegeben werden, da keine Kinder gezeugt werden können, oder dass die Mutationsträger vor der Puberrtät versterben,o verschwindet diese Mutation auf lange Sicht wieder, wenn die Mutationsträger sterben.
Ein dritter Grund sind die Reparaturmechanismen unseres Körpers die ein Großteil der Fehler erkennen und beheben, bevor es zur Mutation kommen kann.
Ein vierter Grund ist, dass die Mutationen oft sehr klein sind also nur ein einzelnes oder einige wenige Basenpaare betreffen. Wenn man die Anzahl der Basenpaare des Genoms betrachtet, sind diese Unterschiede statistisch nicht sonderlich relevant.
Jetzt sorgt aber die moderne Medizin, dafür dass auch Träger lethaler Mutationen länger überleben und so die Puberträt erreichen oder Mebschen die auf natürlichem Weg keine Kinder bekommen können, trotzdem leibliche Kinder bekommen können. Dadurch wird es mehr Allelle geben. Richtig relevant ist es aber nur, wenn eine größere Anzahl Basenpaare betroffen ist.
LG Firelion _________________ It is well known that a vital ingredient of success is not knowing that what you’re attempting can’t be done - Terry Pratchett |
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Daniel35
Anmeldungsdatum: 10.09.2012 Beiträge: 511
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Verfasst am: 04. Aug 2013 11:13 Titel: Re: Frage zur genetischen Evolution des Menschen |
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Tuguegarao hat Folgendes geschrieben: | Hallo alles zusammen,
ich beschäftige mich seit einigen Wochen hobbymäßig mit menschlicher Genetik.
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Schön das es nach den Spambot-Attacken hier mal wieder richtige Fragen gibt.
Deine Frage ist ziemlich sinnvoll, aber es gibt einie Punkte, die man noch berücksichtigen muss.
1. Nur ein sehr kleiner Teil, 1 %, unserer DNA, kodiert Gene. Basenveränderungen in den restlichen 99 % wirken sich meist kaum aus. Ausnahmen sind natürlich Bereiche der Genregulation. Das viele Erwachsene bei uns Milch vertragen, basiert zum Beispiel auf so einer einzelnen Punktmutation im regulativen Bereich.
2. Selbst wenn ein Gen eine Punktmutation erfährt, wird das in der Regel keine oder geringe Auswirkungen haben. Es entsthen dennoch dieselben Proteine oder zumindest funktionell weitgehend gleichwertige. Systeme wie die Hitzeschockproteine tragen dazu bei und wirken ein wenig als Puffer.
3. Stabilisierende Selektion. Wir können in der Regel nur das beobachten, was in allen seinen Entwicklungsphasen zumindest überlebensfähig ist. Manche Gene sind durch MillionenJahre Evolution so stark aufeinander abgestimmt, dass hier jede weitere Veränderung zu nicht lebensfähigen Organismen führt. Wir verbinden Selektionim darinschen Sinne oft als Mechanismus evolutionärer Veränderung. Aber eigentlich ist Selektion eher ein Bremser. |
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Daniel35
Anmeldungsdatum: 10.09.2012 Beiträge: 511
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Verfasst am: 04. Aug 2013 11:22 Titel: |
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Firelion hat Folgendes geschrieben: |
Jetzt sorgt aber die moderne Medizin, dafür dass auch Träger lethaler Mutationen länger überleben und so die Puberträt erreichen oder Mebschen die auf natürlichem Weg keine Kinder bekommen können, trotzdem leibliche Kinder bekommen können. Dadurch wird es mehr Allelle geben. Richtig relevant ist es aber nur, wenn eine größere Anzahl Basenpaare betroffen ist.
LG Firelion |
Da es aber sehr sehr viele Menschen gibt, ist das für die Evolution nicht sehr relevant.Auch sehr geringe Selektionsdrücke können sich über längere Zeit durchsetzen, da die genetische Drift so geringen Einfluss hat. |
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